Stefan Kuntz und Felix Magath am ran-Mikrofon

Wie hier im Mai 2022: Stefan Kuntz (l.) und Felix Magath kennen sich von früheren TV-Auftritten. Foto: imago images/Oliver Ruhnke

„Top 10 weltweit“: Mit diesen Plänen wollte auch Magath HSV-Boss werden

Felix Magath ist raus, die HSV-Ikone wurde vom Beirat nicht zur Wahl des neuen e.V.-Präsidiums zugelassen. Richard Golz aber, der seine Bewerbung ursprünglich mit Magath eingereicht hatte und jetzt davon profitiert, dass es keine Teamwahl geben wird, hat die Zulassung erhalten – und könnte am 21. Juni neuer Vize-Präsident des HSV werden. Einen Tag nach Bekanntwerden der Magath-Schlappe veröffentlichte der Ex-Keeper nun ein Papier, wegen dem das Duo eigentlich gemeinsam gewählt werden wollte. Überschrift: „Unsere Standpunkte“.

Magath und Golz wollten gleichermaßen eintreten „für einen HSV, der dauerhaft erstklassig ist – auf allen Ebenen“. Dass es sich um das gemeinsame Programm der beiden Klublegenden handelt, wird schon im allerersten Satz des ersten von acht Unterpunkten deutlich. Dort heißt es unter „Sportkompetenz im Aufsichtsrat“: „Als langjährige HSVer und erfahrene Fußballprofis wollen wir unsere sportliche Expertise in den Aufsichtsrat der HSV Fußball AG einbringen.“ Kritik, dass diese Kompetenz im Kontrollgremium fehlt, war in der Vergangenheit immer wieder hörbar.

Der HSV-Beirat lehnte die Bewerbung von Felix Magath ab

Dass Ex-Profi Golz (453 Bundesliga-Spiele, aktuell u.a. Berater des Managements bei Altona 93) und der ehemalige Spieler, Trainer und Manager Magath über diese sportliche Expertise verfügen, ist unbestritten. Magath wurde dem Vernehmen nach aber zum Verhängnis, dass er gegenüber dem Beirat den Eindruck vermittelte, das Amt des neuen Präsidenten lediglich als Mittel zum Zweck zu betrachten – um in den Aufsichtsrat einzuziehen und dort Einfluss zu nehmen. Die mögliche Absicht, als Kontrolleur vor allem dem aktuellen Vorstand auf die Füße treten zu wollen, nur um später selbst ins operative Geschäft zu wechseln, hatte Magath in der Öffentlichkeit stets von sich gewiesen.

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In dem Positionspapier von ihm und Golz heißt es: „Unser Ziel ist es, den HSV dauerhaft in der Bundesliga zu etablieren und Schritt für Schritt nach oben zu führen. Für diese herausfordernden Aufgaben stellen wir unsere ganze Erfahrung und Unterstützung zur Verfügung.“ Dabei gehe es ihnen stets um „die Interessen des HSV e.V.“. Was Golz und ursprünglich Magath für den Stammverein selbst wichtig ist, steht in den weiteren Unterpunkten.

Golz’ und Magaths Papier: „HSV-Talente haben Vorrang“

So gehe es zum Beispiel um die Stärkung des Ehrenamts mithilfe neuer Kampagnen und anerkennender Formate (Punkt zwei). Unter Punkt drei („Amateur- und Breitensport mit Leistungsanspruch“) steht zunächst geschrieben:  „Der HSV e.V. soll in jeder Sportart die erste Anlaufstelle in Hamburg sein.“ Dabei steht auch im Sinne von Golz, der anders als Magath zu Wahl am 21. Juni zugelassen wurde, die Nachwuchsförderung im Vordergrund, wie unter Punkt vier deutlich wird: „Talente aus den eigenen Reihen sind das Fundament für eine erfolgreiche Zukunft des HSV. Daher setzen wir auf eine konsequente Nachwuchsförderung in allen Bereichen des Vereins – vom Leistungssport bis zum Breitensport.“ Dabei hätten HSV-Talente stets „Vorrang vor teuren externen Neuzugängen“.

