Eingeschleppte Pflanze blüht wieder: Gefahr für Allergiker wächst
Schwere Zeiten für Allergiker: Die eingeschleppte Pflanzenart Ambrosia blüht und kann schon in winzigen Mengen starke Reaktionen auslösen. Warum gerade Straßenränder zur Gefahr werden – und was Allergiker jetzt wissen müssen.
Für viele Pollenallergiker beginnt eine schwierige Zeit. Während Bäume und Gräser längst verblüht sind, hat Ambrosia im Spätsommer Hochsaison – und birgt gleich mehrere Tücken. Die Pollen sind extrem allergen, erklärt Anke Kniffka vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Freiburg. „Eine Vorhersage wäre wünschenswert, doch es fehlt an guten Informationen.“
Pollen der Ambrosia – im Fachjargon Beifußblättriges Traubenkraut genannt – haben laut Umweltbundesamt ein fünfmal höheres Allergiepotenzial als Gräserpollen. Schon kleinste Mengen können Heuschnupfen, Bindehautreizungen oder Asthma auslösen. Manche Menschen reagieren sogar auf Hautkontakt. Besonders betroffen sind Allergiker, die auf den Gemeinen Beifuß reagieren, da Kreuzallergien häufig sind.
Ambrosia an Straßenrändern besonders aggressiv
Forschende des Helmholtz-Zentrums München fanden heraus, dass Ambrosia an Straßenrändern besonders aggressiv wird: Stickstoffdioxid aus Abgasen verändert die Protein-Zusammensetzung der Pollen und erhöht deren Allergengehalt.
Blütezeit ist von Juli bis Oktober, oft bis zum ersten Frost. Tausende Samen bleiben jahrelang im Boden keimfähig und fördern die Ausbreitung. Regen lindert die Belastung, weil Pollen schnell ausgewaschen werden.
Pflanze wird bis zu 180 Zentimeter hoch
Informationen liefert der DWD online mit einem Pollenflug-Gefahrenindex. Auch der Polleninformationsdienst veröffentlicht wöchentliche Prognosen.
Die Pflanze wird 15 bis 180 Zentimeter hoch, die Stängel sind verzweigt und zur Blütezeit rötlich. Die Blattunterseite ist nur wenig heller als die Oberseite. Ursprünglich stammt Ambrosia aus Nordamerika, ihre Samen wurden im 19. Jahrhundert mit Saat- und Futtermischungen nach Europa eingeschleppt. Heute wächst sie an Brachflächen, Straßenrändern, Bahndämmen, in Gärten und auf Feldern.
Ambrosia nicht sehr frostresistent
Hauptverbreitungsweg ist laut DWD Vogelfutter. „In osteuropäischen Gebieten, in denen viel Vogelfutter angebaut wird, und auch dort, wo Sonnenblumen angebaut werden, tritt Ambrosia am häufigsten auf.“
Die Pflanze ist nicht sehr frostresistent. „Daher spielt auch der Klimawandel eine Rolle, dass sie mittlerweile permanent anzutreffen ist“, so Kniffka.
Monitoring vielerorts kaum möglich
Eine bundesweite Melde- und Bekämpfungspflicht gibt es nicht. Monitoring sei vielerorts kaum möglich. „Um den Pollenflug zu modellieren, bräuchte man eine Verbreitungskarte“, so Kniffka, „doch es fehlen Daten.“
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Wer Ambrosia auf eigenem Grund findet, sollte sie vor der Blüte mit Handschuhen ausreißen. Bei blühenden Pflanzen empfiehlt sich zusätzlich das Tragen einer Maske. Allergiker sollten jeden Kontakt meiden.
Wichtig: Ambrosia gehört nicht in Kompost oder Biotonne, sondern in den Restmüll – verpackt im Plastikbeutel. So kann eine weitere Verbreitung der Pflanze verhindert werden. (dpa/mp)
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