Heikle Mets-Frage: Länderspielreise nach Mega-Pause oder St. Pauli-Einsatz?
Nicht nur dabei, sondern mittendrin und mit vollem Einsatz. Karol Mets ist wieder fit, einsatzbereit und kann es kaum erwarten, endlich wieder richtig Fußball zu spielen. Wer ihn kennt: Geduld zählt nicht zu seinen Stärken. Er wäre lieber gestern als morgen zurück im Wettkampfgeschehen. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt? Und welcher ist der beste Weg zum Comeback, wenn ein Profi fast ein Jahr lang kein Spiel mehr absolviert hat? Der FC St. Pauli und die Abwehrkante stehen vor schwierigen Fragen. Das hat auch mit der Länderspielpause und den anstehenden internationalen Duellen zu tun. Es gibt mehrere Szenarien.
Wer Mets zum Wochenstart auf dem Trainingsplatz an der Kollaustraße in Aktion gesehen hat, wird festgestellt haben: so gut wie nichts deutet mehr auf die elfmonatige Verletzungspause inklusive Knie-OP hin. Der 32-Jährige ist voll dabei. Aber Training ist Training und Spiel ist Spiel. Die lange Zeit ohne Fußball auf Wettkampf-Niveau ist nicht zu unterschätzen.
Karol Mets einsatzfähig: Wann gibt er sein Comeback?
Einen ersten Schritt hat Mets am vergangenen Spieltag gemacht. Beim Heimspiel gegen Bayer Leverkusen war der Innenverteidiger erstmals wieder im Kader, jedoch nicht zum Einsatz gekommen. Auch im kommenden Auswärtsspiel bei Werder Bremen wird er wieder dem Spieltagskader angehören, wenn er die Trainingswoche ohne Rückschläge übersteht, hatte Trainer Alexander Blessin klargestellt. Für ein Mets-Comeback gibt es mehrere Szenarien.
Szenario eins: Mets rückt gegen Werder in die Startelf. Nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich. Die fehlende Spielpraxis spricht gegen einen Einsatz von Beginn an, zumal zuletzt Lars Ritzka den Job auf der linken Position der Dreierkette überzeugend erledigt hat und auch der später für Ritzka eingewechselte Adam Dzwigala ein Lob von Trainer Alexander Blessin bekommen hatte. Klar ist aber auch: Ein Mets in Topform ist der beste der drei Kandidaten, aber dafür muss er sie wieder erreichen.
Szenario eins: Mets wird in Bremen eingewechselt, wenn bei Ritzka im Laufe der zweiten Halbzeit die Kräfte schwinden und kann sich mit einem Kurzeinsatz wieder etwas an das Wettkampfgeschehen und die Intensität des Spielbetriebs gewöhnen. So etwas ist allerdings schwer zu planen, denn Spielverlauf und die anderen nötigen Wechsel, die vollzogen werden, müssen dafür passen. Es ist grundsätzlich immer leichter, einem Stürmer ein paar Minuten Spielzeit zu geben als einem Innenverteidiger.
Reist Mets zur Nationalmannschaft?
Szenario zwei ist heikel: Dem nächsten Spieltag folgt die Länderspielpause. Aktuell steht noch im Raum, dass Mets wieder für die Nationalmannschaft Estlands nominiert wird. Die Kaderbekanntgabe steht noch aus, aber kurz bevor. „Da gucken wir mal, ob er dann Spielzeit bei der Nationalmannschaft kriegt“, hatte Blessin zuletzt zu dem Thema gesagt.
Auf den ersten Blick mutet es fast wahnsinnig an, dass Mets sein Comeback nach elf Monaten ohne Pflichtspiel und weit weg von Hamburg und der medizinischen Abteilung des FC St. Pauli in einem WM-Qualifikationsspiel geben könnte. Aber: Auf der einen Seite ist da zwar seine lange Pause, auf der anderen seine immens wichtige Rolle. Mets ist Kapitän und bester Spieler der estnischen Auswahl, die in der WM-Qualifikation in zwei Heimspielen gegen Italien (11. Oktober) und Moldau (14. Oktober) antritt. Allein seine Präsenz könnte für das Team wichtig sein, selbst wenn er gar nicht zum Einsatz kommt. Dem Routinier wiederum ist die Nationalmannschaft sehr wichtig, er fühlt sich verpflichtet.
Blessin: Mets könnte in der U23 Spielpraxis sammeln
Für St. Pauli wäre es allerdings besser, wenn Mets seinem Nationaltrainer Jürgen Henn absagte und in Hamburg bliebe. Die Gespräche laufen. Ausgang offen. Nicht zu vergessen ist bei alledem die Vorgeschichte: die Knieprobleme, die die lange Pause mit vielen Rückschlägen und der Operation nach sich gezogen hatten, hatte Mets von seiner letzten Länderspielreise im November 2024 mitgebracht …
Szenario drei: Mets sammelt in der U23 von St. Pauli Spielpraxis, eine Variante, über die Blessin bereits gesprochen hat. Es wäre ein „Comebackchen“, im kleinen Stil. Das erfolgreiche Vorbild: David Nemeth, der in der vergangenen Saison nach langer Pause mit der zweiten Mannschaft in der Regionalliga Nord Testläufe unter Wettkampfbedingungen absolvierte und dann bereit war, als er in der Profimannschaft gebraucht wurde.
Lieber Regionalliga oder WM-Quali gegen Italien in Talinn?
St. Paulis Reserve spielt am Sonntag zu Hause gegen Oldenburg, einen Tag nach dem Auswärtsspiel der Profis in Bremen. „Wir schauen, ob er da vielleicht ein paar Spielminuten kriegt“, so Blessin. „Das ist situationsbedingt.“ Besser würde sich das Spiel der Braun-Weißen bei der zweiten Mannschaft von Hannover 96 am 11. Oktober eignen, weil es mitten in der Länderspielpause liegt, am Tag des Spiels von Estland gegen Italien. Aber: wäre Mets dann nicht lieber in seiner Heimat, in der Hauptstadt Tallinn, wo die beiden WM-Quali-Partien stattfinden?
Alles in allem: knifflig. Für Karol Mets ist es sicherlich eine Entscheidung, bei der Leidenschaft und Vernunft miteinander ringen. Irgendwie, irgendwo, irgendwann muss er wieder einsteigen und Wettkampfminuten sammeln. Entscheidend ist, dass er den ersten Arbeitsversuch heil übersteht und er ihn weiterbringt.
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