In dem Papier geht es auch um Maßnahmen für Nachhaltigkeit und den Ausbau der Digitalisierung (Punkt fünf), etwa mithilfe einer umweltfreundlichen Vereinsinfrastruktur, um „Verantwortung für kommende Generationen zu übernehmen“. Auch verschiedene Werte werden unter Punkt sechs („HSV in der Stadt – Ein Verein für alle“) hervorgehoben: „Der HSV gehört in die Mitte unserer Stadt. Wir stehen für Offenheit, Teilhabe und Vielfalt im Verein.“ Golz (und Magaths) Plan ist, mehr Frauen für den HSV zu begeistern und Inklusion zu fördern. Kurz: „Unser HSV soll ein Verein sein, in dem sich jeder willkommen fühlt – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Hintergrund.“

Auch drittligataugliches Stadion für den HSV ist ein Thema

Schließlich behandelt der Schriftsatz unter Punkt sieben noch „Moderne Infrastruktur für den gesamten Verein“, hier wird neben einem zentralen Vereinsheim und einer „gemeinsamen Trainingshalle für alle Sportabteilungen“ auch ein „drittligataugliches Stadion“ genannt: „für unsere U21 im Fußball, die Frauenmannschaft und weitere Abteilungen“. Und unter dem letzten und achten Punkt folgt noch ein ambitioniertes Ziel für den HSV, der Anfang April 2025 die Marke von 120.000 Mitgliedern geknackt hatte – und das als erst siebter Bundesliga-Verein aus Deutschland.

Ex-Torwart Richard Golz zwischen den HSV-Bossen Eric Huwer (l.) und Stefan Kuntz beim HSV-Neujahrsempfang 2025 WITTERS
Ex-Torwart Richard Golz zwischen den HSV-Bossen Eric Huwer und Stefan Kuntz
Ex-Torwart Richard Golz zwischen den HSV-Bossen Eric Huwer (l.) und Stefan Kuntz beim HSV-Neujahrsempfang 2025

„Wir wollen den HSV e.V. weiter wachsen lassen“, hielten Golz und Magath fest. „Mit dem Ziel, unter die Top 10 der mitgliederstärksten Sportvereine weltweit vorzurücken. Jeder, der dem HSV nahe steht, soll auch Mitglied werden wollen – weil unser Verein mit seinen Werten, Angeboten und seiner Kommunikation überzeugt.“ International teilen sich momentan Eintracht Frankfurt und der 1. FC Köln den zehnten Platz in der Liste der mitgliederstärksten Klubs – mit je rund 150.000. Ganz vorne thronen der FC Bayern und Benfica Lissabon mit je mehr als 400.000 Mitgliedern.

HSV-Legende Golz tritt gegen Ludwig und Stöcken an

Dass Magath dieses ambitionierte Ziel als e.V.-Präsident nicht wird verfolgen können, steht fest. Golz hingegen darf darauf hoffen, dass er bei der Mitgliederversammlung Ende Juni gewählt werden wird. Der 56-Jährige, der für die Personalberatung Hager Executive Consulting GmbH arbeitet, schrieb am Dienstag, einen Tag nach der positiven Rückmeldung durch den Berat, auf LinkedIn: „Ich stelle mich zur Wahl für dieses Ehrenamt, nicht um meinen Verein neu zu erfinden, sondern meinen Teil beitragen zu können, dass diese Entwicklung weiter positiv voranschreitet.“

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Neben Golz bewerben sich Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig und Ehrenratsmitglied Anna Stöcken für den Posten als Vize-Präsident. Schatzmeister möchten der aktuelle Aufsichtsratsboss Michael Papenfuß sowie der ehemalige Kontrolleur Ralph Hartmann werden. Und als Nachfolger des scheidenden Präsidenten Marcell Jansen stehen Ehrenratschef Kai Esselsgroth, Ex-Vorsänger und Aufsichtsrat Henrik Köncke sowie der Unternehmer Frank Ockens zur Wahl – nicht aber Felix Magath, den Golz in seinem veröffentlichten LinkedIn-Post nicht erwähnt.

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