Die HSV-Profis jubeln vor der Gästekurve in Darmstadt

Die Freude der HSV-Profis war nach dem Sieg in Darmstadt grenzenlos. Foto: imago images/Beautiful Sports

„Haben ein Finale!“ Aufstieg nah wie nie: HSV feiert riesige Fan- und Bier-Party

Kurz bevor Sebastian Schonlau frisch geduscht vor die wartenden Journalisten schritt, erreichte ein Kasten Bier die HSV-Kabine. Und wer sich in der Mixed Zone des Merck-Stadions am Böllenfalltor umsah, der konnte eine Umarmung nach der anderen beobachten. Stefan Kuntz hob Jonas Meffert in die Höhe, Davie Selke fiel sowieso jedem um den Hals, der vor ihm auftauchte. Der HSV präsentierte sich losgelöst – und feierte auch mit den Fans eine riesige Party. Dank des 4:0 in Darmstadt ist der Aufstieg so nah wie nie. Der Matchball wartet.

Es wirkte fast, als wollten die HSV-Profis die Grünfläche vor der Gästekurve gar nicht mehr verlassen. Die Freude über den Sieg nach zuletzt drei Rückschlägen war grenzenlos. „Wir haben das gezeigt, was ich letzte Woche gesagt habe“, hielt Selke nach der Feierei mit den Fans fest. „Dass wir absolut gefestigt sind, dass wir eine Einheit sind. Hier so zurückzukommen in Darmstadt, bei einem schweren Spiel, spricht für sich. Wir haben das Spiel angenommen.“

HSV siegt 4:0 in Darmstadt – und hat nun einen Matchball

Und vor allem: Sie haben das Spiel gewonnen. Weil der 1. FC Magdeburg am Freitag gegen Preußen Münster mit 0:5 untergegangen war, steht nun fest: Mit einem weiteren Sieg am kommenden Samstag gegen den SSV Ulm stünde der HSV-Aufstieg fest – unabhängig davon, wie irgendein Konkurrent an diesem oder nächsten Wochenende spielt. „Wir freuen uns heute riesig“, sagte Selke und blickte dann auf Ulm: „Wir müssen es so umsetzen wie heute, mit einer Klarheit – und dann werden wir das Ding ziehen.“ Der Jubel mit dem HSV-Anhang in Darmstadt lieferte einen Vorgeschmack für das, was in sieben Tagen sein könnte. Selke: „Jetzt haben wir zusammen zu Hause ein Finale.“



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Das Halbfinale ist geschafft. Und das Ergebnis spricht zwar dafür, dass es ein einseitiges war. Aber die Wahrheit ist eine andere. Darmstadt 98 erwischte den besseren Start, Fabian Nürnberger verbuchte den ersten gefährlichen Schuss, den HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes parierte (17.). Die Gäste, bei denen neben Miro Muheim (für Silvan Hefti) auch Ransford Königsdörffer (für Adam Karabec) und Fabio Baldé (für Emir Sahiti) begannen, taten sich zunächst noch schwer – hatten den Dosenöffner aber auf ihrer Seite: Ludovit Reis köpfte nach einem Eckball von Comebacker Muheim das 1:0 (23.) und sorgte für die erste Hamburger Jubeltraube an diesem Samstagnachmittag.

HSV-Profi Meffert: „Das haben wir überragend gemacht“

„Wir haben uns vorgenommen, als Mannschaft zusammenzustehen“, erklärte Meffert. „Keiner ist heute alleine, alle sind für den anderen da. Das haben wir überragend gemacht.“ Der Sechser wusste aber auch: „Darmstadt kann hier ein Tor schießen.“ Zum Beispiel durch Clemens Riedel, dessen Schuss Schonlau vor der Pause jedoch gerade so vor der Linie klärte (45.+5). Der Kapitän war erst kurz zuvor ins Spiel gekommen, weil Dennis Hadzikadunic nach einem Duell mit Isac Lidberg unglücklich weggeknickt war und schließlich runter musste (43.). Auch ohne den Bosnier verteidigte der HSV aber leidenschaftlich, was auch an Schonlau lag, der nach der Pause ein wichtiges Duell mit Lidberg gewann (51.). „Bascho kommt – und macht es unfassbar. Das hat uns so viel gegeben“, lobte Meffert.

