Merlin Polzin spricht auf dem Trainingsplatz mit Stefan Kuntz

Haben wegen des Kaders noch viel zu besprechen: HSV-Coach Merlin Polzin und Sportvorstand Stefan Kuntz (r.) Foto: WITTERS

Selke, Karabec, drei Transfer-Listen: So bauen die Bosse und Polzin den HSV-Kader

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Nicolai Remberg, Jordan Torunarigha, Fernando Dickes, Rayan Philippe: Vier HSV-Zugänge waren zum Auftakt dabei. „Wir sind da sehr zufrieden“, sagte Sportdirektor Claus Costa parallel zum ersten Training und kündigte an: „So soll das weitergehen.“ Nur wie genau? Costa wollte weder „einen genauen Zeitraum“ für die nächsten Verpflichtungen noch „eine Zahl“ an Profis nennen, die noch kommen sollen. Dafür sprach Stefan Kuntz von drei internen Transfer-Listen – und Merlin Polzin äußerte sich nicht zuletzt zu Adam Karabec und Davie Selke.

Der tschechische Mittelfeldmann sowie der Torschützenkönig der Aufstiegssaison fehlten beim Trainingsstart im Volkspark, weil ihre HSV-Verträge am Montag offiziell ausgelaufen waren. Dessen war sich Polzin natürlich bewusst. Und der Coach nährte auch nicht mögliche Hoffnungen von Fans, die sich eine HSV-Zukunft des Duos wünschen.

„Klare Richtlinie“ bei HSV-Transfers – auch wegen Karabec

„Adam ist ein fantastischer Mensch, der sehr hart arbeitet, und ein Fußballer, der den Unterschied machen kann“, lobte Polzin die Vorjahresleihgabe Karabec, deren Kaufoption (rund vier Millionen Euro) der HSV nicht gezogen hatte, am Mittwoch zwar. Aber der Trainer deutete auch an, dass die Analyse ergeben hat, dass Karabec eher keine Zukunft in Hamburg hat – zumindest, wenn Sparta Prag nicht entscheidend von seiner Ablösevorstellung abrückt.

„Ich habe sehr gerne mit Adam zusammengearbeitet und kann es mir unter gewissen Bedingungen für die Zukunft sehr gut vorstellen“, so Polzin. „Aber es ist im Fußball-Geschäft auch so, dass man auf unterschiedlichsten Wegen versucht, einen guten Kader zusammenzustellen.“ Der HSV habe sich hier „eine klare Richtlinie gesetzt“, spielte Polzin auf eine finanzielle Schmerzgrenze an, die er respektiere. Karabec ist den Transferbossen weiterhin zu teuer.

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Zuletzt war im Volkspark die Skepsis gewachsen, ob der 22-Jährige die beste Option für das offensive Mittelfeld ist. Eine Einigung ist derzeit nicht in Sicht, die Bosse fahnden nach Alternativen – was auch für den zentralen Sturm gilt, wo Selkes Verbleib immer unwahrscheinlicher wird. „Wir wissen alle, was wir im vergangenen Jahr an Davie hatten – nicht nur auf, sondern auch außerhalb des Platzes“, betonte Polzin noch einmal den Wert Selkes in der Saison des Aufstiegs. Die ist nun seit eineinhalb Monaten vorbei. Mittlerweile liegt dem Angreifer kein Angebot mehr vor, die Fronten sind verhärtet, ein neuer Vertrag ist weit weg – auch wenn man diesen im Volkspark nicht ausschließt.

HSV-Coach Polzin hat kein Update zur Selke-Zukunft

„Da brauchen wir wahrscheinlich noch ein bisschen Zeit, um da mehr sagen zu können“, erklärte Polzin. „Aber mir ist wichtig, dass wir klar im Austausch sind, ich sowohl mit ihm als auch mit der Vereinsführung. Das ist gegeben – und deshalb warten wir das Ganze mal ab.“ Abwarten. Das muss Polzin auch noch bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Bundesliga-Kader final steht. „Als Trainer möchtest du so schnell wie möglich mit allen zusammenarbeiten, aber zum Geschäft gehört es auch dazu, dass es nicht umsetzbar ist, sondern die eine oder andere Woche länger dauern wird“, weiß Polzin. „Für mich ist es wichtig, dass wir richtig gute Entscheidungen treffen.“ Das Aufgebot soll zu den neuen Anforderungen in der Bundesliga passen: mehr Intensität, Laufstärke, Tempo und körperliche Robustheit.

Rayan Philippe (l.) bei seiner Trainings-Premiere als HSV-Profi WITTERS
Rayan Philippe bei seiner Trainings-Premiere als HSV-Profi
Rayan Philippe (l.) bei seiner Trainings-Premiere als HSV-Profi

Die Wechsel von Remberg, Torunarigha und Philippe passen zu diesem Transferplan, den die Verantwortlichen aber noch nicht als erfüllt ansehen. „Da wird sich auf jeden Fall noch etwas verändern“, ist Polzin sich sicher und hofft schnellstmöglich auf weitere Zugänge, um ebendiese an die in der Bundesliga veränderte Spielidee zu gewöhnen. „Aber das muss ich lernen, dass sich das ein bisschen zieht.“ Auch Hamburgs Kaderplaner um Costa lassen sich nicht treiben, wenngleich klar ist, wo der HSV noch Verstärkung benötigt: in der Innenverteidigung, auch rechts hinten, zudem im Mittelfeldzentrum und in der zentralen Spitze. „Wir arbeiten im Hintergrund, wir versuchen Dinge voranzutreiben“, sagte Costa, während Kuntz drei Listen erklärte, die der HSV während seines Scoutings nutzt.

Die HSV-Bosse Costa und Kuntz müssen auch verkaufen

Erstens handelt es sich um „eine Topliste europaweit und eigentlich eine, die oft außerhalb unserer finanziellen Möglichkeiten liegt“. Zweitens „gibt es eine Topliste von Spielern, bei denen wir uns strecken müssen“. Und drittens „eine Liste von Spielern, die eher realisierbar sind“. Die Wechsel der bisher vier neuen Spieler waren für den HSV realisierbar. Die Verpflichtungen von Philippe und Co. sind das Ergebnis der Saisonanalyse, nach der definiert wurde, wo in der Mannschaft nachgebessert werden muss. Bedürfnisse wurden formuliert, zum Teil bereits befriedigt, aber es braucht auf der Zugangsseite mehr. Und auch Abgänge müssen noch verkündet werden. „Der eine oder andere Spieler wird eine Idee haben, sich zu verändern. Und auch wir haben Ideen“, hielt Polzin fest.

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„Es ist ja völlig klar, dass der Kader, der heute auf dem Trainingsplatz steht, nicht zwingend der Kader sein muss, der auch am Ende der Transferphase noch da ist“, sagte Costa, ohne auf Namen von Spielern einzugehen, die noch gehen werden. Erste Kandidaten sind neben den beiden freigestellten Verteidigern Lucas Perrin und Nicolas Oliveira zudem die bisherigen Leihgaben Anssi Suhonen und Guilherme Ramos, die dem ersten Aufgalopp im Volkspark am Mittwochmittag beiwohnen durften – anders als der der seit Dienstag arbeitslose Selke und Karabec, der in Grassau am Chiemsee schuftete. Und das mit Sparta Prag, dem Klub, den er in diesem Sommer eigentlich verlassen will.

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