Eine Frau trägt die israelische Flagge auf dem Nova-Festplatz während einer Zeremonie zum Gedenken an den zweiten Jahrestag des von der Hamas verübten Anschlags vom 7. Oktober.

Eine Frau trägt die israelische Flagge auf dem Nova-Festplatz während einer Zeremonie zum Gedenken an den zweiten Jahrestag des von der Hamas verübten Anschlags vom 7. Oktober. Foto: picture alliance/dpa | Ilia Yefimovich

Zwei Jahre Gaza-Krieg – und für die Angegriffenen gibt es kein Mitleid mehr

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Das erste Mal wars in einer Runde von Kumpels, abends. Wir kamen auf die Gräueltaten vom 7.10. zu sprechen, die da erst wenige Tage zurücklagen. Hunderte Palästinenser waren auf israelisches Gebiet eingefallen, hatten Dörfer und ein Musikfestival überfallen. Wahllos Menschen getötet, Frauen vergewaltigt, Kinder massakriert. Einer meiner Freunde sagte: „Naja, die dürfen sich auch nicht wundern, bei all dem, was die vorher so getrieben haben.“ Und neulich, in einer anderen Runde, knapp zwei Jahre später, das Gespräch kommt auf den Überfall der Hamas auf Israel, sagt eine Frau: „Naja, das hat ja auch alles seine Vorgeschichte…“

Ach ja? Welche Vorgeschichte macht es nochmal nachvollziehbar, Frauen zu vergewaltigen und zu töten, die friedlich feiern wollten? Und das Ganze triumphierend auf Video festzuhalten? Bei allen Irrungen und Wirrungen der viele Jahrzehnte andauernden schrecklichen und endlosen Auseinandersetzung zwischen Palästinensern und Israel, gibt es eine Konstante: Mitleid mit Juden ist ein rares Gut.

Kaum jemand erwähnt noch, wer diesen Krieg angefangen hat

Keine Frage: Der Krieg in Gaza hat grauenvolle Folgen für die Menschen, die dort leben. Es gibt einen vielstimmigen Chor auf allen Kanälen, der das Vorgehen der israelischen Armee kritisiert. Der ihr Kriegsverbrechen vorwirft. Einen Völkermord. Vielleicht sind diese Vorwürfe richtig, vielleicht nicht. Unabhängig von dieser Bewertung fällt aber auf:
Es gibt kaum jemanden, der bei all dem noch erwähnt, wer diesen Krieg angefangen hat, am 7.10. vor zwei Jahren. Und wer ihn hätte jederzeit beenden können und immer noch kann, durch Kapitulation und Freilassung der Geiseln.

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Kaum jemand erwähnt, dass die Kämpfer der Hamas gemeinhin keine Uniform tragen und sich meist als Zivilisten tarnen. Dass die Hamas unter Wohnhäusern von Zivilisten hunderte Kilometer militärische Tunnelanlagen gebaut hat, dass sie sich in Schulen und Krankenhäusern verbergen, um die Zivilisten als Schutzschild zu missbrauchen. Was irgendwie nach Kriegsverbrechen klingt. Und dass die Hamas als Organisation laut ihrer „Charta“ das erklärte und eindeutige Ziel hat, Israel zu vernichten und alle Juden zu töten. Was irgendwie nach Völkermord klingt.

Gewalt gegen Juden wird schulterzuckend hingenommen

Man kann den real existierenden abgrundtiefen Hass auf die Juden, der sich historisch nicht auf ihre Taten, sondern auf ihr bloßes Dasein bezieht, einfach ausblenden. Man kann den Überlebenskampf eines Landes, das seit seiner Gründung von allen Seiten bedroht und angegriffen wurde, generell als Aggression einstufen. Man kann die Terroristen der Hamas sogar als Freiheitskämpfer verklären, wie es zuletzt immer häufiger geschieht. Man macht es sich dann, um es sehr vorsichtig zu formulieren, nur sehr leicht.

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Gut übrigens, dass niemand bei uns auf die Idee kommt, Deutschrussen anzugreifen, um sie für die Kriegstreiberei von Putin verantwortlich zu machen. Erstaunlich hingegen, dass es bei uns so viele schulterzuckend hinnehmen, wenn Juden bei uns bepöbelt und bespuckt – und ermordet werden – „wegen Gaza“.

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