Ludovit Reis brachte den HSV in Darmstadt in Führung. IMAGO / HMB-Media
Ludovit Reis brachte den HSV in Führung.
Ludovit Reis brachte den HSV in Darmstadt in Führung.

Merlin Polzin befand hinterher: „Wir wussten, dass es extrem anspruchsvoll ist, gegen Darmstadt zu verteidigen. Da habe ich eine Mannschaft gesehen, die sich mit allem, was sie hat, reingeworfen hat.“ Die Defensivarbeit war für den HSV der Schlüssel, gepaart mit großer Leidenschaft. „Es ging weniger um den perfekten Fußball“, erklärte Polzin. „Wir wollten einfach wettkämpfen.“ Und vorne präsentierten sie sich dann abgezockt. Königsdörffer scheiterte erst noch freistehend an Marcel Schuhen (57.), die anschließende Ecke landete über Schonlau aber wieder bei ihm – und der Ghanaer markierte im Fallen mit dem Rücken zum Tor das 2:0 (58.). Auch, weil das vermeintliche 3:0 von Jean-Luc Dompé wegen Abseits nicht zählte (65.), blieb das Spiel aber bis zur Schlussphase spannend. Dann kam Selke.

Heimsieg gegen Ulm – und der HSV-Aufstieg wäre perfekt

Nach Querpass des eingewechselten Immanuel Pherai musste der Stürmer den Ball nur noch über die Linie drücken (80.). Damit war die Partie entschieden und die Gästekurve tobte. Ebenfalls nach Flanke des starken Pherai köpfte Joker Robert Glatzel vor dem Abpfiff noch das 4:0 (90.+5). Ein Kantersieg ohne Glanzleistung. Im Stile eines Bald-Aufsteigers? Polzin hielt trotz des Befreiungsschlages den Ball flach. „Es ist viel von dem aufgegangen, was wir uns vorgestellt haben“, lobte der Coach, dessen Entscheidungen zuletzt in die Kritik geraten waren. Mit der Aufstellung von Baldé und Königsdörffer ging er auch diesmal in ein gewisses Risiko – sollte am Ende allerdings Recht behalten.

„Das Trainerteam hat die richtigen Worte gefunden nach einer enttäuschenden Leistung gegen Karlsruhe“, sagte Selke im Rückblick auf das 1:2 gegen den KSC vom Sonntag. Danach hatte sich die vielzitierte Aufstiegsangst unter den Fans wieder breit gemacht – nicht aber intern, wie Polzin nun sagte: „Wenn von außen viel geredet wird, geht es darum, klare Handlungsempfehlungen zu haben.“ Seine Profis setzen diese in Darmstadt um – mit der schönen Konsequenz, dass der HSV jetzt einen großen Aufstiegsmatchball hat. „Heute ist pure Freude da“, betonte Polzin.

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Es habe ihn genervt, dass sein Team es zuletzt nicht geschafft habe, mit dem eigenen Spielstil Spiele zu gewinnen. Das ist dem HSV nun wieder gelungen – und so soll es auch am kommenden Samstag laufen. „Wir werden alles, alles dafür tun – mit unseren Fans zusammen, Samstagabend 20.30 Uhr“, blickte Meffert voraus. Und auch Polzin äußerte seine Vorfreude: „Das Volksparkstadion wird wahrscheinlich so laut sein wie noch nie.“ Aber eine Warnung ließ er dann auch noch folgen: „Wir werden sicherlich nicht den Fehler machen und vorher irgendwas ans Träumen verschenken.“ Hauptsache, der Traum geht in Erfüllung. Das Heimspiel gegen Ulm könnte ein historisches werden. Und sollte der HSV dann erneut gewinnen, wird es sicherlich nicht bei nur einem Bierkasten in der Kabine bleiben.

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