Titanic-Ausstellung in Hamburg: Besucher können den Untergang selbst erleben
Das Licht ist schummrig. An der linken Wand brennen die Öfen, das Feuer knistert und zischt. Es ist heiß im Kesselraum sechs. Gestalten schaufeln Kohle in Öfen. Rauch wabert über den Boden. Es kracht. Wasser flutet den Raum, das Licht flackert. Nur drei der Männer werden überleben. Nach der Kollision mit einem Eisberg sank die Titanic in der Nacht vom 14. auf den 15. April auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York – vor genau 113 Jahren. Dieser Kesselraum steht nicht auf der Titanic, sondern in der Hamburger Innenstadt. Dort können Besucher die tragische Geschichte des Untergangs vom 17. April bis zum 14. September in der Ausstellung „Titanic – Eine immersive Reise“ nacherleben. Der Vorsitzende des Deutschen Titanic-Vereins, Malte Fiebing-Petersen, hat neueste Forschungskenntnisse in die Ausstellung integriert: So will er Mythen und Legenden enttarnen. Besucher merken schnell: Der 30 Jahre alte und weltberühmte Titanic-Film von James Cameron stimmt nicht immer mit den neuesten Erkenntnissen überein.
Die Ausstellung führt von der Kommandobrücke, wo die Eiswarnungen eintreffen, über das Krähennest mit Blick auf die ruhige, sternenklare Nacht, bis hin zu den Holzbänken eines Rettungsboots vor der sinkenden Titanic. Mehr als 300 Objekte sollen an das Leben auf dem Dampfer erinnern: Originale wie ein Liegestuhl vom Deck oder eine Holzvertäfelung aus dem Treppenhaus sind ergänzt durch Nachbauten von Fluren, Böden und Treppen. Videos von schäumenden Wogen in der Dritten Klasse sowie von der Kollision mit dem Eisberg machen die Geschichte lebendig.
Zu Beginn des Rundgangs erhalten Besucher eine Bordkarte: Sie schlüpfen in die Rolle eines Passagiers aus der 1., 2. oder 3. Klasse oder in die eines Crewmitglieds. Am Ende des Rundgangs erfahren sie ihr Schicksal: Ob die eigene Figur den Untergang überlebt hat oder nicht. Noch tiefer taucht man mit VR-Brillen in die Titanic ein: 15 Minuten lang können Besucher aus dem Tauchroboter die von Algen bewachsene Titanic auf dem Meeresgrund begutachten, über das Deck schlendern und durch die Gänge des sinkenden Schiffs irren – die Erfahrung kostet aber zusätzlich sechs Euro.
Hamburger auf der Titanic
In Köln öffnete vor zwei Monaten die erste immersive Titanic-Ausstellung in Deutschland. Doch für Fiebing-Petersen ist der Standort Hamburg besonders: Seine Leidenschaft für das zu seiner Zeit größte Schiff der Welt erwachte vor 27 Jahren bei einer Titanic-Ausstellung in der Hamburger Speicherstadt. Und Hamburg war auch an Bord der Titanic vertreten: Das Hamburger Unternehmen „Steinway & Sons“ hat die Klaviere und Flügel für die Titanic produziert und ein Hamburger Geschwisterpaar war als Passagiere an jenem Tag an Bord und überlebte den Untergang.
Ausstellung soll Opfern gedenken
Camerons Titanic-Film ist für Fiebing-Petersens ein Meisterwerk. „Das war wirklich das Beste, was man da rausholen konnte”, sagt der Experte. Im Vergleich zu anderen historischen Filmen sei Camerons Titanic so genau wie kein anderer. Er konnte sich mit dem Regisseur selbst schon über die Titanic austauschen. Für ihn ist sie mehr als nur ein Hobby: In seinem Zuhause ist ein eigener, abgeschlossener Raum nur der Titanic gewidmet. Auch die Wrackstelle hat er schon besucht. Die Titanic am Meeresgrund ist für ihn der Beweis: Die Menschen sind auf der Erde nicht die Herren über die Naturgewalten. „Für mich ist diese Ausstellung eben Teil dessen, dass die Menschen an Bord nicht umsonst gestorben sind, sondern man ihnen so gedenkt“, sagt er.
Obwohl die Titanic weder das erste Schiff war, das auf seiner Jungfernfahrt unterging, noch ihr Untergang die meisten Opfer verursachte, ist sie das bekannteste Schiffswrack der Weltmeere. Fiebing-Petersen vermutet, dass es an den herzzerreißenden und tragischen Schicksalen liegt: Er erzählt von Müttern, die Vater und Sohn auf dem sinkenden Schiff ließen und von Familien, die gemeinsam auf den Tod warteten.
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Die Ausstellung befindet sich in der Expo-Halle im Rathausviertel (Neß 9). Der Besuch kostet für Erwachsene von Montag bis Freitag 26 Euro (samstags, sonntags und an Feiertagen 28 Euro) und für Kinder 18 Euro (bzw. 20 Euro). Montags, dienstags, mittwochs und an Sonn- und Feiertagen öffnet die Ausstellung von 10 bis 18 Uhr.
Donnerstags, freitags und samstags von 10 bis 20 Uhr.
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