Familienministerin: „Es ist eine gute Zeit, um Kind zu sein“
Sollte es eine Altersbegrenzung für TikTok und Instagram geben? Gehören Handys an Schulen verboten? Wie sollten Lehrer mit geflüchteten Kindern umgehen? Und was machen viele Eltern heute falsch? In der „Süddeutschen Zeitung für Kinder“ hat die Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Karin Prien (CDU), über all diese Fragen gesprochen – und auch darüber, wie sie als Kind mal erotische Literatur vom Nachttisch ihres Vaters gestohlen hat.
Prien stellt klar, dass Deutschland 2025 aus ihrer Sicht immer noch ein guter Ort sei, um Kind zu sein. „Der Mensch neigt dazu, vor allem auf die Probleme zu schauen. Im historischen Vergleich ist es eine sehr gute Zeit, um Kind zu sein“, so die Ministerin. Dennoch äußert sie sich auch kritisch, zum Beispiel über heutige Eltern.
Familienministerin: Manche Eltern kümmern sich zu viel
„Problematisch wird es, wenn das Kümmern zu viel wird. Kinder brauchen Freiraum. Kinder müssen sich auch ausprobieren können, auch Fehler machen dürfen. Dann müssen wir über Social-Media-Konsum und Bildschirmzeiten sprechen. Und zwar von den Eltern!“ Laut Prien würden einige Eltern mehr auf ihr Smartphone schauen als in den Kinderwagen. „Babys brauchen Blickkontakt. Es muss jemand mit ihnen sprechen, gerade, wenn sie es selbst noch nicht können. Dann: vorlesen, Spiele spielen, Sandburgen bauen, Fahrradfahren lernen. Eltern sollten dranbleiben, auch wenn Kinder zwischendurch mal keine so große Lust haben“, so die Ministerin.
Wann sollten Kinder nach Einschätzung der Familienministerin ein eigenes Handy bekommen? „Meine feste Überzeugung: Jedes halbe Jahr, das ohne geht, ist ein gewonnenes“, sagt sie. „Und auf keinen Fall sollte es ein Handy geben, bevor jemand gut lesen kann und in der Lage ist, ganze Bücher zu lesen. Aber klar: Irgendwann, mit 13 oder 14, geht es kaum mehr ohne. Es findet ja ein guter Teil des sozialen Miteinanders auch über Handys statt.“
In dem Interview spricht Karin Prien, früher Landesministerin in Schleswig-Holstein und Bürgerschaftsabgeordnete in Hamburg, auch über ihr eigenes Aufwachsen, natürlich ohne Smartphone. „Ich habe als Jugendliche die erotische Literatur vom Nachtschrank meines Vaters gemopst“, erzählt sie. Aber: „Erotische Literatur als Jugendliche zu lesen, ist was völlig anderes, als die Bilder zu sehen, die heute im Internet stehen. Da geht es nicht mehr um Frühsexualisierung, sondern um Traumatisierung. Haben Jugendliche überhaupt die Chance, eine eigene Sexualität zu entwickeln?“ Da ginge es auch um die psychische Gesundheit.
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Prien spricht sich für ein Handyverbot an Schulen aus. Zum Thema Migration an Bildungseinrichtungen hat sie eine klare Haltung: „Ich will keine Begrenzungen (für Kinder mit Migrationshintergrund) an Schulen. In Bremerhaven etwa, wo über 70 Prozent der Kinder eine Migrationsgeschichte haben, erübrigt sich das ohnehin. Und trotzdem: Wir müssen eine Lösung für den hohen Anteil von Kindern finden, die unsere Sprache nicht beherrschen. Das hat zwar oft mit Migration zu tun, aber nicht immer. Eine frühere und bessere Sprachförderung kann helfen“, so die Ministerin. (prei)
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