Thomas Müller winkt den Fans bei der Klub-WM zu

Thomas Müller bedankte sich nach dem ersten Spiel des FC Bayern bei der Klub-WM bei den Fans. Foto: imago images / Beautiful Sports

TV-Zuschauer außer sich: Wird die Klub-WM zum großen Desaster?

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Viele Plätze in den Stadien bleiben leer, dazu nerven vertonte Werbeeinblendungen die Fernsehzuschauer: Für die FIFA ist die Klub-WM dennoch das erhoffte Fußballfest.

Trostlose Stimmung in halbleeren Stadien, nervige Werbeeinblendungen in Dauerschleife – und europäische Dominanz auf überschaubarem Niveau: Die von Gianni Infantino als „neue Ära des Fußballs“ angepriesene Klub-WM hat einen Stotterstart hingelegt. Doch während sich Protagonisten über „eigenartige“ Atmosphäre oder mangelnde „Euphorie“ beklagen und Fans wie Medien heftige Kritik üben, malt sich der Weltverband zum Abschluss des ersten Gruppenspieltags sein ganz eigenes Bild.

Stadionauslastung liegt im Schnitt bei nur 56 Prozent

Man sei „stolz auf die einzigartige und multikulturelle Atmosphäre und die Unterstützung, die dieser neue Wettbewerb bereits erzeugt habe“, schwärmte die FIFA in einem ersten Zwischenfazit. Doch die Eindrücke aus den Stadien sprechen nicht gerade für eine Erfolgsgeschichte, auf den Rängen sind in Hülle und Fülle leere Sitzschalen zu erkennen. Zu den ersten 16 Gruppenspielen strömten zwar 556.294 Zuschauer, doch es hätten mit 992.188 insgesamt fast doppelt so viele Tickets verkauft werden können.

Die Stadionauslastung liegt im Schnitt bei gerade einmal 56 Prozent, von den von FIFA-Boss Infantino angekündigten „zwei, drei oder vier Millionen“ Fans ist noch wenig zu sehen. Die Kulissen bei den Duellen der Mamelodi Sundowns gegen Ulsan mit 3000 Zuschauern und RB Salzburg gegen Pachuca mit 5282 Fans hatten eher Regionalliga-Charakter. Bei den Spielen zwischen Dortmund und Fluminense, zwischen Monterrey und Inter Mailand sowie Chelsea gegen Los Angeles FC blieben jeweils rund 50.000 Plätze leer.

Eine komplett leere Tribüne bei dem Spiel zwischen dem Ulsan HD FC und Mamelodi Sundowns (0:1) imago images / Sportimage
Eine komplett leere Tribüne
Eine komplett leere Tribüne bei dem Spiel zwischen dem Ulsan HD FC und Mamelodi Sundowns (0:1)

„Das ganze Umfeld war ein bisschen eigenartig. Das Stadion war fast leer“, beklagte Chelseas Trainer Enzo Maresca. Bayerns Joshua Kimmich bekannte, dass er vor Ort „nicht so eine Euphorie“ spüre. Und das obwohl sich die FIFA alle Mühe gibt, beispielsweise Tickets auf den letzten Drücker für Billigpreise verkauft. Laut der britischen Daily Mail sollen Fans innerhalb der Stadien gar in andere Bereiche umgesetzt worden sein, damit es im Kamerabild besser gefüllt aussieht.

Werbeclips: Fernsehsender überschreiten eine rote Linie

Die in die Welt getragenen Bilder sorgen mit einem Tabubruch ohnehin für Aufruhr. Denn im sogenannten World Feed werden ständig vertonte Werbeclips eingeblendet, sowohl DAZN als auch Sat.1 kassierten dafür in den sozialen Netzwerken einen Sturm der Entrüstung. Mit eingeblendeten Werbebannern am Bildrand, sogenannten L-Screens, arbeiten TV-Sender bei der Übertragung von Fußballspielen schon länger, doch nun wurde für viele Fans eine rote Linie überschritten.

Erstmals gibt es bei Fußballspielen vertonte Werbeclips – und das während der 90 Minuten gleich mehrfach. Während die Spots im Vordergrund abgespielt werden, rücken die Live-Bilder des Spiels für einige Sekunden in eine kleine Ecke am Bildrand. Auch der Kommentator und die Stadionatmosphäre werden in dieser Zeit leiser gedreht. Spötter könnten anführen, dass die Zuschauer während der Werbeclips ohnehin nichts Berauschendes verpassen.

Europäische Vereine dominieren die Klub-WM bisher

Denn sportlich läuft die Klub-WM wie von vielen Experten vorhergesagt – die europäischen Teams dominieren. Von den zwölf Startern kassierte lediglich Atletico Madrid eine Auftaktniederlage – im europäischen Duell mit Champions-League-Sieger Paris St. Germain (0:4). Die Bayern schafften im Schongang einen 10:0-Kantersieg gegen Auckland, für Real Madrid oder Borussia Dortmund reichte es trotz schwacher Leistungen jeweils noch zu Unentschieden.

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Ein nicht-europäischer Sieger der Klub-WM? Nach den ersten Eindrücken kaum vorstellbar, dafür ist das Leistungsgefälle zu deutlich. Aber vielleicht nimmt das Herzensprojekt von Gianni Infantino mit einer unerwarteten Wendung ja doch noch Fahrt auf. (sid/abl)

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