Nord-Stream-Sabotage: Verdächtiger genießt Urlaub am „Teutonen-Grill“ – Festnahme
Im Zusammenhang mit der Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines im September 2022 hat die Bundesanwaltschaft in Italien einen tatverdächtigen Ukrainer festnehmen lassen – in der als „Teutonen-Grill“ bekannten Urlaubsregion um Rimini an der Adria. Die Karlsruher Behörde wirft ihm unter anderem das gemeinschaftliche Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und verfassungsfeindliche Sabotage vor.
Der Mann soll den Angaben zufolge zu einer Gruppe von Personen gehören, die vor rund drei Jahren nahe der dänischen Ostseeinsel Bornholm Sprengsätze an den Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 platzierte. „Bei dem Beschuldigten handelte es sich mutmaßlich um einen der Koordinatoren der Operation“, so die Bundesanwaltschaft. Zuerst hatte der „Spiegel“ berichtet.
Der festgenommene Ukrainer wurde nach einem italienischen Medienbericht im Urlaub gestellt. Der Nachrichtenagentur Ansa zufolge hielt sich der 49 Jahre alte Mann seit einigen Tagen mit seiner Familie an der Adria-Küste auf. Nach der Festnahme sei er ins Gefängnis gebracht worden. Die Entscheidung über die Vollstreckung des vorliegenden europäischen Haftbefehls liege nun beim Berufungsgericht der norditalienischen Stadt Bologna.
Dänemark und Schweden stellen Verfahren ein
Dem Bericht zufolge wurde der Ukrainer in der Nacht zum Donnerstag in der Gemeinde San Clemente im Hinterland des auch von Deutschen viel besuchten Badeorts Rimini festgenommen. Demnach fiel beim Abgleich von Daten, die Urlauber in Italien beim Einchecken in ein Hotel oder eine Ferienwohnung abgeben müssen, auf, dass es sich um den europaweit gesuchten Mann handelt. Daraufhin seien die Carabinieri bei dem Ukrainer vorstellig geworden.
Nach der Tat im September 2022 kam die Frage auf, wie die Sprengladungen wohl angebracht wurden, um die Leitungen der Pipelines zu beschädigen. Experten hielten es für wahrscheinlich, dass ausgebildete Taucher Sprengsätze an den Orten angebracht haben könnten.
Die Behörden mehrerer Länder hatten nach dem Anschlag Ermittlungen aufgenommen. Dänemark und Schweden stellten die Verfahren aber ein.
Verhaftung in Polen scheitert
Die Verhaftung eines der mutmaßlichen Taucher in Polen scheiterte: Der Mann war schon weg, als die Polizei an seiner Wohnung eintraf. Er war laut „Spiegel“ offenbar in einem Auto mit Diplomatenkennzeichen über die Grenze gebracht worden.
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Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass die Aktion von ukrainischen Streitkräften abgesegnet war. In den Augen der Beteiligten war die Sprengung dem Bericht zufolge keine Straftat, sondern ein Angriff auf ein legitimes militärisches Ziel im Krieg gegen Russland.
Die Bundesanwaltschaft erklärt nun zu der Festnahme, für den Transport hätten der Beschuldigte und seine Mittäter eine Segeljacht genutzt, die von Rostock aus startete. Die Jacht sei zuvor mit Hilfe gefälschter Ausweispapiere über Mittelsmänner bei einem deutschen Unternehmen angemietet worden. (mp/dpa)
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