Zoff um U-Bahn in Kunstwerk: Ist diese Front geklaut?

Zoff um U-Bahn in Kunstwerk: Ist diese Front geklaut? Foto: Instagram/ Hallenkunst/ RED TOWER GmbH

U-Bahn geklaut? Hamburger Hochbahn lässt dieses Kunstwerk beschlagnahmen

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Ist das legale Street-Art oder dreister Diebstahl? In Chemnitz ist ein Kunstwerk des Graffiti-Stars „Rage“ mitten aus einer Ausstellung demontiert worden – denn es bestand zum Teil aus einer U-Bahn-Front. Die Hochbahn ist sich sicher: Die Front stammt aus Hamburg und wurde geklaut. Die Aussteller aber wittern ein ganz anderes Motiv der Behörden.

Wurde diese U-Bahn-Front geklaut oder geht es den Behörden um etwas ganz anderes? In der aktuellen Street-Art-Ausstellung „Hallenkunst“ in der Kulturhauptstadt Chemnitz kam es am vergangenen Mittwoch zum Eklat: Polizisten marschierten in die Ausstellung und konfiszierten das Werk „Rage Against The Machine ½“, in dem der bekannte Street-Art-Künstler „Rage“ Teile einer typisch hamburgischen rot-weißen U-Bahn-Front verarbeitet hat.

Mitten im Ausstellungsbetrieb wurde das Kunstwerk demontiert, so schildern die Aussteller den Vorgang auf Instagram. Der Vorwurf: Die Front sei der Hamburger Hochbahn geklaut worden. Zunächst hatte die Chemnitzer „Freie Presse“ darüber berichtet.

Hamburger U-Bahn als Kunstwerk: Für die Hochbahn kein Kavaliersdelikt

Anfang des Jahres sei ebendieses Front-Blech nachts von einem Wagen am Berliner Tor gestohlen worden, erläutert der Sprecher der Hochbahn, Christoph Kreienbaum, seine Sicht der MOPO. Die Hochbahn habe Anzeige erstattet, doch einem Kollegen habe der Vorgang einfach keine Ruhe gelassen: Seitdem habe er immer wieder im Netz und vor allem in den sozialen Medien nach der Front Ausschau gehalten – und dann prompt in einem Instagram-Post der Ausstellung wiedererkannt.

„Für uns ist das kein Spaß und kein Kavaliersdelikt“, sagt Kreienbaum. „Das ist ein historisches Fahrzeug, das da angegriffen wurde.“ Die Hamburger Staatsanwaltschaft ließ die Front durch die Chemnitzer Behörden beschlagnahmen.

Die Veranstalter reagieren empört. Das U-Bahn-Teil sei vom Künstler bei einem Schrottplatz in Mecklenburg-Vorpommern gekauft worden, erklären sie im „Spiegel“. Sie vermuten ein anderes Motiv: In Wahrheit ginge es den Behörden vielmehr darum, die wahre Identität des Künstlers „Rage“ herauszufinden, so der Verdacht.

Denn nur wenig ist öffentlich über die Person bekannt, die sich hinter dem Namen „Rage” verbirgt. Sie ist seit den 1990er Jahren vor allem in Hamburg als Graffiti-Künstler aktiv – und macht wie viele Mitglieder der Szene auch vor fremdem Eigentum nicht Halt.

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Wie geht es jetzt weiter? Möglich ist, dass der Künstler unwissentlich ein gestohlenes Teil gekauft hat. Ausstellungsbesucher können die Installation derzeit jedenfalls nur noch zur Hälfte sehen. Auf sich sitzen lassen wollen das die Aussteller aber nicht: „Selbstverständlich haben wir der Sicherstellung widersprochen“, schreiben sie in dem Post. „Nun liegt es am Amtsgericht Hamburg, über die Rechtmäßigkeit der Maßnahme zu entscheiden.” (nf)

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