Shanna Poljakova trägt eine Jacke mit der Aufschrift „Turn-Team Deutschland“

Die Trainingsmethoden in mehreren Turn-Einrichtungen stehen in der Kritik. (Symboldbild) Foto: IMAGO/Eibner

Nach Missbrauch-Skandal im Turnen: Viele Fragezeichen vor der Heim-EM

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Die deutschen Turnerinnen und Turner wollen die Bühne Heim-EM für sich nutzen – doch vor den Wettkämpfen in Leipzig sorgen Absagen, die holprige Vorbereitung von Hoffnungsträgerin Helen Kevric und der schwelende Missbrauchsskandal für Fragezeichen.

Der Verband steckt seit Monaten tief in der Krise, auch sportlich stapeln sich die Probleme – die am Montag beginnende Heim-EM in Leipzig scheint für den Deutschen Turner-Bund (DTB) zur Unzeit zu kommen. Frauen-Cheftrainer Gerben Wiersma aber reicht der jüngste Eindruck von Medaillenhoffnung Helen Kevric, um Zuversicht auszustrahlen: „Was ich gesehen habe, war großartig.“Kann die EM für das gebeutelte deutsche Turnen also doch ein Erfolg werden?

Deutschland-Hoffnung Kevric hat Trainingsrückstand

Die Vorzeichen zumindest könnten mit Blick auf die Absagenflut bei den deutschen Athletinnen, die holprige Vorbereitung von Kevric und den im Hintergrund schwelenden Missbrauchsskandal bessere sein. „Es ist natürlich eine ganz besondere EM aus vielerlei Hinsicht“, sagt DTB-Sportvorstand Thomas Gutekunst im Gespräch mit dem SID – wobei die Sorgen überwiegen. Die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz ist ebenso nicht am Start wie Ex-Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz und die frühere Europameisterin Emma Malewski.


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Die Hoffnungen ruhen deshalb auf der 17-jährigen Kevric. Die Schülerin glänzte bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris als Sechste am Stufenbarren und Achte im Mehrkampf, theoretisch macht sie das zur Medaillenanwärterin in Leipzig. Aber: Nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals und den damit verbundenen Freistellungen von Übungsleitern am Stützpunkt in Stuttgart war lange nicht klar gewesen, ob Kevric es wegen ihres Trainingsrückstandes überhaupt zur EM schafft.

Die Ziele für sein fünfköpfiges Team hat Cheftrainer Wiersma auch deshalb vorsichtig formuliert: Der Niederländer hofft auf mindestens einen Finalplatz im Mehrkampf und in den Gerätefinals, dazu peilt er die Top Fünf im Team sowie das Mixed-Teamfinale an.

Hunderttausende Fans werden in Leipzig erwartet

Mit noch geringeren Zielvorgaben geht die im Umbruch befindliche Männerriege in den Wettkampf. Andreas Toba, Olympia-Held von 2016, beendet nach der EM seine Laufbahn. Cheftrainer Jens Milbradt nimmt im Mannschaftswettbewerb die Top Acht ins Visier, „zudem wollen wir im Mehrkampffinale und im Mixed Teamfinale vertreten sein“, sagt er.

Sportvorstand Gutekunst setzt auf den Heimfaktor – zumal die EM in das Deutsche Internationale Turnfest (28. Mai bis 1. Juni) eingebettet ist, die größte Wettkampf- und Breitensportveranstaltung der Welt, zu der Hunderttausende Besucher erwartet werden.

Aber dann ist da ja auch noch der Missbrauchsskandal, der das Event überschattet. Seit dem Jahreswechsel hatten erschütternde Berichte ehemaliger wie aktiver Spitzenturnerinnen über körperlichen und mentalen Missbrauch an den Stützpunkten in Stuttgart und Mannheim in der Vergangenheit den DTB in eine schwere Krise gestürzt.

Gutekunst: Krise sei „nicht überwunden“

Diese Krise sei „natürlich nicht überwunden“, sagt Gutekunst und verweist auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, die auch den Untersuchungen der vom DTB beauftragten Kanzlei „ein bisschen den Takt“ vorgäben. Gutekunst betont, dass der Verband die Thematik in Leipzig „nicht verschweigen“ wolle.

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Dass der Sportvorstand in der Messestadt gerne auch über sportliche Erfolge sprechen würde, versteht sich von selbst.(sid/abl)

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