Simon Wombwell und Anne Taylor aus der Nähe von Bristol sitzen im Basecamp bei einem Wohnwagen – draußen ist es 30 Grad heiß.

Simon Wombwell und Anne Taylor aus der Nähe von Bristol sitzen im Basecamp bei einem Wohnwagen – draußen ist es 30 Grad heiß. Foto: picture alliance/dpa | Oliver Berg

Neuer Reisetrend: Wer macht denn ernsthaft Indoor-Camping im Hochsommer?

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Draußen sind es 30 Grad, drinnen sitzen Paare vor ihren Wohnwagen. Sie suchen in einer Halle in Bonn Camping-Romantik – aber ohne die damit verbundenen Entbehrungen. Wobei: Einigen ist das Indoor-Camping fast schon zu authentisch.

In bester Laune sitzt Simon Wombwell in T-Shirt und Shorts vor seinem Wohnwagen. „Typisch Engländer!“, ruft er und reckt dazu die Flasche Bier in seiner Hand. Seine Partnerin Anne Taylor lacht. Das Paar aus der Nähe von Bristol genießt einen Camping-Urlaub in Deutschland. Der grüne Rasen ist allerdings künstlich – und der blaue Himmel an diesem heißen Sommerabend nicht zu sehen. Denn Simon und Anne machen Indoor-Camping. Nass werden können sie hier höchstens unter der Dusche.

„Trocken-Camping“ – so nennt es Thomas Lenz, Sprecher des Bonner Basecamp. In einer Halle stehen 13 Retro-Wohnwagen, vier massige US-Airstream-Reiseanhänger, zwei ausrangierte Schlafwagen der Bahn und eine alte Schweizer Berggondel.


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Indoor-Camping – Dabei sind draußen 30 Grad

Wenn man zwischen den Wohnwagen umhergeht, fühlt es sich fast so an wie auf einem echten Campingplatz. Die Leute sitzen draußen an kleinen Klapptischen, essen und trinken und unterhalten sich. Eine Frau ist mit Handtuch und Kulturbeutel unterwegs zu den Wasch- und Toilettenräumen. Und an einer Ecke sind zwei Camper miteinander ins Plaudern gekommen. Und das alles, während draußen die Sonne scheint – tagsüber war es 30 Grad heiß.

Mehrere Wohnwagen und Camping-Mobile stehen in der großen Halle, dem „Basecamp“. picture alliance/dpa | Oliver Berg
Mehrere Wohnwagen und Camping-Mobile stehen in der großen Halle, dem „Basecamp“.
Mehrere Wohnwagen und Camping-Mobile stehen in der großen Halle, dem „Basecamp“.

Paul Starrach aus Gießen hat den Aufenthalt zu seinem 70. Geburtstag von seiner Lebensgefährtin Renate Rothenbächer (60) geschenkt bekommen. Er ist passionierter Camper – und begeistert von der Indoor-Version. „Ich habe so etwas noch nie gesehen“, erzählt er.

Aber ist das wirklich mit echtem Campen unter freiem Himmel vergleichbar? Paul Starrach zuckt mit den Schultern: „Echte Camper sind flexibel. Ich kann’s jedem empfehlen.“

Idee: preiswerteres Camping für junge Leute

Das Basecamp sei eigentlich in erster Linie für jüngere Leute als preiswerte und originelle Übernachtungsmöglichkeit attraktiv, sagt Thomas Lenz. „Aber wir haben auch viele ältere Herrschaften hier. Das sind Menschen, die früher oft gecampt haben, aber jetzt in einem Alter sind, in dem sie es nicht mehr machen können oder wollen – die aber einfach noch mal dieses Camping-Erlebnis haben möchten.“ Die Tatsache, dass die Wohnwagen alle sehr alt sind, teilweise 70 Jahre, verstärkt bei den Senioren das Nostalgie-Gefühl.

Roxane Boucq und Apolline Bauer dagegen sind zwei junge Französinnen aus Lyon und Straßburg. Roxane geht öfters campen, aber immer im Zelt, nicht im Wohnwagen. Apolline hat noch fast keine Camping-Erfahrung. Sie hat sich vor allem davon anlocken lassen, dass auf den Fotos im Internet alles „so lustig“ aussah. Das hat sich für sie in der Realität nun mehr als bestätigt.

Indoor-Camper wollen bloß nicht nass werden

„Der überwiegende Teil der Gäste sind keine echten Camper, aber es gibt viele, die dieses Camping-Spiel, dieses Camping-Feeling haben wollen“, erklärt Thomas Lenz. „Sie wünschen sich das – aber sie wollen dabei nicht nass werden.“ Camping-Romantik ohne die damit verbundenen Entbehrungen sozusagen. Wobei Verena aus Hannover sogar findet, dass das Camping-Erlebnis hier sehr authentisch ist: „Ich habe schon ein bisschen geschluckt, weil die Toiletten ja Gemeinschaftstoiletten sind. Aber ach, kann man überleben.“

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Simon Wombwell und Anne Taylor haben echtes Campen in der freien Natur mal ausprobiert, aber das endete in einem ziemlichen Fiasko. Hier im Basecamp gefällt es ihnen dagegen sehr gut. „Wir sind letztlich auch gar nicht für das Camping-Gefühl gekommen“, gesteht Simon. „Wir sind hierhergekommen, weil wir mal was anderes sehen wollten. Irgendwas, was wir zuhause nicht haben. Und das hier ist schon wirklich sehr lustig.“ (dpa/mp)

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