Früher Opernsänger, heute Geschäftsführer des „Brakula“: Max Engelke (43) vor dem Kulturzentrum an der Bramfelder Chaussee.

Früher Opernsänger, heute Geschäftsführer des „Brakula“: Max Engelke (43) vor dem Kulturzentrum an der Bramfelder Chaussee. Foto: Florian Quandt

Der Opernsänger und seine Bramfelder „Kulturoase“

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Mehr als 15 Jahre lang stand er als Tenor auf der Bühne, wurde in „Die Zauberflöte“, „Der fliegende Holländer“ und „Falstaff“ bejubelt. Doch Familie und Opernsänger – das war einfach nicht kompatibel. Max Engelke (43) gab das Rampenlicht auf, blieb der Kultur allerdings treu. Nur anders. Heute ist er Geschäftsführer des „Bramfelder Kulturladen e.V.“ – kurz „Brakula“. Das Kulturzentrum in dem gelb gestrichenen Bauernhaus an der Bramfelder Chaussee ist für ihn eine Oase inmitten von Baustellen und Verkehrslärm.

Als seine Zwillinge geboren wurden, entschieden der Opernsänger und seine Frau, dass sie aus Süddeutschland zurück in den Norden gehen. Nach Hamburg – da hatten sie sich während des Studiums kennengelernt. Persönliche Kontakte führten die Familie nach Bramfeld. Nach einem Job in der Geschäftsführung eines Privattheaters übernahm der Mann, der auch Kulturmanagement studiert hatte, den Chefposten im Brakula.

Nach Knabenchor, Konzertreisen und Opernwelt kam das „Brakula“

Manchmal fehlen ihm die Opernhäuser. Die Bühnen. Das Rampenlicht. „Das ist eine total spezielle Welt. Und ich habe da seit meiner Kindheit reininvestiert.“ Schon als Junge trat er in der Oper auf. Nach dem Stimmbruch begann er beim Knabenchor in seiner Heimatstadt Hannover. Zweimal die Woche drei Stunden Probe, regelmäßig Konzerte, auch im Ausland. Als besonders schön erinnert Max vier Wochen Konzertreise in Südafrika. Mit gerade mal zwölf Jahren.

Doch die Zeit der Bühne ist vorbei. Zu viele Reisen, zu wenig Raum für die Familie. Das möchte er nicht mehr. „Ich bin dankbar, dass ich das 15 Jahre machen durfte, aber meine neue Aufgabe erfüllt mich ebenfalls.“ Max steuert das „Brakula“ und plant große Veranstaltungen wie das Stadtteilfest, den Weihnachtszauber oder das Osterfeuer mit 8000 Besuchern. Zudem kümmert er sich um Kooperationsprojekte mit Klassik-Partnern wie der Elbphilharmonie und den Balthasar Neumann Ensembles. Das liegt ihm besonders am Herzen, da er so seinen alten und neuen Job verbinden kann. Er hat auch selber schon im Kulturzentrum gesungen. Doch die Zeit, regelmäßig zu üben, fehlt ihm. „Dafür kümmere ich mich jetzt auf andere Art um Kultur.“

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Immer wieder komme die Frage auf: Was ist eigentlich Kultur? Für Max ganz klar: „Der kleinste gemeinsame Nenner ist der Kaffee, den zwei Leute irgendwo zusammen trinken. Da fängt für mich kulturelles Miteinander an.“ Hochgerechnet sei das die Aufgabe des „Brakula“. Ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, sich austauschen. Und etwas erleben. Sei es bei großen Veranstaltungen wie Konzerten, Theater und dem monatlichen Frauenklamotten-Flohmarkt oder bei kleineren Veranstaltungen wie dem vielfältigen Kinderprogramm, Ausstellungen oder auch Workshops.

„Wir sind sozusagen eine Oase direkt an der vielbefahrenen Bramfelder Chaussee“

Auch Gruppen wie Chöre, Bands oder Strickgruppen treffen sich in dem Kulturzentrum. Zudem gibt es etliche Kurse – von Yoga über Linedance bis hin zu Sprachkursen. Aktuell steht die Planung für das große Stadtteilfest Mitte Juni auf dem Bramfelder Marktplatz an. Mit Live-Musik auf zwei Bühnen, Familienprogramm, Ständen und Feuerwerk.

Ole Steffen, Filialdirektor der Haspa Bramfeld, und Max Engelke, Geschäftsführer des „Brakula“. Florian Quandt
Ole Steffen, Filialdirektor der Haspa Bramfeld, und Max Engelke, Geschäftsführer des „Brakula“.
Ole Steffen, Filialdirektor der Haspa Bramfeld, und Max Engelke, Geschäftsführer des „Brakula“.

Dass alles reibungslos abläuft, dafür sorgen nicht nur die zehn größtenteils in Teilzeit angestellten Hauptamtlichen im Kulturzentrum, sondern auch etliche Ehrenamtliche. „Ohne das Engagement der Leute würde es nicht funktionieren. Wir freuen uns über jede und jeden, der sich hier einbringen möchte“, sagt der Geschäftsführer des Vereins, der sich über eine institutionelle Förderung, die die Gehälter und Miete deckt, und zu großen Teilen über eigene Einnahmen und Spenden finanziert. Unter anderem werden Räume für Veranstaltungen vermietet. Allerdings nicht mehr an 18. Geburtstage. „Damit hatten wir eine Zeit lang zu viel Ärger. Da musste danach renoviert und repariert werden oder die Polizei rückte wegen Ruhestörung an. Das wollen wir nicht mehr.“

Schon vor mehr als 40 Jahren entstand das „Brakula“. In einem historischen Bauernhof von 1880. „Wir haben einen riesigen Mehrwert durch das Haus und das große Grundstück. Wir sind sozusagen eine Oase direkt an der vielbefahrenen Bramfelder Chaussee.“ Ein paar Jahre stand das Gebäude leer, bevor es Anfang der 80er Jahre von einem „stark linkspolitischen Umfeld“ als Kulturzentrum „besetzt“ wurde. „Das sind unsere Wurzeln, die wir auch nicht verleugnen, aber mein Anspruch ist es, für eine breite Menge im Stadtteil da zu sein und Kultur zu machen. Wir möchten alle Leute erreichen und zusammenbringen.“ Wenn die unterschiedlichsten Menschen aufeinandertreffen und ins Gespräch kommen – das sind für Max die schönsten Momente. 

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Haspa-Filialdirektor: „Das Brakula bietet in Bramfeld den Rahmen und die Grundlage für viele Aktivitäten“

Gutes verdient Unterstützung. Mit der Aktion „Die Bessermacher“ wollen wir nicht nur engagierte Menschen zeigen. Die Projekte bekommen zudem finanzielle Hilfe und langfristige Unterstützung.

„Das Brakula ist die Anlaufstelle für Vernetzung, Veranstaltungen, Austausch, Informationen und Gastronomie. Egal ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, Kunst, Sprachen, Sport, Musik oder Politik. Das Brakula bietet in Bramfeld den Rahmen und die Grundlage für viele Aktivitäten“, sagt Ole Steffen, Filialdirektor der Haspa Bramfeld. Deshalb sei es selbstverständlich, dass die Haspa die Arbeit und das Wirken mit gemeinsamen Aktionen und Veranstaltungen seit Jahren unterstütze und fördere.

Beim „Brakula“ stehen in nächster Zeit einige Neuerungen an. Die Beschilderung am Haus soll erneuert werden, die alten Holzböden überarbeitet und die Bar im Saal muss neugestaltet werden. Die Haspa unterstützt die Finanzierung aus den Mitteln des Haspa-Lotteriesparens.

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