„Nicht gekanntes Ausmaß“: Vogelgrippe breitet sich aus – Tausende Kraniche verendet
Der Kranich als Vogel des Glücks macht in Deutschland derzeit keine gute Zeit durch – die Vogelgrippe lässt Tausende verenden. Doch bedroht sind nicht nur Wildvögel. Nutztierhalter sind in Sorge.
Die Ausbreitung der Vogelgrippe unter Kranichen hat nach Einschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) ein in Deutschland bislang nicht gekanntes Ausmaß angenommen. Eine Häufung verendeter Tiere, so wie in diesem Herbst, sei bislang noch nicht beobachtet worden, sagte eine Sprecherin des für Tierseuchen zuständigen Bundesinstituts. Bei eingesandten Tierkadavern habe das FLI als nationales Referenzlabor die Infektion mit der besonders ansteckenden Variante des Vogelgrippe-Virus H5N1 bestätigt.
Vogelgrippe: 2000 Kraniche auf Vogelzug nach Süden verendet
Erste Schätzungen gehen davon aus, dass bisher etwa 2000 Kraniche auf dem alljährlichen Vogelzug nach Süden in den deutschen Rastgebieten an der Geflügelpest verendeten. Allein in Nordbrandenburg wurden nach Behördenangaben zwischenzeitlich fast 1000 tote Kraniche geborgen, die Suche hält an. An einem Stausee an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt wurden mehr als 500 tote Tiere gefunden, über 100 in der Mecklenburgischen Seenplatte. Der Höhepunkt der Kranichrast wird erst noch erwartet, sodass Fachleute auch mit deutlich höheren Zahlen toter Tiere rechnen.

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Das Ausmaß erinnert an Fälle im Ausland in den vergangenen Jahren: Bei einem Seuchenzug im Winter 2023 seien in Ungarn mehr als 10.000 Kraniche der Vogelgrippe zum Opfer gefallen, teilte die FLI-Sprecherin mit. Im Jahr 2021 seien in Israel 8000 tote Kraniche gezählt worden.
Auch andere Wildvögel und Nutzgeflügel betroffen
Das Virus befällt aber auch andere Wildvogelarten. In den zurückliegenden 15 Jahren seien besonders Reiherenten, Lachmöwen, Seeschwalben und auch Basstölpel betroffen gewesen, hieß es vom Loeffler-Institut. Doch auch vor Nutzgeflügel wie Legehennen, Mastgänsen oder Puten macht das hochansteckende Virus nicht Halt.

Zuletzt brach die Geflügelpest unter anderem in zwei Großbetrieben mit Legehennen in Vorpommern aus. Nach Angaben des Schweriner Landwirtschaftsministeriums mussten dort knapp 150.000 Tiere vorsorglich getötet werden. Bereits Mitte Oktober waren im niedersächsischen Landkreis Cloppenburg 20.500 Puten gekeult worden. Die Gesamtzahl der seit Jahresbeginn getöteten Nutztiere liegt noch weitaus höher.
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Als Reaktion auf die wachsende Zahl nachgewiesener Infektionen hat das Friedrich-Loeffler-Institut in seiner aktuellen Bewertung das Risiko für weitere Ausbrüche in Geflügelhaltungen und auch für Wildvögel von niedrigeren Stufen auf „hoch“ gesetzt.
Kontakt zu toten Vögeln vermeiden
Laut Institut ist es besonders wichtig, tote Wildvögel wie die Kraniche schnell einzusammeln und sicher zu entsorgen, um die Übertragung des Virus zu unterbinden. Auch Aasfresser wie Krähen, Raben und Seeadler können die Krankheit weitertragen. Zudem werden Tierhalter aufgefordert, die Hygienebestimmungen sehr genau einzuhalten, das Geflügel möglichst in Ställen unterzubringen und Kontakte zu Wildvögeln und deren Ausscheidungen zu verhindern.
Die Vogelgrippe wird auch Geflügelpest genannt. Sie ist hochansteckend und nimmt bei vielen Vogelarten rasch einen tödlichen Verlauf. Für die Bevölkerung besteht laut FLI kein besonderes Risiko. Doch sollte der Kontakt zu toten Vögeln in jedem Fall vermieden werden. Ehemals war das Virus im Zusammenhang mit dem Vogelzug nur während der kalten Jahreszeit hierzulande präsent. Mittlerweile gibt es das ganze Jahr hindurch Nachweise, wenn auch mit saisonalen Schwankungen. (dpa/mp)
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