Ihr Tatort ist jetzt die Bühne: „Ein Stück Großstadtrevier“ im St. Pauli-Theater
Das „Großstadtrevier“ gibt’s jetzt auch live! Die Stars der kultigen TV-Serie ziehen ins St. Pauli-Theater. Mit Maria Ketikidou (59), als Zivilfahnderin Hariklia „Harry“ Möller seit 1993 eine feste Größe des Kommissariats, sprach die MOPO über „Ein Stück Großstadtrevier“ und die Hintergründe des „Betriebsausflugs“.
MOPO: Großer Hai oder kleiner Fisch – was ist das „Großstadtrevier“ für Sie?
Maria Ketikidou: Ein ziemlich großer Fang, würde ich sagen. Und solange mich dieser Fisch noch jeden Tag auf Trab hält, bleibt er an der Leine. Wäre es anders, müsste ich ihn wohl ziehen lassen.
Jetzt wirft der Serien-Dauerbrenner die Angel auch nach den Theaterbesuchern aus. Was erwartet die?
Es geht, so viel sei verraten, um einen Fall, der sich gründlich von allen unterscheidet, die das Publikum im Fernsehen erlebt. Das Stück hat Saskia Fischer alias Frau Küppers geschrieben, es erzählt eine fiktive Geschichte, die uns als Ensemble ganz persönlich betrifft. Wir treten nicht als unsere Figuren auf, sondern als wir selbst – vor dem Hintergrund eines ganz normalen Drehtages, der dann ziemlich aus dem Ruder läuft. Ausgangspunkt ist ein frühes Treffen im Maskenmobil vor einem geplanten Fotoshooting. Und von da an nimmt das Ganze eine Wendung, mit der niemand gerechnet hat.
Wie ist die Idee entstanden?
Ein Musical oder ein Theaterstück übers „Großstadtrevier“ – diese Spinnerei spukte am Set immer mal wieder in unseren Köpfen herum. Seit Kurzem werden nun statt 16 nur noch zwölf Folgen pro Staffel produziert – da blieben ein paar Tage „übrig“. Freie Zeit, um etwas Neues auszuprobieren. Und genau daraus wurde „Ein Stück Großstadtrevier“.

Das Theater also quasi eine Notlösung?
Nein, eher ein Geschenk. Theater ist für mich eine eigene Disziplin – ehrlich, unmittelbar, voller Energie. Ich komme vom Film und bin eigentlich keine Komödiantin. Aber genau das hat mich gereizt: mit Selbstironie und Augenzwinkern zu zeigen, wie wir Schauspieler so ticken. Ungewohnt – aber gerade deshalb spannend.
Haben Sie jemals daran gedacht, aus der Serie auszusteigen?
Ehrlich gesagt: nein. Ich hab’ einfach immer weitergemacht. Drehen ist mein Metier, und ich liebe es. Von den „Heartbreakers“ 1982 über die 90er mit Produktionen wie „Sterne des Südens“ und „Großstadtrevier“ bis heute wollte ich nichts anderes als spielen. Gerade die Anfangsjahre, vor allem mit Jan Fedder, waren eine fantastische Zeit. Aber so richtig begriffen, was für ein Privileg es ist, Teil dieser Serie zu sein, habe ich erst in den letzten Jahren. Mehr als 500 Folgen, fast 40 Jahre – und wir sind immer noch da. In der heutigen Fernsehlandschaft ist das nicht selbstverständlich.
Wie sehr beunruhigen Sie denn dann die Sparmaßnahmen der Produktionsgesellschaften? Schürt diese Entwicklung Zukunftsängste?
Wäre ich 30, hätte ich wahrscheinlich mit Ja geantwortet. Aber ich durfte noch die guten Zeiten erleben – mit 15 stand ich zum ersten Mal vor der Kamera. Der Beginn einer großen Liebe. Ich durfte seitdem fast durchgehend arbeiten. Was für eine glückliche Fügung. Heute weiß ich: Es gibt ein Leben nach Film und Fernsehen. Kunst und Kreativität stecken überall. Wenn man an sich und an seine Energie glaubt, findet man immer einen Weg, das zu tun, was man liebt. Insofern: Ich bin gelassener geworden. Und dankbarer.
Was halten Sie für das Erfolgsgeheimnis der Serie?
Ich glaube, ein wichtiger Grund ist: Wir machen das hier mit Herzblut – vor und hinter der Kamera. Klar, die Bedingungen haben sich verändert. Heute drehen wir eine Folge in acht statt in zwölf oder dreizehn Tagen. Trotzdem wird Wert auf Qualität gelegt. Die Figuren haben Profil, sind nicht aalglatt, sondern mit Ecken, Kanten und Haltung. Und die Geschichten – sie holen das Leben rein. Manchmal ernst, manchmal mit Witz, aber immer nah dran. Das mögen die Leute. Das „Großstadtrevier“ wurde nie abgesetzt, irgendwas müssen wir also richtig gemacht haben.
Wie viel von der Zivilfahnderin steckt eigentlich mittlerweile in Ihnen?
Manchmal mehr, als mir lieb ist. Wenn jemand unfair behandelt wird, geht sofort der innere Blaulichtmodus an – bis mir einfällt: Schiete! Kein Dienstausweis, keine Waffe – ich hab’ nur meinen Jutebeutel dabei.
St. Pauli-Theater: ab 8.10. (Voraufführung, 39,90 Euro), 10.10.-16,11., div. Daten, 19-64 Euro, st-pauli-theater.de

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