„Bock, Randale zu machen!“: Aufbruchstimmung vor der Basketball-EM in Hamburg
Dass Frauensport – gemäß dem Motto des Abends – „mehr als nur ein Hype“ ist, darüber waren sich am Dienstag beim EuroBasket Pre-Event alle Anwesenden einig. Mit prominenten Gästen wie der Basketball-Olympiasiegerin Svenja Brunckhorst veranstaltete „The League Community“ eine Podiumsdiskussion, um zu besprechen, was passieren muss, um die Begeisterungs-Welle der Basketball-Europameisterschaft vom 18. bis 29. Juni, mit Vorrunden-Spielen in Hamburg, noch darüber hinaus zu reiten.
Es herrschte eine ausgelassene Stimmung im betahaus in der Schanze, während immer mehr Gäste hereintrudelten, sich einen Drink nahmen und in eines der vielen angeregten Gespräche im Raum einstiegen. So entwickelte sich bereits vor Beginn der Podiumsdiskussion eine Atmosphäre, die sofort vermittelte: Alle Menschen hier brennen für dieselbe Sache. Sie fordern Veränderung. Und sie haben eine klare Botschaft: Der Frauensport ist gekommen, um zu bleiben.
Brunckhorst: „Es ist an der Zeit, dass wir unsere Stimme nutzen“
Was braucht es also, damit aus Euphorie Nachhaltigkeit entsteht? Für Brunckhorst ist klar: „Es ist an der Zeit, dass wir unsere Stimme nutzen. Dass wir mutig sind. Dass wir Sachen aussprechen.“ Sie sprach von Verantwortung – aber auch von Frust. Bereits seit einem Jahr ist sie Managerin für Mädchen- und Frauenbasketball bei Alba Berlin, ein Verein mit Vorbildfunktion, denn sie haben die größte weibliche Abteilung Deutschlands. Und trotzdem: Kein einziger neuer Sponsor ist seit der Premierensaison in der Ersten Bundesliga hinzugekommen. Viel Lob, viele Gespräche, aber: „Die Player wollen sich nicht verpflichten.“

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Auch Ireti Amojo, ehemalige Nationalspielerin, fand deutliche Worte: „Ich glaube, wir verpassen den Hype gerade schon.“ Sie forderte mehr Mut – nicht nur in Talkrunden, sondern bei konkreten Entscheidungen. Damit wies sie beispielsweise auf die zügig ausverkaufte Inselpark-Arena für die deutschen Partien in Hamburg hin. „Da hätte man sich mal trauen müssen zu sagen: ,Spiel zwei gegen Spanien verlegen wir in die größere Arena und dann gucken wir mal, ob wir die auch voll bekommen.’ Wir wissen es jetzt nicht, weil wir uns nicht getraut haben.“ Es ist dieses ,Was wäre, wenn?‘, das sich durch den Abend zog – gepaart mit dem Wunsch, dass genau solche Momente in Zukunft anders ausgehen.
Amojo: „Ich habe richtig Bock, Randale zu machen!“
Genau das möchte Amojo verhindern: „Ich habe richtig Bock, Randale zu machen!“ sprach die TV-Expertin mit Überzeugung ins Mikrofon – und erntet begeisterten Jubel aus dem Publikum. Doch was nach Krawall klingt, ist in Wahrheit ein leidenschaftlicher Appell für strukturelle Veränderung. Denn wenn ein Hype nicht verpuffen soll, braucht es Systeme, die ihn tragen.
Dafür ist die 35-Jährigen auch bereit, selbst die Verantwortung in die Hand zu nehmen. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, als Mitglied des Präsidiums des Deutschen Basketball Bundes – welches derzeit ausschließlich aus Männern besteht – für Veränderung zu sorgen, sagte Amojo ohne zu zögern: „Ja!“ Der Applaus im Raum war laut – und ehrlich. Gleichzeitig machte sie klar: Für sie wäre das nur als unabhängige Stimme denkbar. „Damit ich immer sagen kann, was ich denke und mir niemand den Mund verbieten kann.“ Auch Brunckhorst schließt ein solches Engagement nicht aus: „Ich bin offen für vieles.“
Brunckhorst und Amojo können sich Amt beim DBB vorstellen
Dass Veränderung möglich ist, zeigen Beispiele wie das HSV-Spiel gegen Bremen mit über 57.000 Zuschauenden. Moderatorin Ann-Kristin Brandt, die außerdem Marketing Managerin bei den Veolia Towers Hamburg ist, erinnerte außerdem an die Partie der Männer in der Barclays-Arena vor knapp mehr als 12.000 Menschen. Am Basketball-Interesse mangle es also ebenfalls nicht.
Nachdem das Gespräch der Gäste vorbei war, blieben viele trotzdem noch mehrere Stunden, um sich erneut angeregt auszutauschen. Der Abend endete schließlich mit offenen Fragen – aber auch mit Aufbruchstimmung. Was bleibt, ist der klare Appell: Jetzt ist der Moment. Und dieser Moment muss genutzt werden.
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