Hamburger Museum holt seine Schätze aus den Schubladen
Die Plakatsammlung des Museums für Kunst und Gewerbe hat eine lange Geschichte: Justus Brinckmann, Gründervater des Museums, sammelte schon kurz nach der Eröffnung 1874 Plakate und kuratierte Plakatausstellungen. Bis heute ist die „Sammlung Grafik und Plakat“ auf etwa 400.000 Arbeiten angewachsen – und veranschaulicht die großen Traditionslinien des Grafikdesigns und der künstlerischen Druckgrafik bis in die Gegenwart.
Und die Gegenwart, das Hier und Jetzt dieser Sammlung, zeigt nun eine Ausstellung mit dem Titel „Flachware und Papiertorten“. Flachware? So nennt man im Museumsjargon „flache Arbeiten“, also Gemälde, Grafiken und Plakate. In den vergangenen vier Jahren sind mehr als 3500 hinzugekommen. Und 120 davon sind in dieser Museums-Show zu sehen, die wichtige Fragen beantworten will: Wie wird etwas zum Sammlungsobjekt? Und wie wird entschieden, was in die Sammlung aufgenommen wird? Geboten wird hier ein Blick hinter die Kulissen der Museumsarbeit.
MKG zeigt „Flachware und Papiertorten“
Es sind einige ganz große Namen der Kunst in der Schau vertreten wie etwa Louise Bourgeois, Jenny Holzer, Barbara Kruger, Raymond Pettibon oder Nancy Spero, aber auch jüngere Positionen wie die von Stefan Marx, der an der HAW Hamburg studiert hat und mit dem Design von Skateboards, Plattencovern und T-Shirts bekannt geworden ist. Seine zumeist typografischen, humorvollen Schriftbilder haben ihren Ort an der offenen Grenze zwischen Design und freier Kunst: Man kann sie als Songzeilen lesen – oder als künstlerisches Bild. Kunst und Pop kommen hier wunderschön zusammen.
- VG Bild-Kunst, Bonn 2025 „Sure Sure“ von Chris Campe entstand 2012.
„Sure Sure“ von Chris Campe entstand 2012. - Dies Irae Dies Iraes „Lieber solidarisch als solide arisch“ von 2017.
Dies Iraes „Lieber solidarisch als solide arisch“ von 2017. - Stefan Marx Für eine Veranstaltung im Juni 2009: Stefan Marxs „Recht auf Stadt“
Für eine Veranstaltung im Juni 2009: Stefan Marxs „Recht auf Stadt“
Barbara Lüdde hat mit ihrer Punk-Poster-Serie unter anderem auch ein Plakat für die Rote Flora gestaltet, das die Bands I Not Dance und Ruined Families ankündigt. Ein großartig surreales Plattencover hat Betül Dengili Atlı schon 1975 gemacht – und zwar für den türkischen Ethno-Jazz-Schlagzeuger, Perkussionisten und Komponisten Okay Temiz. Und schließlich die Werke von Dies Irae, einem anonymen „Adbusting“-Kollektiv, das seit 2013 mit Plakataktionen bekannt geworden ist. Seine Werke im Stadtraum wie etwa auch „Lieber solidarisch als solide arisch“ verändern den öffentlichen Raum – womit Dies Irae jetzt schließlich im Museum gelandet ist.
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Eine spannende Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit Jona Piehl, Kommunikationsdesignerin und Professorin an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, entstanden ist.
Flachware, das haben wir jetzt verstanden. Und die Papiertorten? Ach, schauen Sie doch selbst! Bis 12. Oktober.
Museum für Kunst und Gewerbe: bis 12.10., Di-Mi 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr, Fr-So 10-18 Uhr, 14 Euro, mkg-hamburg.de

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