Selbstironisch, schräg und nostalgisch: „Ein Stück Großstadtrevier“ auf dem Kiez
Große Haie, kleine Fische: Der Mannschaft vom PK14 gehen sie alle ins Netz. Seit fast 40 Jahren flimmern die Folgen rund ums fiktive Polizeikommissariat auf dem Kiez über die Mattscheibe. Nun kann die riesige Fangemeinde die Hauptfiguren der Kultserie mal außerhalb der vertrauten Umgebung erleben. Statt Schurken und Straftäter zu verfolgen, dürfen die Serienstars in „Ein Stück Großstadtrevier“ am St. Pauli-Theater ungehemmt aus der Rolle fallen.
Und genau das macht das Bühnenabenteuer so interessant! Bissig-ironisch verulken sie sich und ihren Schauspieleralltag zwischen Quotendruck, Rollenneid und Sparmaßnahmen – Plaudereien aus dem Nähkästchen als lustiges Spiel mit der „enttäuschten“ Erwartungshaltung der Zuschauer.
„Ein Stück Großstadtrevier“: Hier fallen alle aus ihren Rollen
Das Publikum bekommt Einblicke in das, was frühmorgens im nostalgischen, zum Maskenmobil umfunktionierten Zirkuswagen (Bühne: Manfred Gruber) abgeht. Nach und nach trudelt das Ensemble ein – und sitzt plötzlich in der Falle. Petra, ein verrückter und für das Publikum nicht sichtbarer Serienfan (gesprochen von Nicole Heesters), hat die Tür verrammelt und verkündet wütend: „Ohne Jan kommt ihr da nicht raus!“

Was tun? Kann Sven (Fricke) Petra als Jan-Fedder-Double überzeugen? Oder ist es Maria (Ketikidou), die ihnen mit ihren Erinnerungen den Weg ins Freie ebnet? Dazwischen kämpfen Patrick (Abozen) und Farina (Flebbe) mit Scheinproblemen.
Schräg und überdreht

Und der muntere Enrique (Fiß) neckt seine übellaunige Kollegin Saskia (Fischer), deren Serienfigur Regina Küppers ein Dasein ohne Eigenleben fristen muss. Doch die weiß sich zu rächen. Denn am Ende zeigt Saskia Fischer, die das grelle Bühnen-Spektakel ums „Großstadtrevier“ auch verfasst hat: Die wahren Strippenzieher hinter den Kulissen sind die Drehbuchautoren. Und das bedeutet: Die spielenden Kolleginnen und Kollegen tanzen nach ihrer Pfeife, bis sie die Darsteller aus der absurden Situation, in die sie von ihr ja erst hineingeschrieben wurden, auch wieder erlöst, dem turbulenten Treiben (von Regisseur Guntbert Warns schräg und überdreht inszeniert) schließlich ein Ende macht. Und den Schlusspunkt setzt – hinter ein Stück Backstage-Comedy, in der die Vorgesetzten das letzte Wort haben. Wie im wahren Leben.
St. Pauli-Theater: bis 16.11., diverse Termine und Uhrzeiten, 19-64 Euro, st-pauli-theater.de

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