Viele Personal-Rätsel: Braucht der HSV sogar einen neuen Kapitän?
Dass der Kapitän unter ihm nicht immer spielen muss, bewies Merlin Polzin bereits in der Vorsaison – als er Sebastian Schonlau auf die Bank setzte. Womöglich hätte der Trainer seinen neuen Spielführer Yussuf Poulsen längst in die Startelf berufen, wenn der Däne denn fit wäre. Ist er aber nicht. Und so stellt sich nach all den Eindrücken vom 0:5 in München sogar die Frage: Braucht der HSV für das nächste Spiel einen neuen Kapitän?
Auch am Mittwoch trainierte Poulsen nur individuell, folgte gemeinsam mit Jordan Torunarigha den Anweisungen von Rehatrainer Sebastian Capel. Der Stürmer, dessen Oberschenkel ihm weiter muskuläre Probleme bereitet, und der Innenverteidiger, dessen Achillessehne schmerzt, fallen gegen Heidenheim (Samstag, 15.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) sehr sicher aus. Torunarigha dürfte entweder erneut von Aboubaka Soumahoro oder von Daniel Elfadli vertreten werden. Poulsen war wegen seines Fitnesszustands bisher ohnehin hinter Ransford Königsdörffer gerankt.
Capaldo in München zur Pause raus – droht ihm die Bank?
Die Kapitänsbinde trug der 31-Jährige erst zweimal als Joker: beim 0:0 in Gladbach sowie beim 0:2 gegen den FC St. Pauli, als er sie bei seiner Einwechslung jeweils von Nicolás Capaldo übernahm. Der Argentinier stand, anders als Poulsens zweiter Stellvertreter Jonas Meffert, bisher stets in der Startelf und führte den HSV daher dreimal als Chef auf den Platz. Die vollen 90 Minuten wirkte Capaldo in der Bundesliga jedoch noch gar nicht mit. Und in München hatte er sogar schon nach 45 Minuten Feierabend. Dass Polzin den 27-Jährigen zur Pause herausnahm, hatte wohl mit seiner Leistung zu tun, denn verletzt ist Capaldo nicht. Es war eine sportliche Botschaft an den Aushilfskapitän, der 17 Ballkontakte verbuchte und nur acht von 13 Pässen an seinen Mitspieler brachte (Quote von 61,5 Prozent).

Das wirft die Frage auf: Sitzt Capaldo gegen Heidenheim auf der Bank? Nicolai Remberg hinterließ auf der Doppel-Sechs einen stabileren Eindruck und dürfte erst einmal gesetzt sein. In der Allianz Arena kam Meffert für Capaldo, übernahm auch die Binde von seinem Mittelfeldkollegen – und gab dem HSV gegen die (in der zweiten Hälfte aber auch weniger gierigen) Bayern mehr Sicherheit. Sollte Meffert am Samstag Capaldo vertreten, wäre er der Kapitän. Es gäbe allerdings auch Optionen ohne dieses Duo in der Startelf. Nicht ausgeschlossen ist, dass Albert Sambi Lokonga, der in München auf der Bank saß, gegen den FCH sein HSV-Debüt feiern wird. Aber auch von Beginn an?
Profitiert Meffert? Sambi Lokonga nicht fit für HSV-Startelf
Die Eindrücke vom Mittwoch, als Polzin letztmals vor der Heimpartie öffentlich trainieren ließ, sprechen dagegen. Sambi Lokonga stand zwar bis zum Ende der Einheit mit auf dem Platz, setzte während der Elf-gegen-elf-Spiele aber zwischendurch aus und hockte auf einer Getränkekiste. Seine Belastung, die Polzin wegen der Verletzungsakte des Belgiers genau im Blick behalten will, wurde erneut reduziert. Fit für die Startelf scheint Sambi Lokonga derzeit noch nicht zu sein. Theoretisch gäbe es aber auch Alternativen ohne den Arsenal-Zugang, Capaldo sowie Meffert.

Perspektivisch lautet eine: Immanuel Pherai, der aber noch gar nicht wieder im Kader stand und deshalb nicht für die Anfangsformation infrage kommt. Eine andere, ebenfalls offensive Variante ist die mit Leihgabe Fábio Vieira. Der Portugiese agierte in München auf dem halbrechten Flügel, könnte aber auch im Zentrum zum Einsatz kommen – als offensiver Achter neben einem defensiven Abräumer wie Remberg. Am Mittwoch steuerte Vieira das Spiel seines Übungsteams aus der Mitte heraus, während Rayan Philippe, Emir Sahiti und Fabio Baldé rechts vorn aufdribbelten.
Auch Muheim, Elfadli und Heuer Fernandes sind HSV-Chefs
Dass Meffert die Rolle als zentraler Abwehrmann in der Dreierreihe seiner Trainingsmannschaft bekleidete, lag nur daran, dass in Abwesenheit von Torunarigha und dem frisch gebackenen Vater Guilherme Ramos zwei nominelle Innenverteidiger fehlten. Eine Zukunftslösung für die Pflichtspiele ist das sicherlich nicht. Vielmehr bleibt Meffert ein Mittelfeldkonkurrent von Remberg, Sambi Lokonga – und eben Capaldo. Wenn die beiden Kapitänsvertreter von Poulsen am Samstag nicht in der Startelf stehen, müsste Coach Polzin einem anderen Profi die Binde anvertrauen.
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Die logischen Kandidaten wären Miro Muheim, der diese Rolle aus den Testspielen des Sommers kennt, Daniel Heuer Fernandes, der im Tor gesetzt ist, und Elfadli, der für Soumahoro beginnen könnte. Dieses Trio sitzt auch in der internen Leadership-Gruppe, die sich am Dienstagnachmittag zur wöchentlichen Sitzung traf. Ebenfalls dabei bei dem kritischen Austausch: Torwart Daniel Peretz, Robert Glatzel, Meffert, Capaldo – und Sorgenkind Poulsen.
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