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Wenn's ums Geld geht, bleibt die Haltung oft auf der Strecke. So gegenwärtig auch beim US-Sender ABC. Foto: IMAGO/Bihlmayerfotografie

Nach den Regeln des Faschismus

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In den USA wird Kritik an der Trump-Administration immer riskanter. TV-Moderatoren verlieren ihre Jobs, Medienhäuser werden unter Druck gesetzt, und wer nicht spurt, riskiert seine Existenz. Hinter der Fassade geht es längst nicht nur um Politik, sondern um Geld und Macht. MOPO-Chefredakteur Maik Koltermann sieht Parallelen zu historischen Mechanismen von Machtmissbrauch.

Bei allem, was ich als Jugendlicher in der Schule über die Machtergreifung und die Schrecken der Nazi-Zeit beigebracht bekam, blieb für mich die Antwort auf diese eine Frage stets abstrakt: Wie konnte es so weit kommen? Angesichts der Geschehnisse in den USA hat sich das geändert. Die Erklärung ist banal: Es geht oft schlicht ums Geld.

Dass Jimmy Kimmel (57), US-Late-Night-Show-Moderator und Trump-Kritiker, von seinem Sender ABC kaltgestellt wurde, ist das aktuellste Beispiel für die Gleichschaltungsbestrebungen der Trump-Administration. Wer kritisch berichtet, wird diffamiert, ausgeschlossen, verklagt und bedroht.

„Wenn die Rendite in Gefahr ist, will sich Haltung niemand mehr leisten“

Die „New York Times“ verklagt der Präsident wegen angeblich falscher Berichterstattung auf Milliarden. Gegen TV-Stars wie Stephen Colbert, Jimmy Fallon und andere, die Trump von Berufs wegen regelmäßig mit Spott überziehen, pöbelt er seit Monaten. Colbert hatte seinen Job schon verloren. Bei Kimmel war es nun eine Äußerung zum Umgang der „MAGA-Gang“ mit dem Kirk-Attentat, die ihm zum Verhängnis wurde. Kurz darauf drohte Trumps Chef der Medienaufsicht dem ABC-Mutterkonzern Disney mit dem Entzug der Sendelizenz.

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Prompt schasste ABC Kimmel – ohne Angabe von Gründen. Das Muster ist das gleiche wie bei der Unterwerfung der Tech-Giganten Meta, Amazon und Co. und der Auseinandersetzung mit den Elite-Unis: Wer nicht spurt, dem wird gedroht, dass ihm das Geschäft ruiniert wird. Und das ist die bittere Erkenntnis: Wenn die Rendite in Gefahr ist, will sich Haltung niemand mehr leisten.


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