Junge Neonazis bei einer Demonstration in Halbe. (Symbolbild)

Junge Neonazis bei einer Demonstration in Halbe. (Symbolbild) Foto: picture alliance/dpa/Patrick Pleul

Rechter Terror in Deutschland: „Die Rückkehr der Baseballschläger-Jahre“

Die Zerschlagung einer mutmaßlichen rechten Terrorzelle aus Jugendlichen und Heranwachsenden zeigt nach Ansicht von Experten, dass die Radikalisierung junger Menschen eine neue Qualität erreicht hat. 

In den vergangenen Jahren sei zunehmend zu beobachten gewesen, dass sich junge, gewaltbereite Gruppen bildeten, die teils auch in Kontakt mit rechtsextremen Kleinparteien stünden oder als deren Ableger entstünden, sagt der Leiter des Demokratiezentrums Hessen, Reiner Becker. 

Verweis auf die Skinhead-Kultur der 1990er Jahre

Man spreche auch von einer „Rückkehr der Baseballschläger-Jahre“ – ein Verweis auf die Skinhead-Kultur der 1990er- und beginnenden 2000er-Jahre. So gebe es etwa eine Gruppierung, die der rechtsextremen Kleinpartei „Der Dritte Weg“ nahestehe. „Feindbilder: Migranten, Geflüchtete, die LGBTQ-Community“, sagte Becker.

Die Bundesanwaltschaft war am Mittwoch in mehreren Bundesländern gegen die mutmaßliche Terrorgruppe vorgegangen, fünf Verdächtige wurden festgenommen. Sie sind zwischen 14 und 18 Jahre alt. 

Aus Beckers Sicht ist eine solche Radikalisierung ein „radikaler Endpunkt“ – doch lasse sich ein Bogen bis in die Schulen spannen. Lehrkräfte seien mit den „Argumentationslinien“ von Jugendlichen im Klassenzimmer immer häufiger überfordert, so der Experte. Dort finde eine Polarisierung statt und eine Gewöhnung an einen „Rechtsaußendiskurs“.

 „Radikalisierungsprozesse zeigen sich schneller und früher“

Ähnliche Beobachtungen macht Gudrun Heinrich, Forscherin für Extremismus und politische Bildung an der Universität Rostock. „Radikalisierungsprozesse zeigen sich deutlich schneller und früher“, sagte sie. „Alle Lehrkräfte, mit denen wir gesprochen haben, berichten uns, dass da in den letzten Jahren ein wenig die Hüllen gefallen sind.“ 

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Auch Umfragen bestätigten den Eindruck, dass sich Kinder inzwischen früher radikalisierten. Die Jugendlichen zeigten ihre Einstellungen offener: Rassistische Äußerungen, Hakenkreuze und Hitlergrüße würden zunehmen. Selbst aus Grundschulen meldeten Lehrkräfte solche Vorfälle, berichtete Heinrich. (dpa/mp)

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