„Nützt halt nichts“: HSV-Zugang beurteilt Kader-Umbruch – und St. Pauli
Nicolai Remberg war der erste Profi, den der HSV im zurückliegenden Sommer verpflichtete. Der 25-jährige Ex-Kieler unterschrieb am 2. Juni im Volkspark – und bekam mit, wie der Verein in den anschließenden fast drei Monaten noch elf (!) weitere Spieler unter Vertrag nahm. Doch nicht nur das: Nach Rembergs Vorstellung verließen auch noch zahlreiche Gesichter der Aufstiegsmannschaft den HSV – etwa Ludovit Reis, dessen Abschied am 25. Juni offiziell wurde, Davie Selke (11. Juli) und Sebastian Schonlau (21. August). Inzwischen ist die neue Saison drei Spieltage alt – und Remberg wurde gebeten, den großen Kader-Umbruch einzuordnen.
Das 0:5 in München wirkte noch nach, als der Mittelfeldmann zu Wochenbeginn bei „At Broski – Die Sport Show“ zu Gast war. Denn das Spiel offenbarte, dass der HSV noch einige sportliche Baustellen zu schließen hat. „Ich sage, wir müssen hinten erst einmal gut stehen“, verteidigt Remberg den defensiveren Ansatz mit dem 3-4-3-System.
Bayern-Klatsche: HSV-Profi verteidigt defensiveren Ansatz
Er ist sicher: „Nach vorne hin, das kommt, das spielt sich ein – denn wir haben am Ende der Transferperiode noch drei Neue bekommen. Das fruchtet nicht alles sofort, das braucht ein bisschen Zeit, weil es zwölf neue Spieler sind.“
Fábio Vieira, Albert Sambi Lokonga und Luka Vuskovic waren die letzten drei Zugänge in der turbulenten Hamburger Wechselperiode. Die Frage, die auch Remberg beantworten musste, ist aber: Hat der HSV in der Bundesliga wirklich die Zeit, um sich erst stückweise an die neuen Abläufe und Mitspieler gewöhnen zu können? Nach dem 0:2 gegen den FC St. Pauli und dem Debakel bei den Bayern sind die Zweifel gewachsen.
HSV-Profi Remberg: „Es muss sich langsam aufbauen“
„Aber wir sind noch am Anfang der Saison“, sagt Remberg und erklärt: „Die Zeit muss man haben. Man kann jetzt nicht sagen: Es muss schnell, schnell alles funktionieren. Es muss sich langsam aufbauen. Aber natürlich müssen wir uns in der Saison stabilisieren.“

Altbewährte Kräfte können dabei nun nicht mehr helfen. Denn Spieler wie Reis, Selke und Schonlau sind als Anker nicht mehr da. „Warum sie nicht geblieben sind, das kann ich schlecht beurteilen“, will sich Remberg nicht in die Transfergedanken der Abgänge sowie der HSV-Bosse einmischen.
Remberg über den Verlust von Führungsspielern
Er weiß jedoch aus Erfahrung: „Wenn dann viele bleiben, wäre es nicht schlecht für die Mannschaft.“ Sondern förderlich, weil der Spirit, die Euphorie und der interne Zusammenhalt aus der Aufstiegssaison wohl besser mit in die neue Spielzeit hätten genommen werden können.
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„Aber es gab diesen Umbruch“, weiß Remberg. „Und es bringt nichts, darüber zu reden, dass Führungsspieler hätten bleiben müssen. Es ist halt jetzt nicht so. Wir haben viele neue Spieler, müssen es mit dem Kader, den wir haben, hinbekommen – und es ist ein guter Kader.“ Die Vorbehalte gegen den Umbruch könne er zwar verstehen: „Aber es nützt halt gerade nichts.“
Einheit mit den Fans: HSV darf sich nicht verrückt machen
Remberg betont, dass der HSV sich angesichts von lediglich einem Punkt aus drei Bundesligapartien „nicht verrückt machen“ dürfe. Die interne Hierarchie bildet sich noch, das Verständnis unter den Spielern muss sich noch bessern, wie in München unter anderem am Beispiel von Vuskovic zu erkennen war. „Aber wir müssen zusammenhalten“, fordert Remberg. „Es darf keiner anfangen zu sagen: ‚Der hat schlecht gespielt, der hat schlecht gespielt.‘ Es muss eine Einheit bleiben – mit den Fans zusammen.“

Die Anhänger ermutigten die HSV-Profis nach der Pleite gegen den FC Bayern – und sie hatten es auch schon gut zwei Wochen zuvor getan, nach der Derbyniederlage gegen St. Pauli.
Remberg über den HSV-Rivalen: „Sie machen gute Arbeit“
Auch auf den Stadtrivalen, der starke sieben Punkte angehäuft hat und aktuell Tabellenvierter ist, wurde Remberg in der Show angesprochen. Grundsätzlich sei es „natürlich nicht“ das Bestreben des HSV, sich bei dem Kiezklub etwas abzuschauen, sagte der Mittelfeldmann. „Aber ich bin fair und ehrlich: Als ich mit Kiel in der letzten Saison dort (bei St. Pauli; d. Red.) gespielt habe, das war schon schwer. Sie haben es einfach gut gemacht.“
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Remberg muss neidlos anerkennen, dass am Millerntor vieles ziemlich gut läuft. Besonders die defensive Stärke der Braun-Weißen, die in der vergangenen Spielzeit nur 41 Gegentore kassierten, wohingegen Rembergs Kieler 80 Treffer und damit beinahe doppelt so viele schlucken mussten, habe ihm imponiert. „Da kann man sich schon ein bisschen etwas bei St. Pauli abgucken“, findet Remberg und lobt: „Man muss einfach sagen, dass sie gute Arbeit machen. Das ist fair gemeint.“
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