Generalprobe eines Balletts

Das Stück „The thing with feathers“ vom Choreografen Demis Volpi. Foto: Marcus Brandt/dpa

„Traumatische Erlebnisse“: Auch Ex-Mitarbeiter teilen gegen Hamburgs Ballett-Chef aus

Die schweren Vorwürfe gegen Hamburgs neuen Ballett-Chef Demis Volpi ziehen immer weitere Kreise: Nach dem Beschwerdebrief der Staatsoper-Tänzer hat Kultursenator Carsten Brosda (SPD) schon wieder Post bekommen – aus Düsseldorf, wo Volpi vorher tätig war. In dem Schreiben solidarisieren sich die Tänzer des „Ballett am Rhein“ mit ihren Hamburger Kollegen und teilen heftig gegen ihren früheren Chef aus.

In dem Brief untermauern 17 derzeitige und ehemalige Tänzerinnen und Tänzer der Düsseldorfer Compagnie die Kritik des Staatsoper-Ensembles. Aus dem Schreiben zitiert der NDR.

Demis Volpi (39) ist „der Neue“ in Hamburgs Ballett-Welt – als Intendant und Chefchoreograf. picture alliance/dpa | Marcus Brandt
Demis Volpi sitzt auf den roten Stühlen im Zuschauerraum der Hamburger Staatsoper.
Demis Volpi (39) ist „der Neue“ in Hamburgs Ballett-Welt – als Intendant und Chefchoreograf.

Volpi habe demnach in Düsseldorf ein Arbeitsumfeld geschaffen, das von „einer Atmosphäre der Angst und Unsicherheit geprägt“ gewesen sei. Versprechungen und Anweisungen hätten sich demnach oft widersprochen, was bei der Compagnie zu „Verwirrung und Frustration“ geführt habe.

Für viele seien diese Erlebnisse „traumatisch“ gewesen

Und weiter: „Konstruktives Feedback wurde häufig mit negativen Konsequenzen beantwortet, was den offenen Austausch erschwerte und das Vertrauen untergrub.“ Für viele seien diese Erlebnisse „traumatisch“ gewesen – mit negativen Folgen für „Selbstvertrauen, Motivation und allgemeines Wohlbefinden“ der Tänzer.

Vorangegangen war dem Schreiben ein Brandbrief von rund 30 Tänzerinnen und Tänzern der Hamburger Staatsoper, die Volpi mangelnde Qualität und fehlende Wertschätzung vorwerfen. Zuvor hatten mehrere Top-Künstler ihre Verträge nicht verlängert.

Brosda: „Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst“

Volpi ist seit dem vergangenen Sommer Ballett-Chef in Hamburg. Sein Vorgänger John Neumeier hatte die Staatsoper-Compagnie 51 Jahre lang geleitet und zu Weltruhm geführt.

„Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst und führen im Hintergrund sehr viele Gespräche, damit alle Seiten aufeinander zugehen und wieder zu einem konstruktiven und vertrauensvollen Austausch kommen“, schrieb Senator Brosda dem NDR.

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Er setzt offenbar auf Mediation, um das auseinanderfallende Weltklasse-Ballett wieder auf Kurs zu bekommen: Erste Schritte mit „externer Begleitung“ seien gemacht. „Intendanz und Kompagnie müssen jetzt schnell gemeinsam Lösungen finden, um zu verhindern, dass alle weiter Schaden nehmen“, heißt es weiter.

Auf eine MOPO-Anfrage zu den Vorwürfen hat Volpi bis zum Redaktionsschluss nicht reagiert. (tst)

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