Bénes: „In Deutschland konnte ich mir nur eine HSV-Rückkehr vorstellen“
Wenn der HSV am Sonntag (19.30 Uhr) beim 1. FC Union Berlin antritt, ist es auch für László Bénes ein besonderes Spiel. Der slowakische Nationalspieler stand für beide Vereine auf dem Platz. Derzeit ist er von Union an den türkischen Erstligisten Kayserispor verliehen und wird zeitgleich diesem Sonntag selbst im Einsatz sein. Mit der MOPO sprach er über seinen Wechsel in die Türkei, den HSV und Union Berlin.
Nach nur einem Jahr haben Sie Union Berlin wieder verlassen und sind kurz vor Transferschluss in die Türkei gewechselt. Haben Sie sich schon gut eingelebt?
Ich bin erst seit ein paar Wochen hier, aber im Moment passt alles. Ich kann mich nicht beklagen. Mir geht es sehr gut. Ich kann wieder spielen und habe Spaß am Fußball. Das ist das, was ich brauche.
Union Berlin passte nicht zu Bénes’ Spielweise
Was war der Grund für den Wechsel?
Mein erstes Jahr bei Union verlief einfach nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es war klar, dass ich jetzt im Sommer etwas ändern muss. Das habe ich auch mit Union besprochen. Für meine Karriere brauche ich Spielpraxis. Deshalb habe ich den Schritt gemacht. Hier kann ich wieder frei spielen, Tore schießen und Vorlagen geben. Ich spüre ein großes Vertrauen – genau so habe ich mir das vorgestellt.
Die Bundesliga war Ihr großer Traum und auch der Grund, warum Sie den HSV verlassen haben. Warum hat es bei Union nicht funktioniert?
Das ist schwer zu erklären. Vor meinem Wechsel nach Berlin war alles klar abgesprochen: Ich sollte eine wichtige Rolle spielen und mehr spielerische Qualität einbringen. Das hat mich überzeugt. Doch schon am Anfang habe ich gemerkt, dass es anders ist, als mir gesagt wurde. Union spielt auf eine bestimmte Art und Weise, mit der sie erfolgreich sind – aber sie passt nicht zu mir. Es war ein sehr schwieriges Jahr. Ich saß oft auf der Bank, das hat keinen Spaß gemacht.
Nur der HSV wäre für Bénes in Deutschland infrage gekommen
Gab es im Sommer auch Überlegungen, zum HSV zurückzukehren?
Ja, mein Berater und ich haben darüber nachgedacht, ob ich in Deutschland bleibe oder ins Ausland gehe. Ich habe sofort gesagt, dass ich mir in Deutschland nur eine Rückkehr zum HSV vorstellen kann. Ich hatte dort eine unfassbar schöne Zeit und habe jede Sekunde genossen. Auch meine Familie hat sich dort sehr wohlgefühlt. Am Ende ist es aber das Ausland geworden.
HSV-Aufstieg ließ Bénes vor dem TV Gänsehaut spüren
Wie haben Sie den HSV-Aufstieg verfolgt?
Seit meinem Abschied schaue ich mir, wenn möglich, alle HSV-Spiele an. Beim Aufstieg war ich bis zur letzten Sekunde vor dem Fernseher und habe mich riesig gefreut. Das war immer auch mein Ziel und mein Traum. Leider haben wir es damals nicht gemeinsam geschafft, das hat mir sehr wehgetan. Als ich jetzt ein Jahr später gesehen habe, wie glücklich meine ehemaligen Mitspieler, die Fans und alle Beteiligten waren, hatte ich Gänsehaut.
Haben Sie es bereut, den HSV kurz vor dem Aufstieg verlassen zu haben?
Mein Ziel war es, mit dem HSV aufzusteigen. Nach meinem Wechsel hatte ich ein schwieriges Jahr bei Union, weil ich dort keine wichtige Rolle gespielt habe. Natürlich fragt man sich dann auch, ob es richtig oder falsch war. Im Fußball trifft man gute und schlechte Entscheidungen. Ich sage nicht, dass es eine schlechte Entscheidung war, aber das Jahr war nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. Jetzt freue ich mich vor allem, dass der HSV wieder da ist, wo er hingehört.

So erlebte Bénes den großen HSV-Umbruch
Haben Sie noch Kontakt zur Mannschaft?
Ja, mit einigen Spielern tausche ich mich immer wieder aus. Wir hatten eine tolle Truppe und viel zusammen erlebt. Das bleibt.
Waren Sie überrascht über den großen Umbruch beim HSV nach dem Aufstieg?
Es gab ein paar Namen, bei denen ich überrascht war, dass sie nicht mehr dabei sind. Aber so ist der Fußball. Jedes Jahr kommen und gehen Spieler. Beim HSV war der Umbruch jetzt etwas größer. Das gehört manchmal dazu. Ich denke, damit kann der Verein gut umgehen.
Das könnte Sie auch interessieren: Erstaunlich: Darum ist ein HSV-Profi der beste Passgeber der Bundesliga
Bénes will in der Türkei Spielpraxis sammeln
Wem drücken Sie am Sonntag die Daumen – dem HSV oder Union Berlin?
Beiden. Schon zum Saisonstart habe ich geschaut, wann das Spiel stattfindet. Leider spiele ich zeitgleich selbst und kann mir nur im Nachhinein die Highlights ansehen. Ich hoffe, es gibt ein paar schöne Tore auf beiden Seiten. Ich wünsche beiden Vereinen, dass sie in dieser Saison ihre Ziele erreichen.
Wie geht es für Sie im kommenden Sommer weiter?
Das lasse ich offen. Jetzt will ich vor allem hier in der Türkei Gas geben, dem Verein helfen und viel Spielpraxis sammeln – auch mit Blick auf die Nationalmannschaft. Im Sommer steht ein großes Turnier an. Da will ich dabei sein.
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.