Die Hits vom Cannes-Festival: So stark wird das Kino von morgen
Joaquin Phoenix, Emma Stone, Tom Hanks und Kristen Stewart sind nur einige der Hollywoodstars, die gerade Premieren beim Filmfestival Cannes feierten. Sie stehen für das US-amerikanische Kino – doch das steckt, wie sich gerade an der Côte d’Azur zeigt, in einer Krise. Die starken, neuen Filme entstehen gerade anderswo. Zum Beispiel in Hamburg.
Fatih Akin, Mascha Schilinski und Christian Petzold präsentierten in Cannes ihre neuen Werke und begeisterten das Publikum. Und wenn das Filmfestival an diesem Samstag endet, hat Schilinski Chancen auf die Goldene Palme, denn ihr Historiendrama „In die Sonne schauen“ läuft im Wettbewerb. Die 41-Jährige traut sich, in der Geschichte über vier Frauen auf einem Bauernhof in der Altmark auf traditionelle Erzählstrukturen zu verzichten. Das Branchenmagazin „Deadline“ schrieb: „Kino ist ein zu kleines Wort für das, was dieses weitläufige und doch intime Epos in seiner ätherischen, verstörenden Brillanz erreicht.“ Ab dem 11. September soll das Drama bei uns in den Kinos zu sehen sein.
Fatih Akins „Amrum“ ab 9. Oktober im Kino
Dass der deutsche Film international weiter einen Lauf hat, wurde beim Festival in Cannes immer wieder betont – auch bei der Premiere von Fatih Akins „Amrum“. Der Film mit Diane Kruger ist eine berührende Erzählung über die Kindheitserinnerungen des Hamburger Regisseurs und Autors Hark Bohm. Die Geschichte spielt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs und erzählt davon, wie sich ideologische Indoktrinierung auf eine Familie und ein Kind auswirkt. Von dieser Zeit „ohne Kitsch und ohne Klischees und präzise zu erzählen“, sei die größte Herausforderung gewesen, sagte Fatih Akin in Cannes im Interview mit der dpa. Eine Rolle in seinem Film spielt auch New York – in den 40er Jahren noch ein Ziel, wohin viele Amrumer auswanderten. „Heute ist Amerika, glaube ich, nicht mehr so ein Sehnsuchtsort“, sagte Akin. „Amrum“ läuft am 9. Oktober an.

Als „wahrer Cineast“ wurde Christian Petzold in Cannes gefeiert: Bei der Premiere von „Miroirs No. 3“ brandete schon vor Beginn begeisterter Applaus auf, der ihm als Filmemacher persönlich galt. Das gibt’s so auch nicht oft. Die Geschichte von „Miroirs No. 3“ – ein präzise und elegant gefilmtes Drama – folgt einer jungen Frau, die nach einem Autounfall von einer Familie aufgenommen wird und dort ein verstörendes Geheimnis erfährt. Der Filmstart in Deutschland ist für Anfang Oktober 2025 vorgesehen.
Düstere Lage im US-Kino
Und was ist mit dem US-Kino? Da wirkt die Lage düster. Einer der großen Stars Hollywoods, Kristen Stewart, erzählte in Cannes von den Schwierigkeiten, eine Finanzierung für ihr Regiedebüt „The Chronology Of Water“ („Die Chronologie des Wassers“; Deutschland-Starttermin noch unbekannt) zu bekommen. „Wir mussten die USA verlassen, um den Film machen zu können“, sagte die 35-Jährige dem „Hollywood Reporter“. „The Chronology Of Water“ ist eine atemlose, bildstarke Literaturverfilmung über eine Frau, die von ihrer Liebe zum Schwimmen und Schreiben erzählt – Opfer sexuellen Missbrauchs wurde und sich in Alkohol- und Drogenexzessen verliert. Gedreht wurde unter anderem in Lettland.

Ein anderer Film des Wettbewerbs wurde zwar in den USA gedreht – handelt aber davon, wie furchtbar es sich dort gerade für viele anfühlt. „Eddington“ von Ari Aster ist mit Joaquin Phoenix, Emma Stone, Austin Butler und Pedro Pascal besonders prominent besetzt. Die schwarze Komödie ist eine Allegorie über das vergiftete Debattenklima in den USA, das von Fake News und Anfeindungen geprägt ist. Bei uns soll der Film am 17. Juli in die Kinos kommen.
Zweite Amtszeit von Trump: US-Filmemacher gehen oft ins Ausland
Auf der Pressekonferenz zum Film sagte Regisseur Aster, dass in der US-Filmbranche seit der zweiten Amtszeit von Trump ein Klima der Angst herrsche. Es fühle sich gerade nicht gut an, dort zu leben. Dazu kommt die Verunsicherung durch Trumps Aussage, Zölle auf im Ausland produzierte Filme erheben zu wollen. Damit will er Produktionen zurück in die USA locken. Denn gerade drehen US-Filmemacher gerne anderswo.
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Bestes Beispiel? Kultregisseur Wes Anderson. Der präsentierte in Cannes „Der phönizische Meisterstreich“ (Start schon am 29. Mai) mit Scarlett Johansson, Tom Hanks, Benicio del Toro und vielen weiteren Stars – gedreht im Filmstudio Babelsberg bei Berlin.
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