„Wenn man keine Luft kriegt…“: St. Pauli rätselt über das Formtief von Hountondji
Dem Traumstart in die Saison folgt das Tief. Nach drei Toren in den ersten drei Spielen wartet Andréas Hountondji nun schon seit fünf Wochen auf Treffer Nummer vier für den FC St. Pauli. Die persönliche Torflaute ist ein generelles Problem für die Kiezkicker, die in den letzten drei Duellen nicht getroffen haben. Doch die Sorgen bei Hountondji liegen tiefer. Der Angreifer scheint derzeit seiner größten Stärke beraubt. Was ist bloß mit dem Turbo los? Auch Trainer Alexander Blessin rätselt und sucht nach Antworten. Der Kiezklub sollte sie schnell finden.
Nur noch sehr wenig erinnert derzeit an den wie entfesselt aufspielenden Stürmer, der beim Derbysieg die HSV-Abwehr schwindelig spielte, förmlich in Grund und Boden rannte und die Gegner fast nach Belieben überlief und abhängte, als verfüge er als einziger Spieler auf dem Platz über einen Extra-Gang. Seine Geschwindigkeit ist seine gefährlichste Waffe. Spätestens nach der 0:2-Niederlage in Frankfurt muss man konstatieren: war.
Andréas Hountondji steckt im Formtief – woran liegt das?
Wieder einmal hatte der Nationalspieler des Benin gut losgelegt, die geforderte Laufarbeit gegen den Ball geleistet und einige Sprints angezogen. Und wie so oft in den vergangenen Wochen hatte er auffällig früh nachgelassen, war nicht mehr die weiten Wege gegangen, hatte nicht mehr die Tiefenläufe gesucht und vor allem auch nicht den vielen Raum auf den Außenbahnen genutzt, der sich gegen die Eintracht bot. Gerade gegen die Innenverteidiger der Frankfurter, die „nicht die schnellsten sind“, wie Trainer Blessin nach dem Spiel anmerkte, hätte Hountondji nicht nur häufiger Laufduelle suchen können, sondern sogar sollen. Das war der klare Auftrag des Trainers an ihn gewesen: mit Tempo außen vorbei, geradlinig, schnörkellos.

„Er ist 23 und muss bestimmte Sachen auch lernen: wie er in dem Moment seine Stärke einsetzt – und das ist nunmal seine Schnelligkeit“, stellte der Coach nach der Partie auf die dürftige Leistung des wuchtigen Angreifers angesprochen klar und forderte: „Da muss er hinkommen.“
Hountondji kam müde von den Länderspielreisen zurück
Ist es nur eine Sache der Fokussierung oder auch Disziplin, sich an die taktischen Vorgaben zu halten? Oder fehlt Hountondji derzeit die nötige Energie, um den Turbo zu zünden? Fakt ist, dass von der Wucht, Explosivität, Schnelligkeit und Tempohärte, über die er verfügt, aktuell viel zu wenig zu sehen ist. Ganz zu schweigen von der nötigen Ausdauer. Nicht nur das Selbstvertrauen, auch die physische Stärke scheint ihm abhanden gekommen zu sein. Warum?

„Schwierig“ sei das, sagt Blessin und verweist auf die beiden Länderspielpausen im September und im Oktober und die Reisen von Hountondji. „Er war zweimal bei der Nationalmannschaft und kam dann müde zurück. Er hat dann auch genau diese Läufe und die Geschwindigkeit nicht auf den Platz gekriegt. Ist es jetzt Müdigkeit? Weiß ich nicht. Das müssen wir noch herausfinden.“ Das Spiel in Bremen Anfang Oktober hatte der vom FC Burnley ausgeliehene Offensivspieler aufgrund von Knieproblemen verpasst, war dann zur Nationalmannschaft gereist.
Trainer Blessin: Stürmer hat „gerade Probleme mit der Luft“
Blessin vermutet mittlerweile andere Gründe für die auffällige Schwächephase des 1,90-Meter-Mannes und erklärte in Frankfurt: „Er hat gerade Probleme mit der Luft und mit dem Atmen bei Spielen. Wenn man keine Luft kriegt, weiß man, was das mit dem Körper macht.“ Keine volle Leistungsfähigkeit, schnelle Ermüdung. Folgen eines Infekts?
Der Coach kündigte an, sich nochmal mit den Mannschaftsärzten zu beraten, „ob wir da vielleicht mal gucken müssen, dass er zulässige Mittel bekommt, die die Atemwege öffnen.“ Sprich: Medikamente. „Denn ich hatte das Gefühl, dass er nach den ersten 20 Minuten schon sehr müde wirkte bei den Läufen zurück. Das war in den ersten zwei, drei Spielen nicht so. Nicht nur wegen seiner Tore, sondern seinem ganzen Verhalten.“
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Vom Torjäger zum Sorgen-Profi. Etwas stimmt nicht mit Hountondji, davon ist Blessin überzeugt, und betont: „Da müssen wir hinterher sein, wie wir das hinkriegen.“ Damit der Stürmer möglichst schnell wieder seine Stärken auf dem Platz bringen kann. Die Mannschaft braucht sein Tempo und seine Wucht, und das nicht nur 20 Minuten lang. Nach fünf Niederlagen in Serie und drei Spielen ohne Tor sogar dringend.
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