Treffen Autotuner-Szene in Hannover

Polizisten kontrollieren ein getuntes Fahrzeug am Expo-Park. Erneut haben sich am Freitagabend auf dem ehemaligen Expo-Gelände in Hannover hunderte Auto-Tuner und Autofans getroffen. Die Polizei Hannover kontrollierte an den Zufahrtsstraßen zahlreiche Fahrzeuge. Foto: picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte

Die Tricks der Tuner: Wie Autos unerträglich laut werden – und der Gesundheit schaden

Motor heult auf, Herz rast mit: Autolärm wird zur Gefahr. Eine NDR-Recherche zeigt, wie Hersteller und Tuner dafür sorgen, dass Fahrzeuge lauter werden, als sie müssten – mit Folgen für Mensch und Umwelt.

Eigentlich könnten viele moderne Autos leise unterwegs sein – wären da nicht Klappen-Auspuffanlagen und Soundgeneratoren. Nach NDR-Recherchen ermöglichen diese Technik-Tricks zum Beispiel dem Audi Q7, deutlich lauter zu klingen, obwohl der Diesel eigentlich flüsterleise wäre. Die Autohersteller halten sich dabei an die gesetzlichen Vorgaben. Doch die eingebauten Systeme können leicht manipuliert werden – oft mit drastischen Folgen für die Lautstärke.

Audi: Missbrauch „kann nicht verhindert werden“

Auf Nachfrage teilte Audi dem NDR schriftlich mit: „Die Auslegung unserer Fahrzeuge verfolgt bereits seit längerem das Ziel, dass möglicher Missbrauch erschwert wird. Allerdings kann von Seiten des Herstellers weder jegliches Missbrauchsszenario noch eine Veränderung durch den Kunden z.B. im Zuge von Tuning bei der Nutzung von Fahrzeugen technisch verhindert werden.“

BMW und Mercedes reagierten auf die Anfrage des NDR dagegen nicht. Auch Harley-Davidson erklärte: „Wenn Kunden unerlaubte Manipulationen an Fahrzeugen durchführen oder durchführen lassen, so liegt dies in ihrer Hand und kann vom Hersteller des Fahrzeugs nicht beeinflusst werden.“

Lärm macht krank – das zeigt die Forschung

Dass Verkehrslärm nicht nur nervt, sondern krank macht, belegt eine Untersuchung des Umweltbundesamtes: „Insgesamt 75 Prozent der Befragten (…) fühlen sich in ihrem Wohnumfeld durch Straßenverkehr gestört oder belästigt.“

Prof. Dr. Thomas Münzel, Kardiologe und Lärmwirkungsforscher an der Universität Mainz, warnt eindringlich: „Wichtig ist, dass der Lärm (…) Stressreaktionen in unserem Körper auslöst. (…) Das Interessante ist, wenn man diese Belästigung über mehrere Jahre hat, bildet unser Körper selber Herz-Kreislauf Risikofaktoren aus. Im Endeffekt kann sich die klassische koronale Herzerkrankung, Herzschwäche, Herz-Rhythmusstörung, Schlaganfall entwickeln.“

Tuning-Industrie boomt trotz Verbots – besonders im Sommer

Eine ganze Branche verdient an dem Lärm: Nachrüstsets für Klappen-Auspuffanlagen und Soundgeneratoren sind legal im Handel erhältlich. Doch ihr Einsatz im Straßenverkehr ist verboten. Besonders in Hamburg wird das Problem sichtbar: Die Polizei-Einheit „Autoposer“ findet die Manipulationen regelmäßig bei Kontrollen.

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In den Sommermonaten nimmt das Phänomen zu – wenn die Poser vor Publikum glänzen wollen. Bei Messungen auf dem Verwahrhof der Hamburger Polizei stellten Gutachter vom TÜV-Hanse Lautstärken zwischen 97 und über 130 Dezibel fest – so laut wie ein Presslufthammer. (apa)

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