Wohin mit den Schrottschiffen? Erste deutsche Werft erhält Recycling-Genehmigung
Die größten Schiffsschrottplätze der Welt liegen in Asien: 90 Prozent der ausgemusterten Kähne werden in Pakistan, Indien oder Bangladesch recycelt. Jetzt dürfen die rostigen Pötte erstmals auch in Deutschland abgewrackt werden – in Ostfriesland wird demnächst wiederverwertet, was noch zu gebrauchen ist.
Wie die Emder Werft und Dock GmbH (EWD) sagt, hat ihr Tochterunternehmen EWD Benli Recycling GmbH als erste deutsche Firma die notwendige Genehmigung für Schiffsrecycling erhalten. Das niedersächsische Umweltministerium bestätigte, dass das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg die Genehmigung Ende April erteilt habe.
Erfolgen soll das Schiffsrecycling auf dem Gelände der EWD, der früheren Nordseewerke. Partner ist das Unternehmen Relog, das den Rückbau von Industrieanlagen plant und umsetzt. Das Kerngeschäft soll nach Unternehmensangaben der Rückbau von Seeschiffen, Binnenschiffen, Küstenmotorschiffen sowie Fahrgastschiffen und Fähren werden.
Umweltkatastrophe: Bislang wurden die Schiffe in Südostasien verschrottet und recycelt
Für die Werft, die vor allem Erfahrung in der Reparatur und dem Umbau von Schiffen hat, soll das Recyclinggeschäft ein neues Standbein werden. „Das Verfahren hat rund ein Jahr gedauert, und wir freuen uns sehr, dass wir jetzt die Nachfrage in Emden bedienen können“, sagte der Co-Geschäftsführer von EWD Benli Recycling, Björn Sommer, einer Mitteilung zufolge.
Die Nachfrage nach der Wiederverwertung von Schiffen in Deutschland ist demnach groß. Und mit neuen EU-Regeln könnte sie nach Einschätzung der Branche noch weiter wachsen. Bislang werden große Seeschiffe vor allem in Südasien abgewrackt. Es gibt aber auch Recycling-Werften in anderen EU-Ländern.
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Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer begrüßt, dass Schiffsrecycling nun auch in Deutschland möglich ist. „Es ist eine umweltpolitische Katastrophe, dass wir in den letzten Jahrzehnten ausgemusterte Industrieschiffe insbesondere nach Südostasien verschickt haben, wo sie unter schlechtesten Umwelt- und Sozialbedingungen verrotteten“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. „Niedersachsen hat sich daher über die Umweltministerkonferenz zusammen mit Bremen seit längerem für ein heimisches Schiffsrecycling und Rohstoffgewinnung in Deutschland starkgemacht.“ (dpa/mp)
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