Energiebunker Wilhelmsburg

Das heiße Wasser soll im Energiebunker Wilhelmsburg bei dem Projekt zwischengespeichert werden. Foto: Patrick Sun

Klimafreundlich heizen mit Wasser aus der Tiefe: Mehr Probleme als gedacht

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Die Idee klingt einfach: Heißes Wasser wird in Hamburg aus der Tiefe der Erde gepumpt und zum Beheizen von Tausenden Hamburger Wohnungen genutzt. Doch bei der Umsetzung des Projekts gibt es mehr Probleme als vorher angenommen.

Vor knapp zwei Jahren hatte es geheißen, vom Frühjahr 2025 an könnten rechnerisch bis zu 6000 Haushalte mit Erdwärme versorgt werden. Bei Beginn der ersten Bohrung im Februar 2021 hatten die Hamburger Energiewerke noch eine Fertigstellung für 2023/24 ins Auge gefasst. 

Pläne um zweite Anlage in Wilhelmsburg erweitert

Grund für die neue Verzögerung sei eine Änderung der Pläne, heißt es von den Energiewerken. Jetzt wolle man sich die Option auf eine zweite Geothermiebohrung am Standort Wilhelmsburg offenhalten. Darum sei der Genehmigungsantrag zum Bau der Anlage überarbeitet worden. 

„Wir sehen eine gute Chance, dass es aufgrund des steigenden Bedarfs nach ökologischer Wärme eine ausreichende Nachfrage ab 2030 geben könnte“, sagte Unternehmenssprecherin Bettina Schwarz. Zurzeit werde der ehemalige Bohrplatz im Hafengebiet Wilhelmsburg für die Fundamentarbeiten des Heizhauses vorbereitet.

Bislang 157 Gebäude an Wilhelmsburger Wärmenetzen

Die Energiewerke versorgen nach eigenen Angaben mit zwei dezentralen Netzen, zu denen auch Anlagen in einem umgebauten ehemaligen Flugabwehrbunker gehören, insgesamt 157 Gebäude, darunter Wohnhäuser, Büros und öffentliche Einrichtungen. Rechnerisch entspreche das gut 3700 Wohneinheiten, hieß es. Hamburgweit beheizen die Energiewerke 538.000 Wohneinheiten mit Fernwärme.


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Bei dem Vorhaben in Wilhelmsburg handele es sich um ein Forschungsprojekt im Rahmen des „Reallabors Integrierte Wärmewende Wilhelmsburg“, sagte Schwarz. Dieses größere Projekt soll den Stadtteil durch CO2-freie Energie klimafreundlicher machen und wird vom Bundeswirtschaftsministerium mit 22,5 Millionen Euro gefördert. Zu den Kosten des Geothermie-Projekts konnte die Sprecherin keine Angaben machen. 

Kosten für Neukunden bei Energiewerken stiegen deutlich an

Erst kürzlich hatten die Energiewerke ihre Preise deutlich angehoben. Neukunden müssen seit 1. Mai fast ein Drittel mehr für Fernwärme und Heißwasser bezahlen. Die Erhöhungen für Bestandskunden folgen schrittweise vom 1. Juli 2026 an. Als Grund für die Erhöhung nannte Vertriebsgeschäftsführer Michael Prinz im April die Investitionen in die Wärmewende.

Das Geothermie-Projekt war 2021 nach zehnjähriger Planungszeit gestartet worden. Ursprünglich sollte aus mehr als 3000 Metern Tiefe 130 Grad heißes Wasser an die Oberfläche geholt werden. Doch die erste Bohrung ergab, dass dort kein ausreichendes Thermalwasservorkommen zur geothermischen Nutzung vorhanden ist. Jetzt ist geplant, 48 Grad warmes Wasser aus rund 1.000 Metern Tiefe zu pumpen. Dann sollen Wärmepumpen die Temperatur auf etwa 80 Grad erhöhen. 

Die Anlage aus zwei vierstufigen Wärmepumpen werde zwar mit Strom betrieben, sei aber hocheffizient. Im Labor-Testbetrieb habe die Wärmepumpe das 4,5-fache des Stromverbrauchs als Wärmeenergie erzeugt, sagte Schwarz. Wie viel Strom tatsächlich benötigt wird, ist unklar. Der Jahresverbrauch hänge von unterschiedlichen Faktoren wie beispielsweise der Umgebungstemperatur und der Betriebsweise des Systems ab, hieß es. Das heiße Wasser soll im „Energiebunker“ zwischengespeichert werden.

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