Nach Pyro-Wahnsinn auf Schalke: Dem HSV droht eine Rekord-Strafe
Der Sturm der Entrüstung war nach dem Pyro-Wahnsinn von Gelsenkirchen riesig. Teile der HSV-Fans benahmen sich am Samstagabend komplett daneben, zündelten nicht nur, sonderten feuerten Raketen ab und gefährdeten so zahlreiche Besucher. Auch während der Osterfeiertage wurde heftig diskutiert: Wie wird der HSV mit den Feuerteufeln aus der Ultra-Szene umgehen? Welche Konsequenzen haben die Vorfälle? In jedem Fall droht dem Verein die höchste Pyro-Rechnung seiner Vereinsgeschichte.
Die Szenen, die sich ab der 60. Minute im Gästeblock abspielten, wirken bei genauer Ansicht auch Tage danach noch verstörend. Immer wieder flogen Raketen und Heuler aus den HSV-Bereichen unkontrolliert durchs Stadion, quittiert mit gellenden Pfiffen der anderen Besucher. Der Supporters Club reagierte prompt, kritisierte die Aktion nur wenige Stunden später in einem Statement scharf. „Das Verhalten einiger HSV-Fans entspricht nicht unserem Verständnis von einer verantwortungsvollen und lebendigen Fankultur“, hieß es da.
Der DFB ahndet Pyro-Vergehen resolut
Fest steht: Das alles wird im Nachgang noch richtig teuer für den HSV. Der Strafenkatalog des DFB ist diesbezüglich unmissverständlich. Jeder Pyro-Gegenstand kostet in Liga zwei 600 Euro (in der Bundesliga sogar 1000). Das Abschießen von Pyro wird pro Teil sogar mit 1500 Euro berechnet.

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Auf Schalke brannte es insgesamt weit mehr als 100-mal an verschiedenen Stellen in den HSV-Blöcken. Auf diversen Videos ist zudem zu erkennen, dass zumindest 50 Raketen und Heuler abgefeuert wurden. So dürfte sich die zu verhängende Gesamtstrafe geschätzt schon locker im Bereich von 130.000 bis 150.000 Euro bewegen.
Für die Spielunterbrechung droht ein Preis-Aufschlag
Dazu kommt: Spielunterbrechungen werden ebenfalls geahndet. Beträgt diese weniger als fünf Minuten, kann das Strafgeld um 50 Prozent erhöht werden, bei mehr als fünf Minuten sogar um 100 Prozent. Gut für den HSV: Zwar unterband Schiedsrichter Harm Osmers das Spielgeschehen auf Schalke umgehend, die eigentliche Unterbrechung (eingeleitet durch einen Pfiff) dürfte aber kürzer gewesen sein. Macht also 50 Prozent Aufschlag.
Alles in allem könnte dem HSV also eine Gesamtstrafe von mehr als 200.000 Euro drohen. Das gab es in der Vereinsgeschichte noch nie. Den bislang höchsten Betrag bilden die 164.380 Euro, die der Verein nach Pyro-Vorfällen im Anschluss an das Heimspiel gegen St. Pauli (4:3) im April 2023 zahlen musste. Ohnehin wurden in den vergangenen Jahren nach den Stadtduellen regelmäßig sechsstellige Strafen verhängt.
Ist der HSV in Kürze Spitzenreiter der Strafgeld-Tabelle?
Das Schalke-Spiel dürfte nun eine neue Dimension darstellen. Was die Vereinsbosse besonders ärgern dürfte: Schon vor den Geschehnissen lag der HSV mit einer Saison-Gesamtstrafe von 245.100 Euro deutschlandweit und ligaübergreifend auf Platz vier. Nun könnten die Hamburger sogar Köln (486.000 Euro) vom ungeliebten Spitzenplatz verdrängen. Der FC hatte erst in der Vorwoche eine Monster-Strafe von 290.600 Euro für Pyro-Vergehen rund um das Pokalspiel Anfang Dezember gegen Hertha erhalten.
Der HSV wird sich allerdings gedulden müssen, ehe er Post aus Frankfurt erhält. Bis das DFB-Sportgericht das Maß der Strafe festlegt, dürften mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate vergehen. Zudem kann der HSV anschließend noch gegen das Urteil vorgehen.
Am Sonntag empfängt der HSV den Karlsruher SC
Offen ist, wie sich der Zwist der HSV-Führung mit den eigenen Fans nun weiterentwickeln wird. Vor dem anstehenden Heimspiel gegen den KSC (27. April) soll die Bereitschaft zum Dialog im schwelenden Ticket-Zwist neu ausgelotet werden. Eine erneut heftige Reaktion des Anhangs am kommenden Sonntag wird in den eigenen Reihen nicht erwartet.
Wichtig: Auch Fan-intern hagelte es mächtig Kritik an den völlig aus dem Ruder gelaufenen Aktionen auf Schalke. Was zahlreiche anwesende HSV-Fans besonders ärgert: Die so sehenswerte vor der Partie gezeigte Choreo geriet durch die finsteren Vorkommnisse komplett in den Hintergrund.
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Zumindest eine gute Nachricht gab es im Laufe des Wochenendes dann doch: Bei der Polizei Gelsenkirchen sollen keinerlei Personenschäden gemeldet worden sein.
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