Bei der Kupferproduktion bei Aurubis in Hamburg fällt Schlamm an, der wertvolle Edelmetalle enthält (Symbolfoto).

Kupferproduktion bei Aurubis in Hamburg: „Wird Arbeitsplätze kosten“ Foto: dpa

Erfolgreicher Klimaentscheid: Verliere ich jetzt meinen Job?

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Eines der Horrorszenarien, die durch die Debatte um den Klimaentscheid schwirrten: drohender Arbeitsplatzverlust. Besonders die energieintensive Industrie in Hamburg schlug Alarm, weil sie Standortnachteile durch neue Bestimmungen fürchtet. Müssen Hamburger jetzt um ihre Jobs bangen?

Eins ist klar: Für die Industrie in Hamburg wird die schnellere Klimaneutralität eine Herausforderung. Laut Gutachten der Umweltbehörde zum 2040-Ziel muss sie fossile Brennstoffe durch Wasserstoff und E-Fuels ersetzen. Dass hierfür die Voraussetzungen schon 2040 erfüllt sind, ist unwahrscheinlich. Zudem kritisieren Wirtschaftsvertreter eine neue Planungsunsicherheit, weil der Senat jährlich nachjustieren muss, wenn Ziele verfehlt werden. Das könne Investitionen in Betriebe hemmen.

„Die Zielerreichung nun nochmals um fünf Jahre vorzuziehen, wird massive Auswirkungen für Hamburgs Industrie mit sich bringen. Deindustrialisierung made by Hamburg!“, klagt nach dem Klimaentscheid etwa Andreas Pfannenberg vom Hamburger Industrieverband. Und fordert mehr Unterstützung bei der Umstellung auf klimaneutrale Produktion, Wasserstoffversorgung und CO₂-Speicherung: „Damit Hamburg trotz dieser Entscheidung Deutschlands größte Industriestadt bleibt, müssen die Standortbedingungen umgehend verbessert werden!“

Hamburg: Aurubis kündigt Jobverluste an

Beim Kupfer-Hersteller Aurubis blickt man am Montagmorgen nach dem Entscheid jedenfalls düster in die Zukunft: Es sei unwahrscheinlich, dass 2040 alle technischen Fragen für eine Dekarbonisierung gelöst seien und ausreichend erneuerbare Energien zu international wettbewerbsfähigen Preisen zur Verfügung stünden.



„Aurubis steht im Wettbewerb mit Metallproduzenten weltweit, die teils unter deutlich geringeren Umwelt- und Klimaauflagen und mit wesentlich geringeren Energiekosten produzieren können”, so ein Unternehmenssprecher zur MOPO. „Entsprechend ist eine weitere Beschleunigung der Klimaziele und damit deutlich frühere Verschärfung der Klimaauflagen für uns sehr nachteilig. Das wird am Ende Arbeitsplätze in Hamburg kosten.“

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Die Befürchtung: Die Industrie wandert ab, weil es in Hamburg zu teuer wird. Andererseits hätte sie ihre Produktion auch bei dem bisherigen 2045-Ziel umstellen müssen – und Befürworter sehen den Klimaschutz als Innovationsmotor. Sie gehen zudem davon aus, dass gesamtgesellschaftlich neue Jobs in anderen Bereichen entstehen.

Wie schwer die Transformation Hamburgs Wirtschaft tatsächlich trifft, liegt aber auch in der Hand des Senats. Er muss die Klimaschutz-Maßnahmen beschließen – und hat dabei auch Handlungsspielraum. Denn auch hier gilt, dass Hamburg keine Verbote oder Regelungen im Alleingang durchsetzen kann und muss, wenn die Stadt auf den Bund oder gar die EU angewiesen ist. Zudem müssen die beschlossenen Maßnahmen sozialverträglich sein. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) beteuerte am Montagvormittag jedenfalls: „Wir werden den Industriestandort mit aller Kraft verteidigen.”

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