Lucy Charles-Barclay bei der Ironman-WM auf Hawaii

Lucy Charles-Barclay wurde völlig dehydriert aus dem Rennen genommen. Foto: picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS | BEAUTIFUL SPORTS/Hilger

Drama beim Ironman auf Hawaii: Ehemann stoppt torkelnde Weltmeisterin

kommentar icon
arrow down

Was für ein Ironman-Wettkampf auf Hawaii: Zwei Weltmeisterinnen brechen völlig erschöpft ab, die Führende torkelt kurz vor dem Ziel – und Laura Philipp kämpft sich in einem Rennen voller Dramen auf das Podium. Für die Heidelbergerin fühlt sich der dritte Platz fast wie ein Sieg an.

Nach dem härtesten Arbeitstag ihrer Karriere fühlte sich auch der dritte Platz wie ein persönlicher Sieg an für Laura Philipp. Natürlich hatte sich die Ironman-Weltmeisterin von Nizza 2024 die erfolgreiche Titelverteidigung und die „krasse Krönung“ im Mekka des Langstrecken-Triathlons vorgenommen.

Torkeln, Zusammenbrüche, Dramen

Schwerste Bedingungen mit großer Hitze und extremer Luftfeuchtigkeit auf Hawaii machten die 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen aber zur Tortur. „Ich wurde so richtig durchgekocht“, sagte Laura Philipp, die in Socken des Hamburger Labels Incylence läuft, im Ziel von Kailua-Kona.

Laura Philipp wurde auch dank einer tollen Laufleistung Dritte beim Ironman auf Hawaii. picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS | BEAUTIFUL SPORTS/Hilger
Laura Philipp Ironman
Laura Philipp wurde auch dank einer tollen Laufleistung Dritte beim Ironman auf Hawaii.

Es spricht für die Härte des diesjährigen Rennens, das zum letzten Mal nur den Frauen vorbehalten war, und für Laura Philipps Willen und Selbstkontrolle, dass sie die einzige von drei Weltmeisterinnen war, die es überhaupt bis ins Ziel schaffte.

Das könnte Sie auch interessieren: Schlimme Verletzung! Drama um Ex-HSV-Star Reis

Chelsea Sodaro, Hawaii-Siegerin 2022 aus den USA, stieg beim Radfahren aus. Lucy Charles-Barclay, Hawaii-Siegerin von 2023 und über zwei Drittel des Rennens Topanwärterin auf den Sieg, wurde von ihrem besorgten Ehemann gestoppt – zuvor war sie durch eine Verpflegungsstation getorkelt, völlig überhitzt.

Knapp drei Kilometer vor dem Ziel das nächste Drama: Taylor Knibb, die sich mit Charles-Barclay auf dem Rad und zunächst auch beim Marathon ein packendes Duell geliefert hatte, schwankte stark und wirkte benommen. Das Ziel war praktisch in Hörweite, doch der Körper rebellierte. Knibb setzte sich auf den Asphalt – und war raus.

„Die Leute haben mir gesagt, du bist jetzt Vierte, du bist jetzt Dritte, und ich habe gedacht: Ich habe doch gar keine überholt. Was passiert hier?“, erzählte Laura Philipp später über das verrückte Finale eines denkwürdigen Rennens mit der 26 Jahre alten norwegischen Überraschungssiegerin Solveig Løvseth.

Philipp kämpft sich durch

Vor einem Monat hatte ihr Landsmann Casper Stornes bei der WM in Nizza triumphiert. Im kommenden Jahr, wenn Frauen und Männer wieder gemeinsam auf Hawaii starten, wird es also eine norwegische Nummer-eins-Doppelspitze geben. Zweite wurde – wie schon 2023 hinter Philipp – die Britin Kat Matthews. 25 Sekunden fehlten ihr bei ihrer Aufholjagd am Ende nur noch auf Solveig Løvseth. Laura Philipp brauchte über neun Minuten mehr als die Siegerin.

„Es war nicht der Tag, den ich mir erträumt hatte“, sagte die 38 Jahre alte Heidelbergerin, die bereits 2023 Dritte geworden war und zuvor zweimal Vierte. „Aber es war ein guter Test, um zu zeigen, wie hart man zu sich sein kann: Wie weit geht man, wenn die Träume schwinden?“

Kampf gegen Hitze, Wind und Zweifel

Die kurze Nacht vor dem großen Rennen hatte Laura Philipp schlecht geschlafen. Der Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes: Es hatte geregnet – ein Zeichen für noch größere Schwüle. Um 6.25 Uhr am Morgen gab der traditionelle Kanonenschuss in der Bucht von Kailua-Kona das Rennen frei.

In einer zweiten Verfolgergruppe konnte sich die deutsche Mitfavoritin halten und stieg gut sechs Minuten nach Superschwimmerin Lucy Charles-Barclay aus dem Wasser. „Das Radfahren war bisher Kindergeburtstag“, sagte Philipps Trainer und Ehemann Philipp Seipp der ARD am Streckenrand. Auf dem Rückweg kam dann der gefürchtete Gegenwind – und das Rennen wurde zum Härtetest.

Dritter Platz: Lächeln im Zielkanal

Beim Wechsel auf die Laufstrecke hatte Philipp knapp 15 Minuten Rückstand. „Du schaust auf deine Uhr und siehst, dass du nicht läufst, was du dir vorgenommen hast“, schilderte sie. Doch andere, die schneller liefen, brachen zusammen. „Ich habe auf meinen Körper gehört“, sagte sie – und das brachte sie aufs Podium.

Als sie auf die Zielgerade einbog, kehrte das Lächeln zurück. Im Zielkanal klatschte Laura Philipp die Zuschauer ab und umarmte kurz darauf ihren Trainer und Ehemann. „Es war auf jeden Fall für mich persönlich der härteste Tag, den ich je hatte“, sagte sie der ARD. „Ich habe zwischenzeitlich nicht mehr geglaubt, dass ich aufs Podium komme.“ (dpa/mp)

Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp
test