Polizisten beklauen Drogendealer – angeblich für einen guten Zweck
Dieser Prozess klingt zu schräg, um wahr zu sein: Zwei Polizisten haben monatelang Kokainhändlern Bargeld abgenommen und sich bereichert. Einer der Verurteilten behauptete vor Gericht, er habe das Geld Bedürftigen gegeben. An den harten Strafen änderte das jedoch nichts.
Der 34 Jahre alte Beamte muss für vier Jahre ins Gefängnis, sein 50 Jahre alter Kollege wurde am Landgericht Hannover zu zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. „Auf die Polizei muss man sich verlassen können“, sagte die Vorsitzende Richterin Britta Schlingmann in ihrer Urteilsbegründung. Derartige Taten brächten den „Rechtsstaat zum Erodieren“.
Die beiden Männer wurden unter anderem wegen Diebstahls mit Waffen und Betrugs verurteilt. Spätestens im April 2024 verabredeten sie sich laut Anklage, vorzugsweise albanischen Drogenhändlern Geld wegzunehmen, um sich eine zusätzliche Einnahmequelle zu verschaffen. Dabei hatten sie demnach ihre Dienstwaffen dabei.
Polizist will Geld an Obdachlose weitergegeben haben
Polizeiliche Vorgänge zu den Kontrollen seien nicht angelegt, etwaige Sicherstellungen der Gelder in der Regel nicht dokumentiert worden. Das Geld teilten sie auf, beide kamen so laut Anklage auf jeweils rund 6000 Euro.
Der 34-Jährige hatte gestanden, Kokainhändlern Geld abgenommen zu haben. Das meiste davon will er an Süchtige und Obdachlose weitergegeben haben – was ihm das Gericht aber nicht glaubte.
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Kurz vor den Plädoyers erhob er zudem Vorwürfe gegen seinen Kollegen. Dieser sei bei den Kontrollen anwesend und eingeweiht gewesen. Der ältere Polizist hatte durch seinen Verteidiger alle Vorwürfe zurückgewiesen.
Der Staatsanwalt forderte in seinem Plädoyer eine Gefängnisstrafe von fünf Jahren für den 34-Jährigen. Für den 50-Jährigen hielt er hingegen eine Strafe von zwei Jahren auf Bewährung für angemessen. Ein Verteidiger des jüngeren Polizisten sprach sich für eine Bewährungsstrafe aus. (dpa/mp)
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