Morgan Guilavogui während eines Testspiels seines Vereins RC Lens

Morgan Guilavogui während eines Testspiels seines Vereins RC Lens Foto: Imago / Shutterstock

Geht doch noch was für St. Pauli? Wie es für Morgan Guilavogui in Lens läuft

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Der Profifußball ist bekanntlich ein schnelllebiges Geschäft und der Wind kann sich von einen Tag auf den anderen drehen und manchmal sogar innerhalb von Stunden. Das gilt für Stammplätze, versprochene Perspektiven, Jobgarantien oder Wechselverbote. Absichtserklärungen, Ansagen oder gar Machtworte können schnell zu Worthülsen schrumpfen. Was heute sicher ist, mag morgen schon Makulatur sein. Apropos morgen: Eine Rückkehr von Morgan Guilavogui zum Kiezklub schien nach dem Rückkauf durch seinen Stammverein RC Lens vom Tisch. Der Angreifer sei ein wichtiger Bestandteil in den Planungen des französischen Klubs und seines neuen Trainers, ließ Lens verlauten, bevor die Saisonvorbereitung überhaupt begonnen hatte. Aber gilt das noch?

Tatsache ist, dass St. Pauli den Sturm-Schlaks, der in der zurückliegenden Saison mit wettbewerbsübergreifend sieben Treffern bester Torjäger der Kiezkicker war, nach der erfolgreichen Leih-Spielzeit mehr als gerne behalten hätte und deshalb die Kaufoption mit 3,5 Millionen Ablöse aktiviert hatte. Tatsache ist auch, dass Guilavogui unbedingt bei St. Pauli bleiben wollte, weil er sich dort sportlich gut entwickelt und wohlgefühlt hat, seine Dienste wertgeschätzt wurden und die Aussichten auf eine Zukunft als Stammspieler in einer europäischen Topliga weitaus berechenbarer waren als in Lens.

St. Pauli und Morgan Guilavogui hatten lange Hoffnung

Selbst nachdem die Franzosen ihrerseits die Rückkauf-Klausel (für 4,5 Millionen Euro) gezogen hatten, hatten Guilavogui und St. Pauli weiterhin die Hoffnung, ihre fruchtbare Zusammenarbeit fortsetzen zu können, sollte Lens den 27-Jährige wieder zu einem vernünftigen Kaufpreis auf den Markt bringen, weil er 1.) doch nicht den Vorstellungen des neuen RC-Trainers Pierre Sage entspricht oder 2.) deutlich seine mangelnde Motivation zeigt, für Lens aufzulaufen.

Auffällig war in den ersten Wochen nach seiner Frankreich-Rückkehr, dass Guilavogui darauf verzichtete, auf seinen Social-Media-Kanälen Bilder zu posten, die ihn im Kontext mit seinem neuen alten Klub zeigen. Sehr präsent waren weiterhin Fotos mit St. Pauli-Bezug. Das hat sich in jüngster Zeit geändert. Sein neues Instagram-Profibild zeigt Guilavogui im Lens-Trikot und zuletzt war er auch einer der Spieler, die als Models für eine neue Vereins-Kollektion posierten. Auch diese Bilder hat er auf seinem Kanal veröffentlicht, während dort beispielsweise keinerlei Bilder von seinem Trainingsstart mit dem Team Ende Juni zu sehen waren und sind.

Guilavogui in den Testspielen von Lens immer in der Startelf

Es sind frische indirekte Bekenntnisse zum RC Lens, die Guilavogui nach MOPO-Informationen in den ersten Wochen nach seiner Rückkehr noch ganz bewusst vermieden hatte. Gleichzeitig hat er auch entschieden, sich in Lens nicht offensiv „wegmeckern“ zu wollen.

Dass sich etwas verändert hat in der Zwischenzeit, zeigt sich am deutlichsten auf dem Platz. Denn es ist eine Sache, ob ein Trainer sagt, dass er mit einem Spieler plant und auf ihn baut, und eine andere, ob er das auch in die Tat umsetzt. In den vergangenen fünf Testspielen des RC Lens gegen den AS Rom (0:2), die Wolverhampton Wanderers (3:1), FC Metz (2:1), USL Dunkerque (5:1) und Standard Lüttich (2:2) stand Guilavogui jeweils in der Startelf. Es wäre eine Überraschung, wenn dies nicht auch im letzten Härtetest vor dem Liga-Start der Fall ist. Am Samstag empfängt Lens Bundesligist RB Leipzig, bevor es eine Woche später am ersten Spieltag der Ligue 1 gegen Lyon geht.

Hat St. Pauli Guilavogui endgültig abgeschrieben?

Bäume hat Guilavogui, der zumeist auf Rechtsaußen eingesetzt wurde, bislang jedoch nicht ausgerissen: Zwei Tore in fünf Spielen – und beide gegen Zweitligist Dunkerque. Beim Sieg gegen Wolverhampton erzielte Lens alle drei Treffer erst nach Guilavoguis Auswechslung nach 45 Minuten. Ob er ungeachtet von Scorer-Punkten zur Zufriedenheit seines Trainers aufspielt, ist nicht bekannt, wenngleich einige RC-Fans in den Foren meckern, dass es dem 4,5-Millionen-Mann – wie auch anderen Stürmern im Team – an Torgefahr und Abschlussqualität mangele.

Beim FC St. Pauli hat man die Situation von Guilavogui in Lens zwar weiterhin im Auge, aber längst nicht mehr so weit oben auf der Prioritätenliste wie noch im Juni, Anfang Juli, sondern schaut sich anderweitig auf dem Transfermarkt um. Deutlicher ausgedrückt: Der Kiezklub hat das Thema Guilavogui erst einmal abgehakt. Denn die Einsatzzeiten des schnellen Stürmers in der Saisonvorbereitung des nordfranzösischen Klubs deuten nicht darauf hin und es gibt auch keine anderen Signale, dass Guilavogui ein Verkaufskandidat ist, sondern dass Trainer Sage auf ihn setzt – bislang. Klarer wird der Status des Angreifers beim RC Lens allerdings nach den ersten Liga-Spielen sein, wenn es wirklich zählt.

Unter 4,5 Millionen Euro wird Lens nicht verkaufen

Eine braun-weiße Rückholaktion kann zwar nicht defintiv ausgeschlossenen werden, aber sie ist sehr unwahrscheinlich geworden – viel unwahrscheinlicher noch als in den Tagen nach dem Lens-Rückkauf. St. Pauli hat in der Zwischenzeit mit Andréas Houndtondji einen ähnlichen (nicht identischen!) Stürmertypen verpflichtet, wenngleich im Sturm weiter Bedarf ist. Ein weiteres Hindernis, das nicht zu vergessen ist: der hohe Preis von 4,5 Millionen Euro Ablöse, unter dem es Lens nicht machen wird, ohne von den eigenen Fans zu Recht für verrückt erklärt zu werden. Sollte der RCL Guilavogui doch noch verkaufen wollen, dann logischerweise bevorzugt gewinnbringend an einen finanziell potenteren Verein als St. Pauli.

Andererseits: siehe erster Absatz. Es wäre eine ziemlich verrückte Geschichte und auch ein einmaliger Vorgang, sollte der FC St. Pauli innerhalb einer Transferperiode ein und denselben Stürmer gleich zweimal kaufen.

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