André Zand-Vakili

André Zand-Vakili war leidenschaftlicher Polizeireporter. Er starb nun im Alter von 61 Jahren. Foto: Thorsten Ahlf / Funke Foto Services

Hamburgs letzter Polizeireporter ist tot: „Ach komm, ich hab ein tolles Leben gehabt“

André Zand-Vakili ist tot. Mit ihm starb der vielleicht letzte „echte“ Polizeireporter dieser Stadt. Niemand war so vernetzt bei der Polizei wie er, niemand hatte so viele Exklusivstories. Noch bis kurz vor seinem Tod schrieb der 61-Jährige für das „Abendblatt“. Ich durfte in den 90er Jahren hier bei der MOPO mit ihm arbeiten, verliere mit André nicht nur einen geschätzten Kollegen, nein, einen echten Freund. 

Was für ein besonderer Mensch „Zand“, wie ihn in der Branche alle nannten, war, zeigt unser letztes Zusammentreffen vor einigen Wochen. Ich hatte beim Aufräumen des MOPO-Archivs Fotos von ihm gefunden und wollte sie ihm vorbeibringen. Ich wusste, dass er mehrere schwere Krebs-Operationen hinter sich hatte, fragte am Telefon wie es ihm geht. Seine Antwort werde ich nie vergessen: „Ich lieg hier auf dem Totenbett“. Wer Zand kannte, der wusste wie sarkastisch er sein konnte. Doch nüchtern klärte er mich auf, dass es keine Hoffnung gibt und er daheim, umsorgt von seiner Frau Susann und seinen drei erwachsenen Söhnen, auf den Tod wartet. 

Die Arbeit in Redaktionsstuben war ihm eher eine Qual. Aber an Tatorten oder bei Kiez-Razzien war André Zand-Vakili in seinem Element. RUEGA
André Zand-Vakili
Die Arbeit in Redaktionsstuben war ihm eher eine Qual. Aber an Tatorten oder bei Kiez-Razzien war André Zand-Vakili in seinem Element.

Nach Jahren bei der Bundeswehr – Zand betonte gern, dass er bei den Fallschirmjägern war – arbeitete er in Harburg als freier Fotoreporter. Schnell beschaffte er sich Polizeifunkgeräte und war Tag und Nacht „auf Funk“, bot der MOPO seine exklusiven Bilder aus Hamburgs Süden an. Ich suchte damals Verstärkung und holte ihn zur MOPO. Wir beide wurden ein echtes „Dream-Team“, ich in der Redaktion und Zand vor Ort. Da war er in seinem Element, die Anwesenheit in Redaktionsstuben war ihm eher eine Qual. Aber an Tatorten, bei Kiez-Razzien oder Großfeuern, da blühte er auf.

In seiner ruhigen, bedächtigen Art fand André schnell Zugang zu den Menschen, in all den Jahren baute er sich in der Polizei ein Netz von Kontakten auf, von dem andere nur träumen konnten. Bis zuletzt habe ich beim Lesen des „Abendblatts“ immer zuerst nach den bescheiden mit dem Kürzel ZV gekennzeichneten Artikeln gesucht. Sie waren fast immer exklusiv. Wenn alle noch rätselten, bei welchem Promi am Leinpfad denn eingebrochen worden war, hatte Zand den Namen längst.

Als Polizeireporter war MOPO-Urgestein Thomas Hirschbiegel ein harter Hund. Doch der Tod von André Zand-Vakili geht ihm nahe. Florian Quandt
Als Polizeireporter war MOPO-Urgestein Thomas Hirschbiegel ein harter Hund. Doch der Tod von André Zand-Vakili geht ihm nahe.
Als Polizeireporter war MOPO-Urgestein Thomas Hirschbiegel ein harter Hund. Doch der Tod von André Zand-Vakili geht ihm nahe.

Seine guten Kontakte zur Polizei waren legendär. Weil man ihm vertraute und ihm mit Sicherheit auch immer absolut vertrauen konnte. Niemals hätte dieser Polizeireporter aus Leidenschaft etwas publiziert, was den Erfolg einer Ermittlung gefährdet hätte. 

Seine guten Kontakte zur Polizei waren legendär

All diese Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum, als ich nun vor drei Wochen an der Tür seines Hauses in Heimfeld klingelte. Die Sonne schien. Im herrlichen Garten zwitscherten die Vögel. Ich schluckte, als ich den Raum betrat, in dem Zand lag, doch er nahm mir sofort alle Beklemmung, sagte: „Ach komm, ich hab ein tolles Leben gehabt, viel erlebt, hab eine wundervolle Frau und drei Kinder. Was will ich mehr?“

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Was für eine Haltung! Der Mann, für den beinahe vier Jahrzehnte lang Tod und Unglück zum Berufsalltag gehörten, nahm seinen nahenden Tod voller Fassung. Wir redeten über die alten Zeiten, all die Geschichten, die wir gemeinsam für die MOPO gemacht haben. Doch nach einer Stunde wurde er zu schwach, bat mich zu gehen, aber auch unbedingt wiederzukommen. Ich drückte Zands Hand, hoffte so sehr, dass es nicht das letzte Treffen sein würde. Die Hoffnung trog. Ich schreibe jetzt diesen Text und muss hemmungslos weinen.  

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