Ruhs-Absetzung: Beim NDR schaufeln sie munter am eigenen Grab
Seinen Start hatte sich der neue NDR-Intendant Hendrik Lünenborg sicher anders vorgestellt. Am Mittwochabend bekam er symbolisch die Leitung von seinem Vorgänger übertragen – auf einer Veranstaltung, auf der es um die Relevanz unabhängiger Medien ging. Und mit genau diesem Thema muss er sich jetzt herumschlagen. Denn am selben Tag hat sein Sender die Absetzung der Moderatorin Julia Ruhs verkündet – und damit ein kolossales Eigentor geschossen.
Denn eine Begründung für den Schritt liefert der NDR nicht. Die von Ruhs moderierte Sendung „Klar“ läuft in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk weiter. Während sie dort weiterhin vor der Kamera steht, wird sie beim NDR ersetzt. Durch wen? Unklar. Warum? Sagt der NDR nicht.
Streit um „Klar“-Moderatorin Julia Ruhs: Sind die NDR-Chefs eingeknickt?
Auf Berichte von einer massiven internen Kampagne gegen Ruhs, angeführt von namhaften Journalisten des eigenen Hauses, denen die konservative Ausrichtung der jungen Kollegin nicht passt, reagiert der Sender nicht. Zweifel an Ruhs inhaltlicher Arbeit – intern wurden ihr mangelnde journalistische Standards oder gleich rechte Hetze vorgeworfen – bestehen offenbar in der Führungsriege nicht. Im Gegenteil: Der NDR betont, wie gut die Sendung und die kritische Sicht auf Themen wie Migration oder Corona beim Publikum ankamen: „Unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildung oder regionalen Unterschieden zeigt sich ein durchweg positives Bild. Das Format bedient den Wunsch nach Meinungsvielfalt sowie klarer Haltung.“ Auch wurden die Sendungen nicht nachträglich geändert, mit Korrekturen versehen oder aus dem Programm genommen, was bei offenkundigen Mängeln angebracht wäre.
Das könnte Sie auch interessieren: Parkplatz-Sex für 40 Euro: Prostituierte aus „Lovemobil“ packt über ihre Kunden aus
Die Entscheidung und ihre unprofessionelle Kommunikation lassen den Eindruck entstehen, dass hier NDR-Chefs vor internem Druck eingeknickt sind und aus politischen Gründen eine Journalistin abgesägt haben.
Die Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks fühlen sich bestätigt
Eine bessere Vorlage hätte man den Kritikern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht geben können: Die Glaubwürdigkeit leidet, Ruhs wird zur Märtyrerin und alle, die den angeblich „rot-grünen ÖRR“ für unreformierbar halten, dürfen sich bestätigt fühlen. Wer trifft eigentlich solche Entscheidungen, Herr Lünenborg?
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.