Lufthansa-Maschinen stehen am Hamburger Flughafen. Am Dienstag haben Lufthansa-Piloten für einen Streik gestimmt. (Archivbild)

Lufthansa-Maschinen stehen am Hamburger Flughafen. Am Dienstag haben Lufthansa-Piloten für einen Streik gestimmt. (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa | Marcus Brandt

Lufthansa-Piloten stimmen für Streik – das ist der Grund

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Erstmals seit drei Jahren könnte es bei der Lufthansa wieder Streiks der Piloten geben. Die Mitglieder der Vereinigung Cockpit sind laut einer Urabstimmung bereit zum Arbeitskampf.

Die Passagiere der Lufthansa müssen sich in den kommenden Wochen auf Streiks der Piloten einrichten. Bei einer Urabstimmung der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat eine deutliche Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder für einen Arbeitskampf gestimmt, wie eine Sprecherin mitteilte.

Noch kein konkreter Streiktermin

Ein konkreter Streikzeitpunkt wurde zunächst nicht genannt. Über das weitere Vorgehen soll die Tarifkommission der Gewerkschaft entscheiden. In der Vergangenheit hatte die Lufthansa bei umfassenden Pilotenstreiks nahezu das komplette Programm im betroffenen Zeitraum abgesagt.

Laut VC haben sich an der Abstimmung 90 Prozent der Lufthansa-Piloten und 95 Prozent der Lufthansa-Cargo-Piloten beteiligt. Sie unterstützten zu 88 Prozent beziehungsweise zu 96 Prozent den Arbeitskampf. Die Urabstimmung sei damit angenommen.

Notwendig waren bei der Urabstimmung mindestens 70 Prozent Ja-Stimmen der betroffenen Mitglieder in den Gesellschaften Lufthansa und Lufthansa Cargo. Enthaltungen und Nicht-Teilnahmen an der Abstimmung wurden als Nein-Stimmen gewertet. Zuletzt hatten die Piloten der Lufthansa im Jahr 2022 für einen Tag gestreikt.

Mehr Geld für Betriebsrenten?

In dem Tarifkonflikt geht es um die Betriebsrenten der rund 4.800 Pilotinnen und Piloten. Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach einer Verdreifachung des Arbeitgeberanteils in die Verhandlungen gegangen und hatte dies dann im Laufe von sieben Gesprächsrunden reduziert. Eine Einigung wurde aber nicht erreicht.

„Die Altersvorsorge ist ein zentrales Fundament der Lebensplanung für Pilotinnen und Piloten – mindestens genauso wichtig wie die gesetzliche Rente“, erklärt der Sprecher der Tarifkommission, Arne Karstens. „Wir erwarten nun, dass Lufthansa die Signale der Belegschaft ernst nimmt und endlich ein verhandlungsfähiges Angebot zur betrieblichen Altersversorgung vorlegt.“

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Die zuletzt defizitäre Lufthansa-Kerngesellschaft durchläuft gerade ein hartes Sanierungsprogramm. Ihr Chef Jens Ritter hatte erklärt, schlichtweg keine Mittel zu haben, um die „ohnehin schon sehr gute“ betriebliche Altersvorsorge aufzustocken.

Strategie passt Piloten nicht

Am Montag hatte zudem der Lufthansa-Vorstand gegenüber Investoren seine Strategie bekräftigt, die kleineren Lufthansa-Flugzeuge und damit auch Piloten-Jobs in andere Flugbetriebe mit deutlich geringeren Lohnkosten zu verlagern. Bereits 2030 soll demnach rund die Hälfte der Kurz- und Mittelstreckenjets von Flugbetrieben außerhalb des Lufthansa-Kerns geflogen werden. Dazu hat der Konzern eigens die Betriebe Discover und City Airlines gegründet.

Gegen diese Strategie sperren sich intern die VC ebenso wie die Flugbegleiter-Vertretung Ufo, die ihre Tarifverhandlungen ebenfalls für gescheitert erklärt hat. Gegen strategische Unternehmensentscheidungen darf aber nicht gestreikt werden, weil sie nicht Gegenstand von Tarifverträgen sind.

Altersvorsorge im Zentrum des Tarifkonflikts

VC-Präsident Andreas Pinheiro sprach von einem „starken Signal der Geschlossenheit“. Die Mitglieder stünden klar hinter den Forderungen und der Tarifkommission. Arne Karstens, Sprecher der Kommission, forderte Lufthansa auf, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen.

Die Gewerkschaft verlangt eine bessere Absicherung für die Beschäftigten. Lufthansa hingegen verweist auf Kostendruck und wirtschaftliche Herausforderungen. Karstens betonte, die Signale der Belegschaft müssten ernst genommen werden.

Lufthansa plant massiven Stellenabbau

Ein Streik träfe den Konzern zu einem sensiblen Zeitpunkt. Erst am Montag hatte Lufthansa angekündigt, bis 2030 rund 4000 Stellen in Deutschland streichen zu wollen. Betroffen ist vor allem die Verwaltung. Als Grund nannte der Konzern verfehlte Renditeziele.

Arbeitsbedingungen im Konzern weiter umstritten

Schon länger gibt es Konflikte innerhalb der Lufthansa-Gruppe. Arbeitnehmervertreter werfen dem Management vor, mit der Gründung neuer Airlines gezielt Tarifsysteme zu umgehen. Neben Lufthansa gehören auch Brussels, Austrian, Swiss und Eurowings zum Konzern. (dpa/mp)

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