HSV-Ultras im Fokus: Polzin erklärt den Erfolgsfaktor Nordtribüne
Merlin Polzin wurde weder am Samstag, auf der Pressekonferenz nach dem 2:1 gegen Heidenheim, noch am Dienstag, im Anschluss an das erste Training der neuen Woche, auf die HSV-Fans angesprochen. Der Trainer kam jeweils von sich aus auf den Anhang zu sprechen – und deren Einfluss auf die Leistung seiner Profis. Ohne dass er explizit darum gebeten wurde, erklärte Polzin den Erfolgsfaktor Nordtribüne. Was schon etwas heißen mag. Und zwar, dass der erste Saisonsieg ohne den Support von Samstag wohl unmöglich gewesen wäre.
Polzin bezog die Anhänger sogar in sein Spielfazit mit ein. „Es war eine absolute Energieleistung – sowohl von der Mannschaft als auch von der Tribüne“, hob er hervor, nur um anschließend noch mal etwas weiter auszuholen, damit sein Standpunkt für alle deutlich wird. „Es ist mir wichtig, das an dieser Stelle noch mal zu betonen: Unser Prozess ist in den letzten Wochen vielleicht als Stückwerk vorangegangen, auch aufgrund unserer Neuzugänge. Wenn man dann aber sieht, wie geduldig das Stadion war, auch wenn die Abschlüsse in den ersten Momenten noch nicht da waren, sondern erst in der 42. Minute …“ Dann sei das aller Ehren wert und sehr hilfreich, wollte Polzin ausdrücken.
HSV-Trainer Polzin richtet „Riesenkompliment“ an die Fans
Am frühen Samstagabend, rund eine Stunde nach dem Abpfiff, bezog der 34-Jährige alle Zuschauer, die es mit dem HSV halten und deshalb in den Volkspark gekommen waren, in seine Lobeshymne mit ein. Polzin war aufgefallen, dass die Fans nicht hektisch wurden, obwohl Heidenheim in der Anfangsphase die bessere Mannschaft war und Daniel Heuer Fernandes mehrfach parieren musste. „Man hatte das Gefühl, wir spielen hier nicht Elf gegen Elf, sondern die Fans sind immer an unserer Seite“, freute er sich. „Deshalb noch mal ein Riesenkompliment von meiner und unserer Seite.“ Mit diesen Worten auf der Pressekonferenz war das Thema für Polzin aber noch nicht erledigt.

Als der Coach am Dienstagnachmittag über die Stimmungslage sprach, die der knappe Heimerfolg im und um den Volkspark herum ausgelöst hat, kam er abermals auf die Anhänger zu sprechen – erneut ungefragt. „Der Sieg hat uns allen gutgetan, auch was die Verbindung zwischen der Mannschaft und dem Stadion angeht“, erklärte Polzin, weshalb sich zu diesem Thema diesmal eine kleine Nachfrage anbot. Und die nahm er an, um allen HSV-Fans und speziell der organisierten Szene zu danken. „Die Reaktion nach den ersten 30 Minuten hat mir sehr gut gefallen“, so Polzin, der trotz des aus HSV-Sicht schwierigen Spielbeginns weitere Anfeuerungsversuche wahrgenommen hatte.
HSV-Szene half dem Team in einer schwierigen Spielphase
Oder vielleicht genau deswegen. „Man hat gemerkt: Die Nordtribüne ist voll da“, sagte Polzin über den Ort, an dem er früher selbst zu Hause war – und an dem die Ultras die atmosphärische Marschrichtung vorgeben. Polzin weiß aus eigener Erfahrung, dass auf den Tribünen schnell Unruhe entstehen kann. Unmittelbar vor dem Führungstor durch Luka Vuskovic kamen am Samstag tatsächlich erste, leise Pfiffe wegen des zunächst trägen HSV-Spiels auf. Doch spätestens mit dem 1:0 wurden der ausverkaufte Volkspark und speziell die Nordtribüne zum Erfolgsfaktor.
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„Es braucht Zeit mit den Automatismen bei der neu zusammengestellten Mannschaft“, verwies Polzin erneut auf den sportlichen Umbruch, der auch Auswirkungen auf die Stimmung der Fans haben kann – zum Beispiel, weil Lieblinge wie Ludovit Reis oder Davie Selke den Verein verließen. Doch der HSV-Trainer ist froh darüber, dass der Anhang die veränderten Umstände annimmt, auch wenn die Partien sich mal in eine schlechte Richtung entwickeln, wie zuletzt in München oder nun zunächst gegen Heidenheim. „Da unterstützt ein energisches Publikum definitiv, das war der Fall“, unterstrich Polzin. „Deshalb war es ein gelungener Nachmittag für alle.“ Auch dank des Faktors Nordtribüne.
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