„Prellbock“ kritisiert nächstes geplantes Großprojekt der Bahn
Die Bürgerinitiative „Prellbock Altona“ übt heftige Kritik an der von der Deutschen Bahn geplanten Neubaustrecke Hamburg-Hannover. Statt des Neubaus fordert sie einen schrittweisen Ausbau der bestehenden Strecke. Das Großprojekt Hamburg-Hannover hält die Initiative für „illusionär“.
Die Strecke Hannover-Hamburg zählt nach Angaben der Bahn mit einer Auslastung von 147 Prozent zu den am stärksten überlasteten und damit unpünktlichsten Strecken Deutschlands. Deshalb will die Bahn zusätzlich zur bestehenden Strecke eine neue zweigleisige Strecke bauen, die über Soltau und Bergen führt. Eine Entscheidung, die dem Unternehmen schon den Ärger der Landesregierung Niedersachsens einbrachte.
Initiative: Neubaustrecke ignoriert eigentliches Problem
Jetzt übt auch die Bürgerinitiative Prellbock Altona scharfe Kritik an dem geplanten Großprojekt. Der Neubau würde mit seinen zwei Gleisen keine bedeutende Kapazitätserweiterung bedeuten und zudem viel zu spät fertig werden – Prellbock rechnet nicht vor 2045 mit einer Fertigstellung. Außerdem gehe das Projekt völlig am eigentlichen Problem vorbei: Die Hauptengpässe sieht die Initiative bei den sanierungsbedürftigen Elbbrücken, den Engpässen am Hauptbahnhof und dem zu kleinen Neubaubahnhof Diebsteich. Die Neubaustrecke hält die Initiative deshalb für „illusionär“ und die Fertigstellung für eher unwahrscheinlich.
Statt des Neubaus fordert Prellbock einen Ausbau der bereits bestehenden Strecke, die über Lüneburg, Uelzen und Celle führt. Ein viergleisiger Ausbau der Strecke zwischen Celle und Uelzen und Lüneburg und Uelzen würde die Kapazitäten der Strecke deutlich stärker erweitern und wäre zudem schon bis 2028 umsetzbar. Ganz ohne Baumaßnahmen ließe sich eine Kapazitätserhöhung auf der Bahnstrecke von Hamburg bis Celle erreichen. Dazu müsste lediglich der dort fahrende Erzverkehr, der durch seine geringe Geschwindigkeit den Personenverkehr behindere, auf Binnenschiffe verlagert werden.
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Michael Jung, Sprecher von Prellbock Altona hält das Projekt ohnehin nur für einen kalkulierten PR-Move. Die Deutsche Bahn wolle mit dem Großprojekt eine positive Meldung erzeugen, um ausreichend Mittel aus dem Investitionspaket der Bundesregierung zu bekommen. „Es ist traurig zu sehen, dass durch die DB und Teile der Politik, besonders in Hamburg, unrealistische Projekte, die eigentlich schon zu den Akten gelegt waren, angesichts des 500 Milliarden Infrastruktur-Sondervermögens erneut aus der Versenkung geholt werden“, erklärt Jung. (mp)
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