Hochspannungsmast

In der EU wird über eine Reform des Stromnetzes diskutiert (Symbolfoto) Foto: picture alliance / CHROMORANGE | Christian Ohde

CSU läuft schon Sturm: Dieser Plan würde die Stromkosten im Norden deutlich senken

In der Debatte um eine Reform des Stromnetzes in der EU haben sich die europäischen Übertragungsnetzbetreiber für eine Abschaffung der deutschlandweit einheitlichen Strompreiszone ausgesprochen. Sie schlugen in einer am Montag veröffentlichten Analyse vor, das bislang einheitliche Gebiet der Bundesrepublik sowie Luxemburgs in fünf kleinere Zonen aufzuteilen und damit unterschiedlich hohe Preise am Strommarkt zuzulassen. Aus Deutschland kam heftige Kritik an den Reformvorschlägen.

Bislang gibt es bundesweit nur eine sogenannte Gebotszone für Strom. Der Großhandelspreis ist deshalb in ganz Deutschland derselbe. Er bildet sich auf Basis der günstigsten Stromproduktion, dies ist häufig Windenergie aus den nördlichen Bundesländern. Ist der Preis niedrig, steigt die Stromnachfrage in ganz Deutschland – die Übertragungsnetzkapazitäten reichen aber nicht immer aus, um den Strom in alle Regionen zu transportieren. Dann müssen die Netzbetreiber eingreifen und die Einspeisungen aus den Kraftwerken anpassen.

Verbraucher im Norden würden profitieren

Dadurch entstehen Kosten, die nach Einschätzung der europäischen Netzbetreiber durch kleinere Strompreiszonen gesenkt werden könnten. Angebot und Nachfrage könnten sich lokal besser anpassen. Experten der Denkfabrik Agora Energiewende zufolge würden vor allem im Norden Deutschlands zudem die Strompreise für zahlreiche Verbraucher sinken.

Deutsche Wirtschaftsverbände warnten hingegen vor höheren Preisen für die Industrie mit vielen Standorten im Süden des Landes. Eine Teilung „würde die deutsche Wirtschaft stark belasten“, erklärte der stellvertretende Geschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Achim Dercks. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) warnte angesichts der langwierigen Umsetzungsdauer einer möglichen Aufteilung vor Unsicherheiten für die Betriebe. „Eine solch einschneidende Systemänderung würde viele bereits angestoßene Projekte in Frage stellen“, erklärte VDMA-Energieexperte Matthias Zelinger.

CDU und CSU setzen sich durch

Die Debatte darüber wird in Deutschland schon länger geführt. In den Koalitionsverhandlungen hatte sich die SPD dafür eingesetzt, Veränderungen am Status Quo zumindest zu prüfen. Am Ende setzten sich CDU und vor allem CSU aber durch, im Koalitionsvertrag heißt es: „Wir halten an einer einheitlichen Stromgebotszone fest.“

Das könnte Sie auch interessieren: Eine neue Schule für Ottensen: Umbau des Flop-Einkaufszentrums „Vivo“ hat begonnen

Mit den am Montag veröffentlichten Vorschlägen könnte die Debatte aber erneut an Fahrt aufnehmen. Die Bundesregierung muss sich in den kommenden sechs Monaten mit der Analyse der europäischen Netzbetreiber befassen – verpflichtend sind die Empfehlungen aber nicht. (afp/jhm/oer)

Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp
test