„Man musste sich ausprobieren“: Franziska van Almsick spricht über eine „wilde Zeit“
Die frühere Weltklasse-Schwimmerin blickt in einer Fernsehdokumentation auf ihre Karriere zurück. Im Hier und Jetzt fehlt ihr das, was zur Jahrtausendwende möglich war.
Franziska van Almsick vermisst echte Typen im deutschen Sport. In einem dpa-Gespräch zur Dokumentation „Being Franziska van Almsick“, die ab dem 4. September in der ARD-Mediathek und ab dem 9. September im Ersten zu sehen ist, sagte die frühere Weltklasse-Schwimmerin: „Ich vermisse solche Typen von Sportlern, wie wir sie früher waren, schon sehr. Aber es liegt weniger an den Sportlern, sondern eher daran, dass wir den Sportlern den Platz nicht mehr bieten, sich zu zeigen und so zu sein, wie sie möglicherweise wirklich sind.“
ARD-Doku zeigt bislang unveröffentlichte Bilder
In der Dokumentation spricht die 47-Jährige, unterlegt von teils bislang unveröffentlichten Bildern und Filmeinspielern, über ihre Karriere, in der sie bereits 1992 bei Olympia in Barcelona als Jugendliche zum Star wurde. Dabei halfen ihr das außergewöhnliche Talent und der Trainingsfleiß ebenso wie ihre jugendliche Unbekümmertheit und ihre unverstellte Berliner Ausdrucksweise.

Die WochenMOPO – ab Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:
– Gefährlicher E-Bike-Boom: Warum wir strengere Regeln brauchen
– Marode Gebäude, Aufnahmestopp: Die großen Probleme im Tierheim Süderstraße
– Erzkonservatives Weltbild: Radikale Freikirchen locken immer mehr junge Menschen
– Agententhriller und Familiendrama: Darum ist der Block-Prozess so faszinierend
– Große Rätselbeilage: Knobelspaß für jeden Tag
– 20 Seiten Sport: Das Bundesliga-Comeback der HSV-Frauen, Vuskovic, Vieira und Sambi Lokonga im Check & die Folgen von St. Paulis Topstart
– 28 Seiten Plan7: Ganz Hamburg feiert beim Reeperbahn-Festival mit, der Heaven Can Wait-Chor im Stadtpark & Kultur-Tipps für jeden Tag
„Es war eine wilde, verrückte Zeit. Da ist so ein 14-jähriges Mädel, die kommt mit vier olympischen Medaillen nach Hause – was macht man? Nichts machen ist auch doof“, sagte van Almsick rückblickend. „Die Leute haben ja nach mir geschrien. Es war für alle eine neue Zeit. Es war eine Phase, in der man sich etwas ausprobieren musste, in der sich auch die Medien ausprobieren mussten. Also: Wie weit kann man gehen?“
Mehr Platz für andere Sportarten neben Fußball
Heute wünscht sie sich von den Medien eine breitere Sportberichterstattung. „Ich glaube, wenn wir dem Sport und den Sportlern im Allgemeinen – und da rede ich von Judoka, von Ruderern, von Turnern und Schwimmern – einfach ein bisschen mehr Platz in der Medienwelt geben und in der Sportberichterstattung in Deutschland ihnen die Möglichkeit eröffnen, sich zu zeigen, zu zeigen, was sie machen und wer sie wirklich sind, dann hätten wir auch mehr gute Sportpersönlichkeiten und mehr gute Vorbilder vor allem für unsere Kinder“, sagte van Almsick.
Das könnte Sie auch interessieren: Die Vorgänger von Darts-Bubi Littler: Wunderkinder im Weltsport
Der Platz dafür sei im Moment nicht da, weil es viele andere Dinge gebe, über die berichtet werde. Natürlich nehme der Fußball da einen großen Platz ein. „Wobei ich sagen muss: Ich bin ein großer Fußballfan und ohne Fußball könnte ich mir den Sport auch nicht vorstellen. Aber ein gesundes Gleichgewicht zwischen Fußball und anderen Sportarten wäre wünschenswert“, sagte van Almsick, die zwischen 1992 und 2004 zehn olympische Medaillen gewann, zweimal Weltmeisterin und 18 Mal Europameisterin war. (dpa/sd)
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.