HSV-Boss Kuntz: „Wir sind keine Opfer!“ So soll die Aufstiegs-Wende gelingen
Nur ein Sieg aus den vergangenen fünf Spielen, zuletzt drei Aufritte in Folge ohne Erfolgserlebnis. Die Abwehr wackelt, die Offensive zündet nicht mehr. Der HSV steckt in der Aufstiegskrise. Der Puffer zu Platz drei ist mittlerweile auf drei Zähler geschrumpft. Der Trend spricht drei Spieltage vor dem Saisonende klar gegen die Hamburger. Wie soll da noch die Wende geschafft werden?
Der Tag nach dem bitteren 1:2 gegen Karlsruher SC im Volkspark. Los ging es für die Profis mit normalen Abläufen. Um 9 Uhr gab es ein gemeinsames Frühstück, danach folgte die Analyse des KSC-Spiels. Viel mehr gesprochen als sonst wurde dabei diesmal nicht. „Ne, manchmal tun die Bilder mehr weh als Worte“, meint Sportvorstand Stefan Kuntz, der wie meistens bei der Analyse dabei war, auch selbst zu der Mannschaft sprach, sich aber nicht in den Vordergrund stellte. „Das machen die Trainer schon top. Da habe ich kaum etwas Besseres gesehen, was die Analyse angeht.“
Kuntz will der Mannschaft mit seiner Erfahrung helfen
Helfen will der Sportvorstand in der aktuellen Situation trotzdem jetzt mehr als vielleicht noch in anderen Phasen der Saison. Dabei geht es vor allem um Worte und auch seine Erfahrung als Spieler, Manager und Trainer. „Es ist schon eine Situation, wo ich denke, dass man mit der Erfahrung, die man aus seiner Karriere mitgenommen hat, mit allen Höhen und Tiefen, dass man die einfach weitergibt“, so der 62-Jährige, der allerdings auch betont: „Ich kann ein bisschen erzählen, aber ganz zum Schluss muss man fairerweise auch sagen, steht jeder mit dem Kampf mit seinem Kopf und den Gedanken alleine.“

Der Kopf ist das entscheidende Problem beim HSV
Vor allem die Köpfe und Gedanken der Spieler sind für Kuntz nun der entscheidende Punkt. „Der Kopf ist mehr wert als manches Talent. Je resilienter du im Kopf bist, je stärker du deine Gedanken unter Kontrolle hast, umso besser ist es. Das ist das A und O im Fußball“, sagt er.
Fakt ist: Dass es beim HSV aktuell vor allem ein Kopfproblem gibt, war bei dem ängstlichen und fehlerhaften Auftritt gegen Karlsruhe am Sonntag mehr als deutlich zu sehen. Entsprechend wird in dieser Woche auch daran im Volkspark gearbeitet.

Die WochenMOPO – ab Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:
- Gewalt-Exzesse: Im Süden Hamburgs brodelt es seit Wochen
- Extrem-Miete: 6 Quadratmeter für 695 Euro
- Neuer Job für Fegebank: Was Rot-Grün für Hamburg will
- Hamburg im Laufrausch: Rennen boomt
- Große Rätselbeilage: Knobelspaß für jeden Tag
- 20 Seiten Sport: Daniel Heuer Fernandes über den HSV-Aufstiegstraum, den Plan im Endspurt – und was ihn nervt
- 20 Seiten Plan7: Sonja Anders, die neue Intendantin des Thalia-Theaters, über ihre Pläne
Kuntz will mit positiven Gedanken vorangehen und gibt die Marschroute vor. „Wir sind keine Opfer, sondern wir haben das Heft des Handelns in der Hand. Das ist das einzige, was der Maßstab sein muss“, erklärt er. Trotz der zuletzt harten Rückschläge steht für ihn im Vordergrund, dass es vor allem weiterhin große Chancen gibt, das Saisonziel zu erreichen. Sein Wunsch: „Wenn ich nach den nächsten drei Spielen in den Spiegel gucke, muss mir mein Spiegelbild sagen: Ich habe mir den Arsch aufgerissen, habe alles gegeben, war mutig und habe alles versucht. Wenn das bei allen Spielern passiert, die auf dem Platz sind, ist das top.“
Kuntz: „Haben das Heft des Handelns in der Hand“
Besondere Maßnahmen wird es dafür im Umfeld der Mannschaft nicht geben. Das Trainerteam bleibt in der gleichen Konstellation zusammen, Kurz-Trainingslager sind nicht geplant. Nur vielleicht ein paar mehr Einzelgespräche als sonst wird es geben. Dort wird dann womöglich auch immer wieder die HSV-Psychologin Chiara Behrens de Luna gefragt sein. Die Veränderung muss am Ende aber vor allem von den Spielern selbst kommen.
Das könnte Sie auch interessieren: Selke spricht nach schlimmer HSV-Pleite im Aufstiegskampf Klartext
Das betont auch Kuntz: „Das ist kein Unterschied zum normalen Leben. Du kannst dir Hilfe holen, kannst 800-mal zu einem Psychologen gehen – entscheidend ist, ob du das annimmst und ob du bereit bist, etwas zu ändern. Genau das ist die Frage, bei der wir die Jungs unterstützen, damit sie eben irgendwas Kleines verändern, damit sie der Situation Herr werden und mit einem Erfolg ihre Karriere weiterführen.“
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.