Doris Kunstmann

Doris Kunstmann (83) ist seit Jahrzehnten ein gefragter Film-, Fernseh- und Bühnenstar. Jetzt kommt sie in die Komödie Winterhuder Fährhaus. Foto: picture alliance/dpa/Georg Wendt

Doris Kunstmann: „Meine derzeitige Popularität finde ich ein bisschen verrückt“

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Der Kittel der Supermarktkassiererin Elli Jensen hängt seit dem Drehende der Kult-Comedy-Serie „Die Discounter“ am Nagel – für Doris Kunstmann aber geht es gleich weiter. Mit „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ steuert die Grande Dame der deutschen Film- und Theaterbranche die Komödie Winterhuder Fährhaus an. Vor der Premiere sprach die beliebte und vielfach ausgezeichnete Charakterschauspielerin (83) mit der MOPO über ihre Rolle als Südstaaten-Lady, gute alte Freunde und junge Fans.

MOPO: Sind Sie selbst auch so eine leidenschaftliche Autofahrerin wie Miss Daisy?

Doris Kunstmann: Ich bin es früher gewesen, ja. Und wie Miss Daisy, die das Lenkrad nur ungern an Hoke abgibt, einen Chauffeur, den ihr Sohn aus Sorge um seine Mutter engagiert hat, könnte ich ohne Auto nicht sein. Es macht unabhängig von Fahrplänen und Busfahrten. Aber für die Dauer unseres Gastspiels habe ich mich jetzt doch zu einer Wohnung in Hamburg entschlossen. Das tagtägliche Pendeln zwischen meinem Wohnort im Grünen und der Komödie ist einfach nicht machbar.

Als Südstaaten-Lady und ihr Fahrer greifen Sie und Ihr Bühnenpartner, der US-amerikanische Schauspieler Ron Williams („Lindenstraße“) ein wichtiges Thema auf ​…

Ja, es geht um Vorurteile, Rassismus, Diskriminierung und um einen Schluss, den vorwegzunehmen ich schade fände. Verraten möchte ich aber, dass das Stück, obwohl keine Komödie, viel Komik hat. Ron Williams, der als lebenskluger Hoke auch gerne mal einen Song anstimmt, hat die Pointen und damit auch Lacher auf seiner Seite. Ich habe die Rolle der bösen, ständig mit ihrem Angestellten schimpfenden Chefin. Da wir jedoch einen Zeitraum von 30 Jahren abdecken, Miss Daisy ist am Ende 96, ändert sich mit den beiden Menschen natürlich auch deren Verhältnis zueinander.

Es geht also auch um Freundschaft. Konnten Sie in einem rastlosen Schauspielerleben viele Freundschaften knüpfen?

Das ist tatsächlich ein Problem. Bei Dreharbeiten verbringt man sehr viel Zeit mit den Kolleginnen und Kollegen. Auf Tourneen ist man noch viel enger beisammen, weil man zum Beispiel auch gemeinsam ins Restaurant geht. Doch diese Freundschaften sind schwer zu halten. Meistens führen die Berufswege später weit auseinander. Ich habe aber noch einen besten Freund und eine gute Schulfreundin aus meiner Zeit im Internat in St. Peter-Ording. Früher gab es auch mal Ehemaligentreffen, ist aber lange her. Dass einem mit der Zeit die Freunde wegsterben, ist das Traurige am Altwerden. Aber nach zwei Einbrüchen in meine Altbauwohnung aus Hamburg wegzuziehen, war eine goldrichtige Entscheidung. Jetzt freue ich mich über meine reizende Nachbarschaft, in der alle gut aufeinander aufpassen.

Seit 2021 haben Sie sich durch „Die Discounter“ eine riesengroße Fangemeinde unter der jungen Generation erspielt. Wie erleben Sie diese Popularität?

Ich finde sie ein bisschen verrückt. Mein ganzes Berufsleben über, wenn ich zum Beispiel in Hauptmanns „Rose Bernd“ spielte, dachte ich immer, wir müssen auch die Schüler kriegen. Und nun kommen diese jungen Menschen, weil sie mich aus „Discounter“ kennen, was mit „Miss Daisy“ ja nun absolut nichts zu tun hat, plötzlich ins Theater. Jugendliche, die sonst nie eine Aufführung besuchen würden, sprechen mich nach den Vorstellungen an, wollen Fotos und Autogramme. Ich finde das ganz süß, mir machen diese Begegnungen viel Spaß. Weil ich aber nie weiß, wann ich abends aus dem Haus kommen werde, freue ich mich nun doch über eine Wohnung in der Nähe.

Komödie Winterhuder Fährhaus: 20.6.-27.7., diverse Termine und Uhrzeiten, Tickets 25-43 Euro, Tel. 48068080, komoedie-hamburg.de

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