Jule Niemeier lächelt am Hamburger Rothenbaum

Hat ihr Lachen wiedergefunden: Jule Niemeier hofft, dass Hamburg für sie einen Wendepunkt markiert. Foto: WITTERS

Sie war Deutschlands Super-Talent: Jule Niemeier spricht in Hamburg über ihre Krise

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Drei Jahre ist es her, da war Jule Niemeier die größte Hoffnung im deutschen Frauen-Tennis. In Wimbledon war sie bis ins Viertelfinale gestürmt, bei den US Open unterlag sie der Weltranglistenersten Iga Swiatek aus Polen im Achtelfinale erst nach drei hart umkämpften Sätzen. Die Tennis-Welt, sie schien der in Dortmund geborenen Regensburgerin offenzustehen. Und heute?

Jule Niemeier sitzt als Nummer 184 der Welt im Pressezentrum der MSC Hamburg Ladies Open am Rothenbaum. Pressekonferenzen gehören nicht zur Lieblingsdisziplin der 25-Jährigen, die allerdings die Gabe hat, sich ausgezeichnet ausdrücken zu können. Zu Hause aber fühlt sie sich vor allem auf dem Platz. Und zum Glück ist das wieder so.

Jule Niemeier: „Die Kurve geht wieder nach oben“

Schon beim Training war zu beobachten, dass die 1,78-Meter-Frau ihr Lachen wiedergefunden hat. „Ich fühle mich wieder echt gut“, bestätigt sie. „Die Kurve geht wieder nach oben. Das versuche ich jetzt in die Matches zu transportieren. Ich bin sehr zuversichtlich, dass man das in den kommenden Wochen sehen wird.“


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Um den Spaß am Tennis hatte sie in den vergangenen Wochen, Monaten, fast Jahren kämpfen müssen. Mentale Tiefs kamen immer wieder. Niemeier, so heißt es, grüble zu viel. Klar ist: Sie gewann zu wenig für die eigenen Ansprüche und Möglichkeiten. Nur neun von 27 Matches entschied sie in dieser Saison für sich. Die Folge: Niemeier gab am 1. Juli – nach ihrem Quali-Aus von Wimbledon – die Trennung von ihrem Trainer Michael Geserer (55) bekannt, mit dem sie dreieinhalb Jahre zusammengearbeitet hatte.

Anna Gabric betreut Jule Niemeier in Hamburg

An Niemeiers Seite ist nun Anna Gabric (27), eine langjährige Freundin, die ihre eigene Karriere gerade beendet hat. Ein neuer Impuls, der den Spaß zurückbringen soll. „Das Hauptziel ist, mein Spiel wieder durchzubringen, offensiv zu spielen, kreativ zu sein, intuitiv zu reagieren“, erklärt Niemeier und streicht die langen Haare aus dem Gesicht.

Tennis ist ein gnadenloser Sport. Ein Sport, der junge Menschen, die viel reisen, aber abgesehen von Tennis-Anlagen wenig sehen, zermürben kann. Niemeier weiß darum. In der vergangenen Woche reiste sie daher vom Turnier in Båstad (Schweden), wo sie bei ihrer Premiere mit Gabric immerhin das Achtelfinale erreicht hatte, nicht direkt nach Hamburg, sondern machte einen Schlenker zur Frauenfußball-EM in der Schweiz.

Jule Niemeier: „Viel zu lang nur Tennis, Tennis, Tennis“

„Ich hatte viel zu lang nur Tennis, Tennis, Tennis auf der Platte und gar keine Zeit für andere Dinge“, sagt sie. „Heute weiß ich, dass es wichtig ist, auch mal eine Balance zu finden und Sachen zu unternehmen, die nichts mit Tennis zu tun haben.“ Nationalspielerin Klara Bühl, mit der Niemeier seit langem befreundet ist, konnte sie nach der 1:4-Niederlage gegen Schweden ein wenig Trost spenden. Es werden wieder bessere Zeiten kommen. Hofft Bühl. Hofft Niemeier.

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Und Lockerheit soll eben das Zauberwort sein, um den Erfolg von einst zurückzuholen. „Ich bin Mitte 20. Jeder normale Mensch in meinem Alter geht feiern oder studiert oder macht was auch immer“, sagt sie und ein wenig Bedauern ist herauszuhören aus den Worten der vielseitig interessierten 25-Jährigen, die im Alter von 16 ihr erstes Profiturnier spielte. „Das bedeutet nicht, dass ich jetzt ständig feiern gehen sollte. Das wäre auch nicht hilfreich“, schiebt sie hinterher – und packt ihr ansteckendes Lachen aus. „Aber wenn der Kopf nicht frei ist, kann man seine Leistung nicht bringen.“

Niemeier trifft zum Auftakt auf Dayana Yastremska

Mit dem Trainerwechsel habe sie die Reset-Taste gedrückt. Ob sich das in Hamburg schon auswirken wird? Am Dienstag wird sich das zeigen. Die Auslosung hat es mit Niemeier nicht sonderlich gut gemeint. Sie trifft zum Auftakt auf die Weltranglisten-39. Dayana Yastremska aus der Ukraine, eine der Turnier-Favoritinnen. Niemeier gibt sich selbstbewusst. „Letztes Jahr habe ich in New York gegen sie gewonnen. Es ist jetzt nicht so, dass ich Angst vor ihr habe“, sagt sie.

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In Hamburg stand Niemeier vor vier Jahren schon mal im Halbfinale. Es scheint kaum einen besseren Ort zu geben als den Rothenbaum, um den Hebel wieder umzulegen und ein Ausrufezeichen zu setzen auf der Tennis-Bühne, die wichtig ist für Jule Niemeier, aber eben nicht die Welt bedeutet. Das zu wissen, dürfte sie stärker machen.

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