Gerardo Seoane während des Spiels gegen Werder Bremen

Gerardo Seoane wurde nach nur drei Spieltagen bei Borussia Mönchengladbach entlassen. Foto: picture alliance / Laci Perenyi | Laci Perenyi

Gladbach wirft Trainer Seoane raus – Ex-Nationalspieler übernimmt

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Borussia Mönchengladbach hat auf den miesen Saisonstart reagiert – mit der frühesten Trainer-Entlassung der Vereinshistorie.

Ein Punkt aus drei Spielen, kein einziges Tor: Nur 22 Stunden nach dem Heimdebakel gegen Werder Bremen (0:4) haben die Bosse von Borussia Mönchengladbach reagiert und Trainer Gerardo Seoane entlassen. Dem Schweizer gingen am Ende die Argumente aus, saisonübergreifend wartet Gladbach seit zehn Begegnungen auf einen Sieg.

Mehrstündige Krisensitzung vor der Trainer-Entlassung

„Nach einer intensiven Aufarbeitung unseres Saisonstarts sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass wir eine Änderung auf der Position des Cheftrainers vornehmen müssen“, sagte Gladbachs Sport-Geschäftsführer Roland Virkus: „Nach nun saisonübergreifend zehn Bundesligaspielen ohne Sieg ist bei uns der Glaube geschwunden, dass der Umschwung mit Gerardo gelingen kann.“


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Vor der Verkündung hatten die Bosse eine mehrstündige Krisensitzung abgehalten. Noch am Vormittag hatte Seoane das Training der Gladbacher geleitet.

Eugen Polanski steigt vorerst zum Cheftrainer auf

U23-Trainer Eugen Polanski wird die Fohlen-Elf bei den kommenden Aufgaben betreuen. Das Startprogramm für den neuen Trainer, der 19 Länderspiele für die polnische Nationalmannschaft absolvierte, hat es in sich: Am Sonntag geht es zu Bayer Leverkusen, danach kommt Eintracht Frankfurt in den Borussia-Park.

Der frühesten Trainer-Entlassung der Vereinshistorie ging ein mieser Saisonstart voraus. Schlechter als in dieser Spielzeit war die Bilanz in 58 Jahren Bundesliga nur in der Saison 2015/16 (0 Punkte, 2:8 Tore). 

Nur Schmidt und Hoeneß mit längeren Amtszeiten

Schon nach der Nullnummer zum Saisonauftakt im heimischen Borussia-Park gegen den HSV und dem anschließenden 0:1 beim VfB Stuttgart hatte es reichlich Kritik gegeben. Die herbe Pleite gegen Bremen besiegelte schließlich das Schicksal Seoanes, der mit seiner Amtszeit von gut zwei Jahren nach Frank Schmidt (1. FC Heidenheim) und Sebastian Hoeneß (VfB Stuttgart) der dienstälteste Trainer der Bundesliga war.

„Ich bin tief enttäuscht. Das ist schwer zu erklären, das muss ich ganz ehrlich sagen“, hatte Virkus noch am späten Sonntagabend zu Protokoll gegeben. Gladbachs höchste Heimniederlage seit dem 5. Dezember 2021 wollte der 58-Jährige daher erst einmal sacken lassen und „eine Nacht darüber schlafen“. Schließlich sei es seine Aufgabe, „das Ganze sachlich zu besprechen“.

Seoane führte Gladbach auf die Plätze 14 und 10

Virkus hatte Seoane im Sommer 2023 als Nachfolger von Daniel Farke geholt. Die Premierensaison unter dem neuen Trainer endete auf Platz 14, zuletzt schaffte es Gladbach auf den zehnten Rang. Von der ersehnten Europacup-Teilnahme waren die Fohlen jeweils ein gutes Stück entfernt, Seoane erreichte in seinen 71 Ligaspielen einen Punkteschnitt von gerade einmal 1,13 Punkten. 

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Bei den Fans hatte Seoane seinen Kredit wohl auch deswegen am Ende verbraucht. Während in den vergangenen Jahren auch nach üblen Pleiten stets aufmunternder Applaus aus der Nordkurve zu hören war, wurde die Mannschaft am Sonntag beim obligatorischen Abschied vom Anhang mit gespenstischer Stille empfangen. Beim Schlusspfiff hatte es zuvor ein kurzes, aber lautes Pfeifkonzert gegeben. 

Präsident Bonhof: Trennung von Seoane ist richtig

„Gerardo hat die Mannschaft in einer schwierigen Situation übernommen, ist den Weg des Klubs mitgegangen, hat den Entwicklungsprozess der Mannschaft angeschoben und hat sie stabilisiert“, wird Vereinspräsident Rainer Bonhof in der Mitteilung zitiert: „Allerdings war das Ende der Saison nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben und der Start in diese Spielzeit ebenfalls nicht. Der Schritt, nun einen neuen Impuls zu setzen, ist der richtige.“

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Auch Virkus gilt in Gladbach längst nicht als unantastbar. Schon bald könnte ihm Nils-Ole Book zur Seite gestellt werden, der als Sportdirektor des Zweitligisten SV Elversberg erfolgreich arbeitet. Der Name Book geistert seit Tagen durch den Borussia-Park, eine ähnliche Doppelspitze hatte Virkus schon einmal (erfolglos) mit Nils Schmadtke probiert. Noch allerdings hat er die alleinige sportliche Macht.(sid/mp)

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