HSV-Fanszene attackiert Klubs: „Oder sie müssen aus dem Fußball ausscheiden“
Das Bundeskartellamt hat den Druck zu Wochenbeginn erhöht. Sie fordert: Die DFL muss die umstrittene 50+1-Regel dringend überarbeiten – sonst drohen rechtliche Probleme. Zwar hat die Behörde grundsätzlich keine Einwände, sieht aber Schlupflöcher bei Klubs wie Bayer Leverkusen, dem VfL Wolfsburg, RB Leipzig und Hannover 96. Auf diese vier Klubs schossen sich nach der „vorläufigen kartellrechtlichen Bewertung“ zur Investorensperre dann am Montagabend auch viele deutsche Fanszenen ein – unter anderem die des HSV.
„Jetzt ist es so weit! Das Bundeskartellamt hat die 50+1-Regel erneut geprüft und bescheinigt der Deutschen Fußball Liga wie erwartet Versagen“, heißt es in einem Statement der Fanszenen Deutschland, das auch vom Förderkreis Nordtribüne e.V. geteilt wurde, einem Zusammenschluss vieler HSV-Anhänger bzw. -Fangruppierungen. Die deutschen Fanszenen kommen vor dem Hintergrund der Bewertung des Bundeskartellamts zu dem Schluss: „Das Ergebnis fordert nun die konsequente Umsetzung von 50+1, alles andere ist für uns nicht verhandelbar.“
Fanszenen Deutschland wollen die 50+1-Regel verteidigen
Die 50+1-Regel besagt, dass der Mutterverein die Mehrheit an der ausgegliederten Profiabteilung behalten muss. Die Prüfung durch das Kartellamt geht auf eine Initiative der DFL aus dem Jahr 2018 zurück. 2023 legte die DFL zusätzliche Zusagen zur Stärkung der Regel vor, die für die Fanszenen, wie sie erneut betonten, „eine wesentliche Besonderheit des deutschen Fußballs“ darstelle, „die es unbedingt und mit allen Mitteln zu schützen gilt“.

„Für jedermann sichtbare Fehlentwicklungen in zahlreichen europäischen Ligen sind nicht hinnehmbar und auch dank 50+1 bisher in Teilen am deutschen Fußball vorbeigegangen“, heißt es unter anderem auf der Website des Förderkreises Nordtribüne e.V. weiter. Die 50+1-Regel steht seit Jahren in der Kritik – auch wegen der beiden Ausnahmeklubs Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg, hinter denen Konzerne (Bayer AG und VW) stehen. Von RB Leipzig wird gefordert, dass stimmberechtigte Mitglieder problemlos in den Verein eintreten dürfen. Bei Hannover 96 gab es Ärger um Weisungen des Muttervereins, gegen die Geschäftsführer Martin Kind wiederholt verstieß.
Leipzig, Wolfsburg, Leverkusen und Hannover in der Kritik
Die Fanszenen treten diesen vier Klubs nun geschlossen entgegen, wählen harte Worte – und vermeiden es dabei, den Vereinsnamen von RB Leipzig, der faktisch vom Brause-Hersteller Red Bull kontrolliert wird, auf dem Papier ganz auszuschreiben: „Dass nun die Strukturen, nicht nur der Werksklubs Leverkusen und Wolfsburg, sondern auch von Hannover und Rasenballsport zum Problem werden, zeigt, mit welcher Dilettanz bei der DFL durch die Verantwortlichen gehandelt wurde. So agieren Opportunisten, denen das Kapital näher ist als ihr Auftrag und der Fußball.“ Auch die DFL wird also kritisch ins Visier genommen – ehe eine klare Forderung an den Verband folgt.
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„Die DFL, die Vereine und ihre Funktionäre müssen jetzt Farbe bekennen“, heißt es zum Abschluss des Statements. Und: „Die betroffenen Vereine müssen kurzfristig ihre Gesellschaftsform und Organisation im Sinne der 50+1-Regel anpassen oder aus dem organisierten Fußball ausscheiden.“ Es sind Sätze, aus denen Ablehnung von bestimmten Klub-Organisationen spricht – und die diese Erwartungshaltung der Mehrheit der Fanszenen untermauern: „50+1 konsequent anwenden und erhalten!“ Diesen Standpunkt vertreten nicht nur die HSV-Ultras auf der Nordtribüne.
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