Papst Franziskus

Auch er verzweifelte manchmal an der Welt: Papst Franziskus im Mai 2024 in Rom Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Alessandra Tarantino

Papst Franziskus hielt zu den Flüchtlingen: Daran muss man jetzt erst recht erinnern

Papst Franziskus, der Ostermontag gestorben ist, hatte in so vielen Reden eine „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ angeprangert. Gleichgültigkeit gegenüber den Hungernden, Armen, den Flüchtlingen, Verfolgten, Gefolterten. Daran möchte man unsere neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner erinnern, die ebenfalls Ostern die Kirchen attackierte, die sich ganz im Sinne des verstorbenen Papstes gegen diese „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ stellen.

Gewiss würde Frau Klöckner diesen Zusammenhang empört zurückweisen. Nur ist es eben, wie es ist. Dröseln wir es mal etwas auf: Ausgerechnet zu Ostern legte sich Frau Präsidentin mit den Kirchen an; ausgerechnet in „Bild am Sonntag“, diesem Zentralorgan für Sinnsuche. Die Kirchen würden sich zu oft zu politischen Themen äußern, statt Trost und Stabilität zu spenden, schimpft Klöckner. Dadurch würden sie zu austauschbaren Nichtregierungsorganisationen (NGOs).

Julia Klöckners CDU sollte sich ein Beispiel an Papst Franziskus nehmen

Dafür, dass sich Kirchen für Tempo 130 einsetzten, „dafür zahle ich jetzt nicht unbedingt Kirchensteuer“, wettert die fromme Julia. „Ich glaube, von Kirche erwartet man sich diese sinnhafte Begleitung, diese Antwort auf Fragen, die ich in meinem Alltag habe, vielleicht auch Trost und Stabilität.“ So hätte sie sich schon mal „einen Tick mehr an Stabilität, mehr an Sinnstiftung und Seelenbegleitung“ gewünscht.

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Was, bitte sehr, verehrte oder doch nicht so verehrte Frau Präsidentin, soll dieses Wortgeklingel von „sinnhafter Begleitung“, „Trost und Stabilität“, „Sinnstiftung und Seelenbegleitung“?

Für die Bewahrung der Schöpfung sollten sie sich einsetzen, gesteht Frau Klöckner den Kirchen zu, polemisiert dann aber als Repräsentantin der Auto-Lobby-Partei gegen die kirchliche Forderung nach Tempo 130. Als wäre eine Geschwindigkeitsbegrenzung kein wichtiger Beitrag für die Bewahrung der Schöpfung.

Keine Partei außer der AfD will Deutschland so abschotten wie die CDU

Und wem dürfen die Kirchen „Trost und Stabilität“ spenden? Den Asylsuchenden, die nach dem Willen der Union auf keinen Fall mehr zu uns gelassen werden sollen. Und soll die von Frau Klöckner gewünschte „Seelenbegleitung“ den toten Seelen auf dem Grund des Mittelmeers gelten, die es zu Lebzeiten in den überfüllten Flüchtlingsbooten nicht mehr zu uns geschafft hatten?

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Außer der AfD will keine andere Partei Deutschland so hermetisch gegen Flüchtlinge aus den ärmsten Regionen der Welt abschotten wie Frau Klöckners Christen-Union. Klar, dass Frau Präsidentin von den Kirchen fordert, sie sollten sich aus der Politik raushalten. Sie will offenkundig vergessen machen, wie überdeutlich und konkret Jesus Parteinahme und Hilfe für die Ärmsten und Verfolgten verlangt hat: „Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.“

Das zu übersehen, erfordert ein hohes Maß an Gleichgültigkeit gegenüber den Geringsten, den Opfern, den Zurückgewiesenen den Ertrunkenen. Und genau gegen diese Gleichgültigkeit hat Papst Franziskus immer wieder gepredigt. Und deshalb muss man auch Frau Präsidentin daran erinnern.

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