„Erinnert mich an den HSV-Absturz!“ Olic sieht schwarz für Bundesliga-Klub
Die Stimmungslagen könnten vor diesem Duell kaum unterschiedlicher sein. Während dem HSV die Freude über die wöchentlichen Bundesliga-Festtage anzumerken ist, taumelt Wolfsburg nach vier Pleiten in Folge durch eine heftige Krise. Auch ansonsten haben die beiden Nord-Vereine, die nur 137 Kilometer Luftlinie trennen, kaum eine Gemeinsamkeit – oder etwa doch? Ivica Olic, der in seiner Karriere für beide Klubs spielte, wagt in der MOPO einen Vergleich.
Man muss es nehmen, wie es kommt. Wird ja viel über Wolfsburg geschimpft, übelste Provinz und so weiter. Olic aber erinnert sich vor allem gern an den Verkehr in der VW-Stadt. „Ich habe damals nur fünf Minuten vom Stadion entfernt gewohnt“, sagt der 46-Jährige und muss schmunzeln: „Das war für mich ein positiver Schock, ich war vorher aus Berlin, Moskau, Hamburg und München ganz anderes gewohnt. Den Arbeitsweg habe ich sehr genossen.“
Ex-HSV-Profi Ivica Olic lebt in Hamburg-Othmarschen
Mittlerweile ist Olic längst zurück in Hamburg. Othmarschen ist sein Zuhause, mehr Verkehr zwar, aber wer will sich daran angesichts anderer Vorzüge schon stören. Hamburg bestimmt Olic’ Leben, seit er von Anfang 2007 bis Sommer 2009 für den HSV stürmte. Nach drei Jahren bei den Bayern und zweieinhalb Spielzeiten in Wolfsburg kam er Anfang 2015 noch mal zum HSV zurück. Den VfL hat er aber weiterhin im Auge.

„Ich weiß, dass manchmal schlecht über Wolfsburg geredet wird“, sagt Olic. „Aber ich habe dort eine wunderbare Zeit gehabt. Wir hatten eine großartige Mannschaft, mit Spielern wie Kevin De Bruyne, Naldo, Diego oder Ivan Perisic. Der VfL war auf einem richtig guten Weg und auch die Stimmung rund um den Verein war sehr positiv.“
War. Denn die Gegenwart ist trist und erinnert Olic an das dunkelste Kapitel der HSV-Geschichte. „Gefühlt geht es in Wolfsburg von Jahr zu Jahr immer etwas weiter bergab“, meint der frühere Torjäger (72 Tore in 238 Bundesligaspielen). „Das erinnert mich sehr an den HSV-Absturz. An die Situation, die es früher beim HSV gab, bevor der Verein dann irgendwann abgestiegen ist. So weit ist es in Wolfsburg noch nicht, aber der VfL muss aufpassen!“
HSV hat sich nach schwachem Saisonstart gefangen
Ganz anders stellt sich zumindest derzeit die Lage im Volkspark dar. Nach gleichermaßen schwerem wie schwachem Start (ein Zähler aus den ersten drei Spielen) hat sich der HSV freigeschwommen und fühlt sich in der Bundesliga pudelwohl. Vor dem achten Spieltag sind die Hamburger die Nummer eins des Nordens – vor Werder, St. Pauli und den Wölfen.
„Ich gebe zu, dass ich nach den ersten Spielen nicht damit gerechnet habe“, stellt Olic fest. „Aber wie sich die Mannschaft gefangen hat, ist toll. Das war nicht leicht, denn in Hamburg bekommst du alles – nur keine Zeit. Es wächst etwas zusammen, vor allem die Last-Minute-Verpflichtungen von Vieira, Sambi Lokonga und Luka Vuskovic haben den HSV auf ein anderes Level gehoben.“
Ivica Olic schwärmt von HSV-Leihgabe Luka Vuskovic
Insbesondere die Leihe von dem in Tottenham unter Vertrag stehenden Vuskovic (18) macht auch Olic froh. Kroatiens U21-Nationaltrainer kennt den Abwehrmann seit Jahren und steht in engem Austausch mit ihm. „Ich habe ihn schon mit sechzehneinhalb Jahren zu unserer U21 geholt, viel früher, als es eigentlich üblich ist“, erinnert sich Olic. „Seitdem geht er seinen Weg konsequent weiter. Auch jetzt beim HSV.“
Zuletzt äußerte der jüngere der beiden Vuskovic-Brüder im kroatischen TV sogar den Wunsch, über die Saison hinaus in Hamburg bleiben zu wollen, um ab Ende 2026 mit seinem noch wegen Epo-Dopings gesperrten Bruder Mario zusammenspielen zu können. Schwer vorhersehbar, ob Tottenham einer erneuten Leihe zustimmen würde. Olic aber weiß: „Luka wollte immer zum HSV! Er wird sich für diesen Verein zerreißen und will immer gewinnen.“
Das könnte Sie auch interessieren: „Das ist cool zu sehen“: Polzin staunt über einen HSV-Pechvogel
Auch am Samstag. Olic wird auf der Tribüne sitzen und die Partie live im Stadion verfolgen. „Der VfL hat auf dem Papier die besseren Einzelspieler, aber der HSV die bessere Form“, stellt er fest und prognostiziert: „Wolfsburg ist gerade schlagbar. Das sollte der HSV nutzen, denn jeder Punkt zählt, damit es mit dem Klassenerhalt klappt.“
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.