Oliver Kahn verschränkt die Armea

Oliver Kahn befürchtet einen Qualitäts-Schwund in der Bundesliga. Foto: imago/osnapix

„Trügerische Attraktivität“: Kahn sagt, warum so viele Stars die Bundesliga verlassen

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Florian Wirtz, Hugo Ekitiké oder Thomas Müller sind schon weg, Xavi Simons oder Benjamin Sesko könnten folgen. Die Bundesliga verliert viele Stars – und nur wenige neue kommen hinzu.

Wirtz bevorzugt für die Jagd nach Europas Krone die Anfield Road. Granit Xhaka spielt lieber in England gegen den Abstieg als in Deutschland um Titel. Müller zieht es auf der Karriere-Zielgeraden über den großen Teich. Die Bundesliga hat in diesem Sommer bereits einige ihrer größten Stars verloren – und weitere Attraktionen stehen kurz vor dem Absprung.

„Nicht die große Rolle“: Laut Kahn bleibt die Bundesliga deutlich hinter der Premier League

Die deutsche Eliteliga spiele „international weiterhin nicht die ganz große Rolle“, urteilte Oliver Kahn deshalb im „kicker“: „Wenn ich mich irgendwo auf der Welt mit Leuten unterhalte, gibt es für die keinen großen Unterschied zwischen der Bundesliga, Serie A und Ligue 1. Die Premier League und La Liga heben sich deutlich ab.“ Deshalb könne er auch Jungstar Wirtz „gut verstehen“, der zum FC Liverpool und nicht zu den Bayern wechselte.

Florian Wirtz (r.) klatscht mit Liverpool-Trainer Arne Slot ab. imago/Action Plus
Florian Wirtz (r.) klatscht mit Trainer Arne Slot ab
Florian Wirtz (r.) klatscht mit Liverpool-Trainer Arne Slot ab.

Es müsse die Verantwortlichen aber „schon nachdenklich machen, wenn einer der besten deutschen Spieler lieber nach England wechselt statt zum FC Bayern“, führte der frühere Bayern-Vorstand aus. Er sehe im deutschen Fußball „eine trügerische Attraktivität“. Denn Wirtz ist längst nicht der Einzige, den andere Ligen mehr reizen als die deutsche Eliteliga. Volle Stadien, herausragende Stimmung oder perfekte Rahmenbedingungen reichen in der heutigen Zeit längst nicht mehr.

Ekitiké, Simons und Sesko: Beispiele für ein Qualitätsabfall in der Bundesliga

Xhaka beispielsweise wechselt vom Bundesliga-Zweiten Bayer Leverkusen zu Premier-League-Aufsteiger AFC Sunderland, Hugo Ekitiké oder Jeremie Frimpong zieht es für fette Millionenbeträge nach Liverpool. Auch die Leipziger Benjamin Sesko und Xavi Simons stehen für gutes Geld kurz vor dem Absprung auf die Insel. Selbst bei durchschnittlichen Bundesligaspielern wie Anton Stach oder Damion Downs greifen englische Klubs tief in die Tasche. Finanziell können die deutschen Vereine nicht mithalten.

Frankfurts Vorstandssprecher Hellman will den Trend nicht mitgehen

„Wir können und werden nicht bedingungslos in dieses Rennen einsteigen, wenn Spieler bei den Top-Klubs Begehrlichkeiten wecken“, sagte Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann im kicker: „Die Verdienstmöglichkeiten auf dem internationalen Markt haben sich verändert, so auch die Transferkosten für gestandene Spieler mit internationaler Erfahrung.“

Enzo Millot half mit seinen beiden Treffern im DFB-Pokal-Finale gegen Bielfeeld, den Titel für den VfB einzufahren. imago/Sportfoto Rudel
Enzo Millot jubelt
Enzo Millot half mit seinen beiden Treffern im DFB-Pokal-Finale gegen Bielfeeld, den Titel für den VfB einzufahren.

Die SGE musste neben Ekitiké zuletzt auch Tuta im besten Fußballeralter nach Katar ziehen lassen, der Stuttgarter Enzo Millot geht mit 23 Jahren wohl nach Saudi-Arabien.

Selbst der FC Bayern hat Probleme auf dem Transfermarkt

Derweil sind neue Stars Mangelware. Als fertiger Weltklassespieler kommt nur Luis Díaz von Liverpool zu den Bayern, ansonsten haben aber auch die national so dominanten Münchner auf dem internationalen Markt Probleme. In die deutsche Eliteklasse kommen hauptsächlich aufstrebende und hoffnungsvolle Toptalente wie Jobe Bellingham, Jarell Quansah, Malik Tillman oder Johan Bakayoko – die Liga wird als Sprungbrett gesehen.

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Um das zu ändern, müsse der deutsche Fußball wieder eine Identität entwickeln. „Bewusst provokativ stelle ich mir, wenn ich den deutschen Fußball gerade sehe, die Frage: Wofür steht der deutsche Fußball heute eigentlich?“, sagte etwa Matthias Sammer: „Ich kann es nicht erkennen.“ Viele Stars offenbar auch nicht (sid/hen)

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